Abgewöhnen von Futteragression :: Hundeerziehung + Soziales

Abgewöhnen von Futteragression

von Thomas u. Sandra(YCH) am 27. Juli 2001 09:50

Hallo Leute,

ich hätte gern mal Eure Meinung bzw. Erfahrungsberichte.
Also es geht um folgendes: wir wollen demnächst einen Hund aus dem Tierheim zu uns nehmen. Wir gehen schon seit einiger Zeit jedes Wochenende mit ihm spazieren und er ist so im Ganzen ein freundlicher, lieber Hund. Zur Zeit etwas überdreht, aber das wird sich bei entsprechender Bewegung wohl ändern.
Nun hat man im Tierheim festgestellt, daß er eine "Macke" hat. Und zwar darf man nicht in seine Nähe kommen, wenn er Futter oder einen Kauknochen hat. Er fletscht sehr heftig und hat wohl auch schon versucht zu schnappen. Ob mehr passieren würde, hat man natürlich nicht ausgetestet.
Wir sind bereit notfalls mit diesem Verhalten zu leben (Kinder haben wir nicht) aber es würde uns doch interessieren ob und wie man dieses Verhalten in den Griff kriegen könnte.
Noch einige Fakten: Kastrierter Rüde, ca. 2 - 3 Jahre alt, ca. 50 cm hoch, undefinierbare Mischung. Vom Vorleben ist nur bekannt, daß er zuletzt bei einem Penner gelebt hat, der hat ihn dann in einem Asyl zurückgelassen.
Vielen Dank für Eure Hilfe
Thomas u. Sandra

von Tharin(YCH) am 27. Juli 2001 10:49

Hi!

Mal vorneweg: Ich würde es mit der Bewegung nicht übertreiben. Man kann da - gerade bei gestressten Tierheimhunden - zuviel des Guten tun.

Wenn du schrebst, dass das Kerlchen überdreht ist, mag es auch sein, dass er im Moment sehr heftig reagiert am Futter eben wegen des Stresses.
Denk mal dran, wie du bist, wenn du gestresst bist. Besodners liebenswert und höflich, nehme ich an. winking smiley

Das soll aber nicht heißen, dass du bei allem, was dir nicht passt, sagst: "Ei, er ist halt so gestresst."
Ne, du solltest dir überlegen, wie euer Zusammenleben aussehen soll, d.h. welche Regeln für ihn gelten sollen. Diese musst du ihn lehren und konsequent daran festhalten.

Belohne ihn für erwünschtes Verhalten.

Was die Futteraggression angeht, könntest du ihm sein Futter statt in einer Schüssel aus der Hand füttern. Am besten lässt du ihn noch dafür arbeiten. D.h. du lässt ihn z.B. erst mal Sitz machen, falls er das schon kann. Dann bekommt er eine Hand voll Futter von dir.
Hast du das schon mal probiert? Dann fletscht er dich nicht an, oder?
Übe das Sitz als Möglichkeit, sich ein Leckerli zu verdienen.

Er soll lernen, dass von dir Futter kommt, statt dass du es ihm wegnimmst. Allerdings kommt das Futter nicht durch Bedrohen, sondern durch Benehmen, wie du es wünschst.

Wenn das schon gut klappt und du meinst, ihr könnt eine Stufe höher gehen, kannst du Tauschgeschäfte anbieten. Fang nicht gleich damit an, dass er leckerste Knochen eintauschen soll. smiling smiley

Erst mal irgendetwas, was auf seiner Werteskala ziemlich weit unten angesiedelt ist, vllt. ein Stück altes Brot oder sowas. Du aber hast ein superleckeres Leckerli. Und du bleibst in genügend Abstand zu ihm, dass er nicht mit Drohen anfangen muss.
Du lockst ihn nicht mit dem Leckerli.
Du kannst es ihm mal kurz zeigen und dann gibst du es ihm, sobald er dich ignoriert oder sogar sich freundlich verhält oder mal kurz von dem Brot ablässt. Vllt. kommt er ja sogar schon gleich und setzt sich. Das kennt er ja schon.

Ist dann deine Anwesenheit in dieser Nähe nicht mehr beunruhigend für ihn, beginnst du, den Abstand zu verkleinern. Aber eben immer so, dass du das unerwünschte Drohen nicht provozierst, sondern dass du noch genügend erwünschtes Verhalten (vom Brot ablassen z.B.) von ihm bekommst, um ihn zu belohnen.

Wenn du dann bei ihm angekommen bist, kannst du so wie beschrieben dich immer weiter mit der Hand an das Brot "herantasten".

Bist du dann soweit, dass du das Brot anfassen darfst, kannst du damit beginenn, das Brot gegen Leckerli einzutauschen. Du darfst das Brot haben, er bekommt ein super Leckerli dafür und das Brot zurück.
Allmählich kannst du dann auch mal dazu übergehen, bisweilen das Brot zu behalten. Aber übertreib' es damit nicht. smiling smiley


Achja: Er warte nicht, dass alles vonheute auf morgen abläuft. winking smiley

Und klasse, dass du bereit bist einen "Hund mit Macke" aus dem Tierheim zu holen!

Tharin

PS: Kennst du die Bücher "Clickertraining", einmal von Martin Pietralla und einmal von Birgit Laser? Kann ich dir wärmstens gerade bei einem Tierheimhund empfehlen. Als Einsteigerbuch das von Birgit, dann danach das von Martin. smiling smiley

von Sam(YCH) am 27. Juli 2001 11:09

: Hallo, kann mich Tharin nur anschließen und finde es auch
klasse, dass ihr Euch für einen Tierheim-Hund, wenn auch mit "kleiner
Macke" entschieden habt. Ich bin sicher, wenn ihr dran arbeitet und der
Hund nicht mehr so unter Streß steht, ist das sicherlich in den Griff
zu bekommen.

Gruß, Sam

von Bianc(YCH) am 27. Juli 2001 21:26

Hey Thomas und Sandra,

schön, dass Du schon über diese Situation weist, so kann man sie wenigstens direkt von Anfang an umgehen!

Alles, was großartig und zu lange gekaut wird vom Hund, würde ich vorerst erst einmal weglassen, um ihn erst gar nicht in die Verteidigungssituation hineinzubringen.

Ich würde erst einmal sehr viel mit Leckerchen mit ihm arbeiten, ebenfalls so klein wie möglich, dass diese auch mit einem Schluck verschwunden sind. Für diese Leckerchen soll er aber auch etwas tun, wie z. B. Sitz oder Platz etc. pp. Das Futter würde ich ihm ebenfalls am Anfang erst persönlich überreichen, d. h. Ihr nehmt den Futternapf in die Hand und gebt ihm das Futter daraus (ich hoffe, Ihr nehmt Trockenfutter *ggg*). Auch da würde ich im Vorfeld irgendetwas von ihm abverlangen, am sinnvollsten ein OK oder sonstiges als Startzeichen, dass er jetzt fressen darf aus der Hand. Das würde ich ein paar Tage so machen und dann dazu übergehen, dass der Napf von Euch festgehalten wird und er dann daraus fressen darf. Zeigt er irgendwelche negativen Anzeichen, verschwindet der Napf sofort wieder und ihr geht wieder einen Schritt zurück, wenn sich die Situation wieder entspannt hat. Futter gibts aus der Hand. Wieder dann irgendwann Schritt 2 versuchen, er darf aus dem Napf futtern, aber er wird von Euch in der Hand gehalten. Funktioniert das, wird der Napf von Tag zu Tag mehr dem Fußboden genähert bis er dann letztendlich auf dem Boden steht. Lasst Euch ruhig Zeit mit diesem Programm. Zudem würde ich den Futternapf dort platzieren, wo der bedeutungsloseste Platz ist.

Außerdem würde ich mit der Leckerchengabe auch eine Art Programm fahren, indem ihr ihm auch da ein klitzekleines Fitzelchen vor Euch hinlegt und dann wieder das oben genannte OK oder JETZT o. ä. verwendet zur Freigabe, dass er sich das nehmen darf.

Viele Grüße und viel Erfolg
Bianca

von Bianca(YCH) am 27. Juli 2001 21:29

Noch was vergessen:

Wenn er irgendwelche Anzeichen von Aggression zeigt z. B. dass er bei der Futtergabe aus der Hand anfängt zu knurren, IGNORIERT dieses Verhalten, dreht Euch um und stellt den Napf erst einmal wieder weg.

Viele Grüße
Bianca

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