von Briard-Jutta(YCH) am 28. Dezember 1998 12:06
Liebe Birgit,
ich beschreibe Dir gerne, wie wir unsere Welpenspielgruppe aufgebaut haben. Wir haben einen Welpenauslauf gebaut, der eingezäunt und 2 zu 1 mit einem Zwischengitter abgeteilt ist. Es geht zur Not auch ohne Zaun, aber dann ist die Trennung der Welpen komplizierter. Das Gitter muß nicht hoch sein (ca. 80cm), aber so konstruiert, daß kein Welpe den Kopf durchstecken kann.
Im Auslauf gibt es einen Kriechtunnel (Kinderspielzeug reicht für Welpen, "echte" Hundetunnel sind sehr teuer), eine 2m² große Plastikplane auf dem Boden, ein Tor mit herunterbaumelnden Blechdosen, die bis ca. 10cm über den Boden reichen, ein Tor, von dem Flatterbänder aus bunten Plastikstreifen und Glitzerfolie hängen, eine Sandkiste mit niedriger Holzeinfassung zum Buddeln, eine Laufplanke, 20cm breit, 1,5 m lang, 30cm hoch mit Rampen zum Hoch- und Runterlaufen an beiden Enden, ein Plantschbecken mit Wasser (Tiefe ca. 15cm), das abwechselnd statt mit Wasser mit Plastikbällen ("Bällebad", Kinderspielzeug) gefüllt wird und unterschiedliche Bodenbeläge (Kies, Erde, Rindenmulch, Steinplatten und Gras). Diese Dinge sind immer drin. Zusätzlich haben wir noch eine Wippe, die aber nur für bestimmte Übungen in den Auslauf gestellt wird.
Für den Anfang würde ich Dir eine maximale Anzahl von 5 Welpen empfehlen, erst wenn Du etwas Routine hast, solltest Du auf allerhöchstens(!!) 8 aufstocken. Die Welpen sind im Idealfall alle etwa gleich alt (bestes Einstiegsalter: 8 Wochen), wobei die Rasse und Größe auch berücksichtigt werden sollten: Ein 16 Wochen alter Westie in einer Gruppe von 8-10wöchigen Welpen ist u. U. leichter zu integrieren, als eine 16 Wochen alte Dogge. Dazu später mehr.
Wir beginnen damit, daß die Hundebesitzer ihre Welpen vom Auto zum Spielplatz TRAGEN. Das hat folgenden Grund: Beim Anblick der anderen Hunde wollen die meisten Welpen nix wie hin (oder manchmal auch nix wie weg, lach). Demzufolge legen sie sich in die Leine, was das Zeug hält. Da sie aber nun mal gerade in der entscheidenden Prägephase sind, ist es unser erklärtes Ziel, die Welpen nicht systematisch dazu zu erziehen, an der Leine zu zerren. Arbeit an der Leine findet deswegen bei uns nur unter Bedingungen statt, die es uns UND den Welpen möglich machen, auch ein erwünschtes Verhalten zu erzielen. Jeder Hundebesitzer muß außerdem eine Decke für seinen Welpen dabeihaben. Wer sie vergißt, muß seine Jacke entsprechend zweckentfremden (sehr wirksam, lach). Flexileinen sind nicht erlaubt.
Im Auslauf werden alle Welpen gleichzeitig auf den Boden gesetzt und abgeleint, die Besitzer verteilen sich über den gesamten Auslauf. Dann ist 10 Minuten Spielen angesagt. Man erkennt sehr schnell die "Rambos" und die "Blümchen" unter den Hunden. Haben sich ein paar "Rambos" gefunden, die sich miteinander beschäftigen und die Schüchternen nicht belästigen, dürfen sie. Toben sie allerdings so wild durch den Auslauf, daß andere Hunde nur noch zitternd am Zaun sitzen, trennen wir. Je nach der jeweiligen Anzahl kommt eine Gruppe (die kleinere) in den kleineren Teil des Auslaufs. Die jeweiligen Besitzer gehen mit. Während des Spiels wird kein Welpe angesprochen oder gestreichelt, es sei denn, um in manchen Situationen gezielt einzugreifen. Eine solche wäre z.B., wenn ein Welpe ständig bei anderen aufreitet. Ich zeige dem Besitzer beim ersten Mal, wie es geht, ab dann ist er zuständig. Das bedeutet, daß jeder seinen Hund immer beobachten muß, also nix mit rumstehen und ratschen. Ist nur ein Hund sehr ängstlich, setzen wir ihn ins abgetrennte Teil des Auslaufs. Durchs Gitter kann er die anderen sehen, ist aber sicher. Sobald er sich sichtlich beruhigt hat, setzen wir einen sanften Welpen dazu. In den meisten Fällen sind nach einigen Stunden alle Welpen bereit und fähig, miteinander zu spielen. Manchmal kommt es allerdings vor, daß einzelne Welpen (meist aufgrund von Prägedefiziten vor der 8. Woche) die Anwesenheit vieler anderer nie ertragen. Sie werden dann auch nicht gezwungen, sondern bekommen "ihren" Lieblingspartner.
Nach der ersten Spielphase leinen alle Besitzer ihre Hunde an. Sie gehen dabei hin und holen sie ab. Spielende Welpen KANN man nicht zuverlässig abrufen, man würde ihnen nur beibringen, daß sie aufs Rufen hin nicht kommen brauchen. Die Leute stehen dann im Kreis mit ausreichendem Abstand, die Welpen werden auf die Decke gelegt. Das Liegenbleiben wird ständig kontrolliert und konsequent durchgesetzt. Das ist aber kein Problem, die Welpen lernen das ganz schnell. Ich erzähle dann etwas Theorie, z.B. der Gebrauch des Namens, die Bedeutung des Aufreitens bei Welpen, Körpersprache, Erziehung zur Stubenreinheit....etwa 10 Minuten. Dann kommt die "Arbeitsphase". Während die anderen liegenbleiben, mache ich mit einem Team eine Übung, z.B. abrufen. Dabei halte ich den Welpen fest, der Besitzer "verabschiedet" sich möglichst hingebungsvoll und geht einige Schritte weg. Ich halte dabei den Welpen an der Brust fest, nie am Halsband. Je heftiger er zu seinem Besitzer will, desto besser. Dann ruft er ihn mit "Komm!" Ich lasse den Hund los, der zu Herrchen düst und heftig gelobt und dann wieder angeleint und auf die Decke gebracht wird. Dann kommt der nächste dran.
Danach wird wieder gespielt, wie lange, hängt von den Welpen ab. Die letzte Einheit ist dann nochmal "Theorie", wo die Leute zunächst erklären müssen, was sie in der heutigen Stunde verstanden haben und dann noch individuelle Fragen stellen dürfen. Regel: Jeder jeweils nur eine. Dann werden die Welpen wieder zum Auto getragen.
Ich kann Dir folgendes Buch empfehlen: Heinz Weidt/Dina Berlowitz: "Spielend vom Welpen zum Hund".
Liebe Grüße,
Jutta