von Ingrid und Sina(YCH) am 21. Juli 2000 11:18
Hallo Sara,
das mit dem Tagessitter verwirrt den Hund überhaupt nicht. Das Problem ist nur, jemanden zu finden, der das auch konsequent macht.
Vor 5 Jahren bekam ich einen Hund: Mona, 7 Jahre alt, ängstlich, schlechte Vergangenheit. Sie war anfangs tagsüber alleine zu Hause, wurde aber jeden Mittag eine halbe Stunde ausgeführt. Dann hatte ich jemand, der sie ab mittags zu sich nahm. Aber auch das dauerte nur ein halbes Jahr. Und dann zog ich um in ein Haus mit Garten. In der Nähe wohnte eine Frau, die 3 Hunde hat. Ich sprach sie an und brachte Mona jeden Tag dorthin. Mona liebte es über alles dort zu sein. Wenn ich mal Urlaub hatte musste ich trotzdem mit ihr einmal die Woche dorthin. Mona hatte nie Probleme damit, dass sie 2 Bezugspersonen hat.
Mona lebt jetzt nicht mehr. Dafür gibt es seit 6 Wochen Sina. Jetzt 1 Jahr alt. Wieder total ängstlich, Sina hat aber Panik vor Menschen aufgrund von schlechter Welpenprägung und Misshandlung als Welpe.
Auch sie geht jeden Tag zur "Tagesmutter". Auch sie kann es morgens nicht erwarten, dort hin zu kommen. Und auch sie kann es nachmittags nicht erwarten, dass ich wieder komme.
Sina ist ein besonders gutes Beispiel dafür, dass es klappen kann, denn bei ihr fange ich gerade erst mit der Erziehung an. Sie darf dort Dinge tun, die sie bei mir nicht darf. Und sie unterscheidet es. z.B. darf Sina bei mir, wenn ich esse, nicht betteln. Bei der Tagesmutter bekommt sie ab und an vom Tisch. Somit sitzt sie dort aufrecht neben dem Tisch und bettelt, bei mir liegt sie unter dem Tisch und schaut in eine andere Richtung.
Eine goldene Regel gibt es allerdings für mich: Es ist ein Muss, fast ausschliesslich meine ganze Freizeit mit Sina zu verbringen. D.h. an den Tagen, an denen ich arbeiten gehe, gehe ich abends ohne sie nicht weg. Und am Wochenende gehe ich höchstens 1x ohne sie weg und da auch nicht länger als 5 Stunden. Es gibt natürlich schon mal die Ausnahme von der Regel, dies aber nur äusserst selten.
Sicher hätte ich Sina (und auch vorher Mona) lieber immer bei mir. Und sicher ist das nur die zweitbeste Lösung. Und nur möglich, wenn Dein Hund auch Dein Hobby ist. Und Du bereit bist, aufgrund des Hundes auch auf Dinge zu verzichten, weil er in Deiner Freizeit bei Dir sein soll. Und beide Hunde waren/sind aufgrund ihrer Ängstlichkeit schwierig zu handeln. Man braucht viel Zeit und Geduld um Fortschritte zu erzielen. Und die hat nicht jeder. Für Mona war ich z.B. schon der 5. Besitzer. Aber trotzdem wurde sie ein Hund, der am Ende viel Selbstvertrauen hatte. Sina hat auch schon eine Menge hinter sich: Wild geboren, 6 Monate wild gelebt, dann 4 Monate lang spanisches Tierheim und spanische Privatpflege, dann 3 Wochen deutsche Pflegefamilie, dann zu mir. Und auch Sina macht Fortschritte, ist im Haus und Feld schon sehr sicher. Auch weil sie sich in der Tagespflege an den anderen Hunden orientieren kann.
Du siehst, es geht.
Viele Grüsse