von Constanze+Jule(YCH) am 14. Juli 2000 12:22
Hallo Horst,
ich lese immer wieder, dass viele versuchen, das Apportieren direkt mit dem Holz zu beginnen. Meiner Erfahrung nach ist das aber nicht unbedingt der geeignete Einstiegsgegenstand wenn man einen apportierunlustigen Hund hat. Nimm doch erst mal was, was nicht so schwer und hart ist. Zum Beispiel einen kleinen Lappen, eine zusammengeknotete Socke o.ä.. Das nehmen die Hunde meistens lieber auf. Wenn die Übung dann sitzt, kannst Du ja sie langsam zu unangenehmeren Gegenständen steigern.
Wenn Deine Hündin ihren Schleuderball auf dem Spaziergang viel lieber möchte als ein Leckerchen, warum nicht? Ist doch völlig o.k. und ein Ball als Motivationsobjekt finde ich bei vielen Dingen sehr hilfreich. Ich würde aber immer beides etablieren, Futter- und Spielbelohnung, denn manchmal werden die Hunde durch die Ballmotivation so triebig, dass es schwer wird, zu arbeiten.
Wenn Deine Hündin zuhause gut apportiert und das ja auch auf dem Seminar getan hat, würde ich mal tippen, dass sie einfach die Verallgemeinerung nach draußen noch nicht kapiert hat. Ich würde also draußen nochmal ganz von vorn anfangen und auch die anfänglich kleinen Schritte belohnen. Genauso, wie Du die Übung drinnen aufgebaut hast, auch wieder ohne Kommando am Anfang.
Dass sie ihren Willen durchsetzen will, weil sie an den Ball will, denke ich nicht, zumindest nicht im Sinne von Grenzen austesten. Ich glaube, sie weiß einfach nicht so richtig, was Du draußen von ihr willst. Du schreibst, Du würdest dann die Übung abbrechen und erst auf dem nächsten Spaziergang wieder anfangen. Das frustriert sie natürlich und sie kann sich das sicherlich auch nicht so lange merken, dass da jetzt beim letzten mal was falsch gewesen sein soll und sie es diesmal anders machen muss.
Fang doch auf dem Spaziergang wirklich mal wieder ganz von vorne an. Und belohne sie dann für die ersten richtigen Schritte auch sofort mit ihrem Ball. Ich schätze, dann wird sie recht schnell herausfinden, dass ihren Ball ja kriegt, wenn sie was dafür tut.
Kann es ein, dass Du früher auf dem Spaziergang mit ihr oft mit dem Ball gespielt hast, ohne dass ihr dabei geübt habt? Das ist ihre Frusttoleranz natürlich recht niedrig, wenn sie nun plötzlich eine komplette Übung, die zudem noch nicht richtig verallgemeinert ist, ausführen muss, bevor sie das Ding, dass sie in Deiner Tasche weiß, endlich bekommt. In dem Fall würde ich vielleicht mal den alten Ball zuhause lassen und einen neuen nehmen, den sie noch nicht kennt und der auch noch nicht so schön stinkig riecht. Sie darf dann auch nicht sehen, dass Du ihn einsteckst. Steck ihn auch nicht in die gewohnte Tasche sondern vielleicht in die Innentasche Deiner Jacke. Und wenn ihr dann die Übung neu aufbaut, zauber zauber, kommt plötzlich ganz unerwartet ein neuer Ball als Belohnung dahergeflogen.
Ich hoffe, es waren ein paar brauchbare Tipps für Euch dabei.
Gruß
Conny