Reinhold schrieb:
:: den Zungenschnalzer finde ich o.k., aber nur wenn Du damit ein exaktes
:: Timing zustande bringst und der Schnalzer wirklich jedesmal genau gleich
:: klingt, denn davon hängt ganz Vieles ab. Behalte das gut im Auge.
Harr schrieb:
: ich find's halt einfach saupraktisch!
Hallo Harr,
ja ----, es ist "saupraktisch" und ich verwende es ja selber auch, bloß kriege ich mit dem Clicker ein noch exakteres Timing als mit der Zunge und vor allem immer den gleichen Sound. Das ist nicht zu unterschätzen. Vor allem wenn der Hund zum ersten Mal mit dem Clickertraining konfrontiert wird.
Mein kleiner Sohn ( soeben 5 Jahre alt) hat bei mir abgeguckt, wie ich mit Ayko clickere. Natürlich kriegt er nie einen Clicker in die Hand, damit er nicht in meine Arbeit pfuscht. Das macht ihm aber gar nichts aus, er braucht auch keinen Cl.icker, er sagt einfach mit seiner hohen Kinderstimme "click" und das funktioniert auch, Ayko konzentriert sich dabei voll auf ihn.
Trotzdem rate ich jedem Anfänger zum Clicker, weil gewisse Probleme damit einfach nicht auftreten. Aber grundsätzlich muss man wissen, dass Clickertraining nicht an den Clicker gebunden ist. Man kann auch andere Geräusche verwenden, sofern sie kurz, präzise zu timen und exakt reprodzuierbar sind und sich für den Hund hervorragend von den Alltagsgeräuschen abheben.
Hab's mit zwei Übungen probiert (jeweils in unterschiedlicher Umgebung):
1. Pfote geben (im Wohnzimmer)
2. Fuss gehen (draussen)
Für den Anfang ist es sehr klug, wenn Du für jede Übung eine andere Umgebung wählst. Damit schaffst Du für Ronja eine einfachere Situation. Sie weiß sofort aufgrund der Umgebung, welche Übung gerade dran ist.
Später, wenn sie besser mit dem Clickertraining vertraut ist und auch die Bedeutung von FALSCH richtig sauber kapiert hat, dann kannst Du durchaus parallel auch 3...5 verschiedene Übungen in ein und derselben Umgebung üben. Das fordert sie geistig mehr und sie wird dadurch noch mehr und noch sorgfältiger auf Deine Worte achten und es fördert ihre Experimentierfreudigkeit. Sie wird Dir nämlich dann der Reihe nach alles zeigen, was sie an diesem Ort jemals schon geübt hat. Du quittierst jeweils mit FALSCH, bis sie bei der "richtigen" von Dir gewünschten Übung angelangt ist. Das alles gilt für die zweite und dritte Etappe des Clickertrainings. Du erkennst zwar, dass Ronja der aktive Partner ist, aber Du steuerst trotzdem bewußt mit Deiner Reaktion, wohin das Ganze läuft.
Ich schildere Dir jetzt mal den genauen Ablauf:
zu 1.) "Gib Pfötchen":
- hab mich vor sie hingestellt und nix gemacht. Sie sass brav vor mir.
- irgendwann kam der "Milchtritt", also Pfote hoch.
- in diesem Moment C und danach B
- sie hat das dann mehrere Male selbständig gemacht und es gab
von mir immer C und B.
Das liest sich sehr gut. "sie hat das mehrere Male selbstständig" gemacht, daraus schließe ich, dass sie kapiert hat, dass sie jetzt der aktive Partner im Geschehen ist.
Wenn Du allerdings hier geschrieben hättest: "Sie wiederholt das _Pfötchen geben_ mit wahrer Begeisterung immer und immer wieder" und "......die ich rief die Geister, die werd´ ich nun nicht los.....", dann wäre das sehr gut mit Auszeichnung gewesen. Aber was nicht ist kann noch kommen. Du mußt nur die Motivation entsprechend höherschrauben. Für effektives Shaping ist es sehr wichtig, dass Ronja die Übungen mit Begeisterung wiederholt und sich nicht irritieren läßt, wenn eine schlecht ausgeführt und deshalb nicht mit C&B belohnt wird. Nur so ist Shaping möglich. Einen Hund, der mit Begeisterung bei der Sache ist, den irritiert das ausbleiben von C&B nicht, sondern auf den wirkt das sogar noch motivationssteigernd.
- dann habe ich mich daran erinnert wie Neuronale Netze funktionieren
und das Signal eingeführt (sonst wird's ja langweilig), also:
Signal ("Gib Pfötchen"
, warten auf Pfote, dann sofort C + B.
Das ganze mehrmals.
Du hast nach der 2. Etappe die 3. Etappe übersprungen und bist gleich zur 4. Etappe, der Befehlseinführung gehüpft.
Die dritte Etappe beeinhaltet höchst interessante, wertvolle Dinge, wie Shaping und Bestärkungsschemata. Das ist die Delikatesswarenabteilung des Clickertrainings. Nachlesen über Shaping und Bestärkungsschemata kannst Du speziell hier auf www.yorkie-hundeforum.com unter "Einführung ins Clickertraining" (siehe Kopf des Clickerforums) oder zum Beispiel bei Klaus (www.clicker.de) um nur mal zwei Fundstellen zu nennen. Hier tut sich Dir ein ganz großes Betätigungsfeld auf.
Der Zeitpunkt, wann für eine Übung das Signal eingeführt wird, muss mit Überlegung gewählt werden. Aber beim Pfötchen geben bist Du immer auf der sicheren Seite, denn das ist nirgends Prüfungsfach. ;-))))))
- Dann Signal weggelassen (so lernen zumindest neuronale Netze das Signal, d.h.
gezielt einen Fehler herbeiführen): es kam die Pfote, aber von mir
kein C + B, weil kein Signal. Ronja hat ziemlich dumm geschaut.
(ratter ratter...)
Perfekt ! Ich sehe es läuft super! In diesem hilflosen Moment, wo die Bestätigung C&B plötzlich ausbleibt, ist Ronja voll auf Dich konzentriert, stimmt´s. Da brauchst Du kein E-Reiz-Geräte-Soft-Kribbeln per Knopfdruck und digitaler Funktechnik um zuverlässigsten Blickkontakt herzustellen und aufrecht zu erhalten. Gell ???? Auch mein 5-Jähriger schafft sich auf diese Weise zuverlässigen Blickkontakt mit unserem Setter und das allein mit seinem hohen Kinderstimmchen. Ein Gedicht ist das, sowas zu erleben, ohne Funktechnik.
- das ganze abwechselnd: Signal, und wenn Pfote kommt: C+B.
Kein Signal, kein C+B.
Spitze: Zur Einführung des Kommandos gehört Beides zwingend dazu.
Das ist ganz furchtbar wichtig! 100 Punkte.
Die erste Zeile ist ohnehin jedem klar, aber die zweite Zeile hat es in sich, sie wird oft vergessen. Das nennt man dann umgangssprachlich "Pfusch am Hund!"
- am Ende hat sie richtig auf das Signal gewartet, bevor die Pfote kam.
Ich denke deshalb, sie hatte es zu diesem Zeitpunkt "verstanden".
So sehe ich das auch! Und es freut mich.
Das liest sich wirklich ganz vielversprechend.
Am nächsten Morgen dann die Kontrolle (im Flur, d.h. anderer Ort):
"Gib Pfötchen" und wie aus der Pistole geschossen kam die Pfote
und von mir C + B.
Frage: war das bis jetzt richtig so?
Ja, einwandfrei!!! Perfekt, volle Punktzahl.
Und wieviele Tage insgesamt hat das jetzt gedauert, bis Du soweit warst???
Nun kann natürlich sein, dass sie das Signal schon vom Vorbesitzer
kannte. Deshalb mache ich jetzt das gleiche noch Mal mit einem
Stock (also Stock mit der Nase berühren) und berichte dann morgen.
Da bin ich mir ziemlich sicher, dass es neu für sie ist.
Ein guter Gedanke und ich wünsche Dir raschen Erfolg mit dem Zeigestock.
zu 2.) "Bei Fuss"
- immer wenn sie sich neben mir an meiner linken Seite befindet,
gibt's ein C + B (B = der Taschenlampe, alias dem "Das Lichttier"
.........................................
.........................................
- manchmal läuft sie schon mehrere Sekunden links neben mir und
wartet auf den Click, aber das ist noch nicht sicher reproduzierbar,
also eher Zufall.
Prinzipiell sehe ich dass es wohl richtig läuft bei Euch. Aber Du merkst selber schon, dass das Fußgehen-Lernen mit dem Clicker höhere Anforderungen stellt und sich deshalb vielleicht nicht so gut als Einsteiger-Übung eignet, wobei ich mehr an Ronja, als an Dich denke. Clickertraining ist die Methode der kleinen und der kleinsten Schritte. Niemals darf man den Hund überfordern und man muss immer scharf nachdenken, ob der Hund nun das anliegende Problem genauso sieht, wie Du als Trainer. Ist das nicht der Fall, lernt er schnell etwas anderes, als das, was Du von ihm willst. Deshalb mein Rat: Erst Erfahrung sammeln mit den sogenannten harmlosen "Zirkuskunststückchen" und dann erst an so elementar wichtige Dinge herangehen, wie zum Beispiel das perfekte Fussgehen. Wenn man nämlich so ein Zirkuskunststückchen verpfuscht, dann kann man es einfach in der "Abfallkiste" verschwinden lassen, als "Lehrgeld" von der Steuer absetzen und sich ein völlig neues, anderes Kunststück ausdenken. Es entstehen daraus keinerlei Folgeprobleme und man verpfuscht damit keine Prüfungsvorbereitung.
Ich habe geschrieben:
"Clickertraining ist die Methode der kleinen und der kleinsten Schritte. Niemals darf man den Hund überfordern"
Um die Schrittgröße zu überprüfen gibt es einen immer gut sichtbaren, untrüglichen Massstab: Das ist der Hundeschwanz, beim Clickertraining muss er immer wackeln. Hört er auf zu wackeln und senkt sich nach unten, dann war meist die Schrittweite zu groß. :-)))) So lustig das klingt, so viel Wahrheit steckt in diesen schlichten Sätzen.
Zum Clickertraining gehören immer zwei synergetische Portionen gute Laune, die eine Portion kommt vom Trainer, die andere vom Hund. Fehlt eine oder beide, dann ist der Wurm drin. Geht zwischendurch beim Üben eine oder beide verloren, dann lag es meist an der Schrittweite.
Bin ich schlecht gelaunt, dann bleibt der Clicker konsequent im Regal liegen.
:: Jetzt kommen wieder die Zweifler: "Bei meinem Hund funktioniert
:: das aber trotzdem nicht!"
:: Hat Dein Hund auch begriffen, dass *er* der aktive Partner ist?
:: Hat er kapiert, dass das "Click" eine Folge seiner Aktion ist?
:: Versucht er jetzt schon die bestätigte Handlung von sich aus freiwillig zu wiederholen????????
: Bin mir noch nicht sicher. Mehr weiss ich es erst nach der Übung
: mit dem Touchstick. Eigentlich kann man das doch erst sagen,
: wenn der Hund auf diese Weise bereits mehrere Übungen gelernt hat, oder?
Ja, sicher hast Du da recht. Man erkennt es aber auch schon im Ansatz an der Begeisterung, mit der er die erste erlernte Übung wiederholt um das ersehnte Leckerchen zu bekommen.
: In diesem Zusammenhang habe ich noch eine weitere Frage:
: Sollte man nicht ein Signal einführen, anhand dessen der Hund
: erkennen kann, dass es jetzt mit dem Clickertraining losgeht
: bzw. wann Schluss ist?
Erfahrungsgemäß brauchst Du das nicht. Die Hunde erkennen an den Vorbereitungen, wenn es losgeht. Unterwegs beim "Fußgehen" bist vielleicht Du zunächst einmalig der aktive Partner, indem Du ein erwünschtes Verhalten an"clickst" (sorry: an-schnalzst), das dürfte genügen, Deiner Ronja klar zu machen, dass jetzt Clickertraining angesagt ist.
Es gibt nämlich durchaus Zeiten, da verlange ich von meinem
Hund, dass er mich in Ruhe lässt (z.B. wenn ich am Schreibtisch
im Büro sitze und arbeite). Das hat Ronja auch absolut begriffen.
Ja, das habe ich von Anfang an voll im Griff behalten, dazu gehört die übliche Konsequenz. Ich beginne das Clickern und ich beende es auch, indem ich ihm zum Abschluß als Jackpott für eine besonders gut gelungene Übung die Futterschüssel fülle und hinstelle. Damit lasse ich ihn dann alleine und damit fällt der Vorhang der Clickersession. Ayko und wird anschließend "schlafen" geschickt, während ich mich wieder meinem eigenen Brötchenerwerb widme.
Auf der einen Seite bin sozusagen immer ich derjenige, der
zur Aktivität aufruft bzw. die Initiative ergreift (ich bestimme,
wann es rausgeht, wohin gelatscht wird, etc...). Auf der anderen
Seite soll der Hund aber beim Clickertraining den Spiess ja
gerade rumdrehen, d.h. mich zu etwas bringen.
Ich denke, wenn Du jetzt im Vorfeld schon so präzise die Problem vorhersiehst, dann wirst Du sie von Anfang auch voll im Griff behalten. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden, ich habe beschrieben, wie es bei uns abläuft. Der Hund erkennt an den Vorbereitungen, dass die Clickersession ansteht, wenn es losgeht, dann entwickelt er sein Explorationsverhalten und das Ende der Session ist auch klar ersichtlich für ihn. Das hängt aber in hohem Maße stark von Deiner Konsequenz ab.
Meiner Meinung nach sollte man deshalb dem Hund ganz klar sagen,
wann er "am Ruder" ist.
Was meinst Du dazu?
Ein gute und kreative Idee, warum eigentlich nicht? Versuchs mal mit "Auf geht´s"
oder mit "Clickertraining!". Ronja wird auch das lernen.
Andrerseits sind Hunde so feinfühlige Beobachter, dass sie an den kleinsten Anzeichen merken, wann sie an der Reihe sind. Oftmals sind sie dabei sogar noch schneller als wir. Sie riechen den "Braten" schon vor uns. Während wir uns noch mit unseren Zweifeln beschäftigen, sind die Hunde schon mittendrin im Clickertraining.
Ich denke dass es wichtig ist, dass wir selber auch so gute Beobachter werden wie unsere Hunde und vor allem merken, wenn der Hund etwas Neues ausprobiert, dass wir auch merken, wann er dabei bestätigt wird und wie schnell er etwas gelernt hat, was gar nicht unsere Absicht war. ;-))))
Gerade das Clickertraining bietet das ein weites Feld an Beobachtungsmöglichkeiten.
Diese Diskussionen in solchen Hundeforen haben bestimmt viele Nachteile, aber es zeigt sich auch ein Vorteil: Es kommen einfach vielmehr kreative Ideen zusammen, als wie wenn einer vom anderen bei einem Seminar nur abguckt und nachahmt. Die Unvollkommenheit der verbalen Beschreibungen lassen Spielraum und den füllt doch mancher in eigener Kreativität auf und das muss nicht immer falsch sein, sondern kann auch völlig neue Wege auftun.
Noch etwas: Du hast gewisse Vorbehalte gegen die Motivation mit Leckerchen. Das hast Du nicht näher erläutert. Es wäre aber interessant zu wissen, warum.
Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko