Positivkonditionierung - Mißverständnis?
von Sabine & Pyris(YCH) am 30. März 1999 19:49
Hallo Martin,
herzlichen Dank für die Antwort. Sieht so aus, als ob mir gemäßigte Formulierungen nicht liegen.
: wir können den üblichen signalfluß mit dem hund nicht unterbinden, es sei denn, wir wären exzellente schauspieler.
Der Signalfluss ist da, aber der Hund hat gelernt, dass er nicht darauf reagieren soll; so meine ich das schon. Ich rede allerdings theoretisch darüber, denn ich habe hier zwar schon viel über Clicker gelesen, aber es nicht ausprobiert. Die Sache mit dem Touch Stick habe ich nur kurz angelesen, deshalb verbessere mich abermals, wenn ich das falsch verstanden habe.
Zuerst lernt der Hund: Click = gut = Belohnung folgt. Dann lernt er mit dem Touch Stick (den man benutzt, um etwas garantiert Neues zu haben, womit der Hund noch keine Verknüpfungen hat): Ich darf ausprobieren, und das einzige Signal, das für mich Bedeutung hat, aus dem ganzen Signalfluss, der vom Besitzer kommt, ist das Click.
Die weitere Erziehung erleichtere ich dem Hund dadurch, dass ich in kleinsten Schritten arbeite. Aber meine Ungeduld, wann er denn endlich zuverlässig längere Zeit auch bei Ablenkung frei bei Fuß läuft, die signalisiere ich ihm ständig, während ich ihn für die drei Schritte in voller Aufmerksamkeit, die er bisher schafft, mit dem Clicker bestätige. Er kann sich in dieser Situation darauf verlassen, dass sein Verhalten o.k. ist, weil er gelernt hat, meine Signale, die nicht mit dem Click übereinstimmen, zu ignorieren. Oder nicht?
: aber der wortmüll und die unkontrollierten emotionen fallen fort.
In einer Zeitschrift habe ich gelesen, Clickertraining sei eine emotionslose Methode. Das hat mich damals geschockt, weil wie war das noch? Der Hund ist ein Gefühlsmensch mit ziemlich wenig Verstand? Das trifft (nicht nur) des Pudels Kern recht genau, finde ich. Und diese Wesen sollen emotionslos erzogen werden? Aber ich habe mir klar gemacht, dass der große Vorteil des Clickers darin besteht, die störenden Emotionen wie Ungeduld, Unlust, Ärger, Wut unwichtig werden zu lassen. Weil - davon bin ich immer noch überzeugt - der Hund gelernt hat, solche Dinge nicht wichtig zu nehmen, sondern auf den Clicker zu achten.
Und auch die Erfahrungen mit Deinen Tierheimhunden: Sie wussten endlich (vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben), woran sie sind und woran sie sich halten sollen. Ich war wirklich überzeugt, eine gute Erklärung gefunden zu haben, warum Problemhunde, und noch dazu so verschiedenartige, auf den Clicker so gut ansprechen.
Wenn alle meine Folgerungen falsch sind, dann muss ich mir unbedingt anschauen, wie die Arbeit mit dem Clicker abläuft. Und noch mal: Ich möchte niemanden angreifen, und ich fühle mich nicht angegriffen, sondern nehme gierig alle Erklärungen auf, weil sie mich nur darin weiterbringen können, meine Hunde besser zu verstehen.
In diesem Sinne forschende Grüße
Sabine