von Wiebke(YCH) am 03. Mai 2003 05:45
Hi Nina,
zuerst braucht der Hund Freude am Greifen des Apportls und Freude daran, es zu verfolgen. Das scheint Deine ja schon bekommen zu haben.
Dann hast Du etwas, womit Du den Hund belohnen kannst: das wieder weg Werfen.
Sobald das funktioniert, kann man draußen auf einen ablenkungs-armen Platz gehen (z.B.große Parkplatzfläche am Wochenende ;-)) und dort üben. Wenn sie es dicht zu Deinen Füssen legt, stösst Du es weg, damit sie es erneut 'jagen' kann. Wenn es nicht dicht genug ist (so in etwa wie die besseren Versionen bisher), interessierst Du Dich nicht dafür, guckst in die Luft, siehst es (leider) nicht. Sie wird es dann vermutlich irgendwann dichter heranschupfen, wenn aufforderndes Hüpfen und Bellen Dir keine wie auch immer geartete Reaktion entlocken können: fein, Loben und werfen.
Schön langsam kannst Du dann die Spielregel - es gehört dichter zu mir, ich bin 'kurzsichtig' bemerke es sonst nicht - immer weiter 'verschärfen', bis sie es Dir in die bodennah ausgestreckte Hand legt.
Irgendwann tut sie das dann so zuverlässig, dass Du damit beginnen kannst, dich dabei zum Stehen aufzurichten und ihr die Hand auf normaler Höhe hin zu halten.
Die nächsten Versionen beinhalten dann, dass Du überhaupt erst hinzugreifen beginnst, wenn sie dir das Apportl mit erhobener Schnauze entgegenstreckt und noch später, dass Du ihr auch schon mal über den Rücken - und noch später auch über den Kopf - streichen kannst, bevor Du es greifst und sie sollte es dabei noch festhalten. Ach ja, ein Vorsitzen kannst Du ebenfalls irgendwann zur Spielregel machen.
Man wird daran denken müssen, dass bei dieser Art der Schulung (ohne Clicker, ohne Futterbelohnung für Richtiges) die Freude am Apportieren eigentlich nur eine am Hinterherjagen ist. Alles andere ist bestenfalls 'Vorfreude'. Damit liegt auch nur dort die Motivation des Hundes. Nur kurz zu üben, es immer spannend für den Hund zu machen, auch einmal eine nicht so gute Version durch einen prompten Wurf zu belohnen, wenn man gerade den Übungsschwerpunkt auf etwas anderes gelegt hatte in dieser Übungseinheit, hält den Hund bei der Stange.
Ach ja, fällt mir gerade ein: das Üben auf einem weiträumigen Parkplatz hat einen weiteren Vorteil - man kann in verschiedene Richtungen werfen. Wenn man beim Spazieren auf Waldwegen immer oder überwiegend in Gehrichtung schmeisst, wird der Hund diese Richtung und damit seine Laufrichtung 'antizipieren', vorhersehen und ist damit immer weniger motiviert, zu einem zurückzukommen, insbesonders dann nicht, wenn man hier und da einen Schritt auf das abgelegte Apportl zu macht. Wenn es dagegen häufiger nach hinten weg fliegt, führt ihn genau dieses Antizipieren schon mal in der Bringphase dichter an dich heran -klaro, nicht wahr?
Daher auch logisch die Reaktion der Werfmaschine auf frühzeitiges Ablegen: man geht/ rennt zurück - es wird durch vorzeitiges Ablegen also nur mühsamer für den Hund. Am besten setzt man sich anfänglich schon mal rückwärts in Bewegung, wenn der Hund noch flott zurückkommt: auch Hunde können nicht so gut 2 Dinge gleichzeitig tun - während er also beschleunigt, um einen einzuholen, wird er zumeist geistesabwesend seinen Kiefer schließen und damit weitermachen, was er gerade tat: halten! Ausspucken tut er meist erst, wenn er abstoppt und den Kopf senkt. Weiterer Parkplatzvorteil: man kann da leichter rückwärts socken, ohne zu stolpern, nicht wahr?
Vorsicht: zu viele Spielregeln auf einmal den Spaß des Hundes am Mittun.
Bei meiner hatte ich damit ERfolg, dass ich bereit war, praktisch alles zu ändern - insbesonders die Anzahl von Würfen, was anfänglich oft nur einen ergab... - nur ihr Schwanzwedeln und Tempo beim Zurückkommen möglichst konstant zu halten versuchte. So konnte ich ihre Motivation stets etwa gleich hoch halten und damit dann auch rasch verschiedenste Spielregeln für dieses von ihr mehr und mehr begehrte Spiel zu lehren beginnen. Heute trägt sie das Apportl notfalls auf Aufforderung auch erst dreimal um mich herum, bewor ich es ihr irgendwann abnehme. Wenn sie mal zwischendurch ablegt, weil sie z.B. ein Stück Ohr mitgefasst hat (sie ist kein Retriever .-)) genügt ein Abrufen, damit sie es rascher wieder richtig fasst und bringt - und auch da sollte ich eigentlich keine solche ERmunterung vorgeben, sondern mich einfach umdrehen und machen, dass ich wegkomme, fällt mir gerade beim Schreiben so ein... seine eigenen Regeln und Tipps manchmal auch selbst zu beachten kann ja nicht schaden, was meint ihr?
Es gibt natürlich noch 1001 andere Arten, so etwas zu lehren, insbesondere mit dem Clicker. Melde Dich doch mal, ob Du mit dieser Art eventuell schon 'erste Zentimeter' auf dich zu gewinnen kannst...
Liebe Grüße
Wiebke