Zerrender Hund! :: Hundeerziehung + Soziales

Zerrender Hund!

von Nadine(YCH) am 15. August 2002 10:16

hallo irene!

habe vielen lieben dank, für deine antwort, wie gesagt trägt er es momentan nur in der whg. und ich muss sagen es klappt schon ganz gut, er versucht nicht mehr ständig es abzustreifen, er ignoriert es einfach. heute abend möchte ich versuchen wie er reagiert wenn wir damit rausgehen, so das ich nur eine leine ans halsband lege, und er das halti einfach mal beim rausgehen trägt.

zudem habe ich mir überlegt, wenn mein hund rausgeht, und er muss, dann beschleunigt er seine schritte um den geeigneten platz zum machen zu finden. würde ich nur das halti verwenden, würde er jedesmal einen zug daran bekommen, und könnte vermutlich gar nicht mehr machen.

deswegen werde ich wenn der zeitpunkt da ist, wo ich das halti richtig verwenden möchte, eine etwas längere schmale leine in das halti einklinken, und meine normale leine in das halsband.

bin gespannt wie er reagiert, denn wenn andere hunde kommen, fällt mir das halten am halsband unheimlich schwer.

zudem denkt mein süßer wahrscheinlich gerade ich bin total übergeschnappt ihn ein solches halti anzulegen, grins, er liegt zu meinen füßen und schaut mich ganz blöd an, lach

liebe grüße nadine

von Paula(YCH) am 15. August 2002 12:32

Hallo Nadine,

ich habe die Empfehlungen zu Deinem "Zerr-Problem" verfolgt. Leider kann ich nicht mit einer Halti-Lösung auffahren, weil ich damit keine Erfahrungen habe.
Wir versuchen dem An-der-Leine-Zerren schon beim ersten Spaziergang überhaupt bzw. wenn die Welpen-/Junghunde-Besitzer das erste Mal in unseren Verein kommen entgegenzuwirken.
Die Hunde werden bei uns nur am "normalen" Halsband geführt. Der Besitzer "bestimmt" wohin es geht und in welchem Tempo. Daraus ersieht man schon, dass es auch eine Frage der "Rangordnung" ist, wer bestimmt, ob gezerrt wird, stehengeblieben wird, die Richtung geändert usw.
Nun zu "unserer Methode" (findest Du auch in jedem guten Hundeerziehungsbuch):
Frauchen geht los, Hund stürzt sich in die Leine! Stress bei Frauchen und Hund! Hund zieht weiter an der Leine, weil Frauchen per Krafteinsatz den Hund nicht anders halten kann. Frauchen geht "brav" aber meckernd seinem Hund hinterher. Und was ist passiert??? Hund hat bestimmt, wo es langgeht, Frauchen kommt ja hinterher, ich brauch' bloß ziehen, dann geht es in "meine" Richtung! Hund hatte ERFOLG!!!
Nun dreh' mal den Spieß um:
Wenn der Hund zieht, bleibe stehen! Hund wundert sich (hoffentlich!!!), hey, warum geht's denn nicht weiter? Meistens (wieder hoffentlich!) schaut der Hund zu Frauchen. Genau in diesem Augenblick änderst Du die Richtung. Jetzt hast Du bestimmt, wolang es geht! Kommt der Hund mit, ausgiebig loben, mit Worten, mit Futter, streicheln...na Du weißt schon. Schaut Dich der Hund beim Stehenbleiben nicht an, mach' ihn auf Dich aufmerksam (Namen rufen, sprich' ihn einfach nur an mit Worten wie "Komm Max, hier geht's lang" oder so ähnlich). Somit hast Du seine Aufmerksamkeit und es fällt dem Hund leichter, den Richtungswechsel mitzubekommen. Schaut er Dich in keiner Weise an, auch nicht nach Deinen "Versuchen", rennt er schon mal in die Leine. Dies ist zwar beim ersten/zweiten Mal "etwas" von Nutzen, aber nicht unbedingt hilfreich, denn es wird ihm sicherlich unangenehm sein.
Nun hört sich das vielleicht toll an, aber in der Praxis ist das alles andere als toll, zumal Dein Hund, wie Du schreibst, ein Jahr lang "ERFOLG" mit seinem Zerren hatte. Das Abgewöhnen auf diese Art und Weise wird ein langwieriger Prozess sein. Denn man kann nicht erwarten, dass der Hund nach drei Tagen ein Jahr zerren "aufgibt".
Ich würde die ersten Übungsversuche in ruhiger Gegend durchführen, also wenig Ablenkung durch die auslösenden Faktoren (Kinder, Hunde, andere Tiere). So wird der Erfolg für Hund und Frauchen schneller kommen. Nach und nach kann man dann ein wenig Ablenkung einfügen (lass' Dir doch durch eine zweite Person helfen!). So eine Übungseinheit lässt sich anfangs am besten mit einem ausgetobten Hund durchführen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es super gut klappt, wenn man "diese Methode" gleich von Anfang an mit dem Welpen durchführt, die Besitzer mit ihren Hunden es ein- bis zweimal täglich während des Spazierganges machen und somit nicht ein "Extra-Übungs-Tralala" mühsam durchführen müssen.
Aber leider musst Du nun mit einem 50kg-Hund jetzt erst die Lösung finden.
Ich weiß auch, dass das Üben in ruhiger Umgebung das eine ist, aber der tägliche Spaziergang durch die Stadt (ich weiß nicht, wie Du wohnst???) die andere Seite ist und man muss erst mal zu seinem "Übungsplatz" hingelangen bzw. die Gassirunde wird sicherlich nicht in steriler Umgebung stattfinden, so dass Hund immer wieder Gelegenheit hat, zu ziehen, ohne das Du jetzt üben willst. Hier ist wirklich die absolute Geduld und Konsequenz gefragt. Sobald der Hund wieder eine einzige Gelegenheit bekommt, an der Leine zu ziehen, hast Du das davor Durchgesetzte verspielt. Es ist einfach wieder hin! Sein Schema heißt dann wieder "Ziehen bedeutet das Ziel zu erreichen".
Wenn Du es probieren willst, lass' Dich nicht durch das "komische" Hin- und Herlaufen mit viel Lob zu Deinem Hund verunsichern. Es stimmt! Für Unbeteiligte sieht es mächtig komisch aus, was Du da mit Deinem Hund machst. Aber das Spazierengehen soll Euch ja beiden wieder Spaß machen!

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig ohne Halti "helfen"!?
Schreib' mal, ob Du es "versucht" hast und wie es war?

Grüße von Paula

von Nadine(YCH) am 15. August 2002 12:48

hallo paula!

erst mal vielen dank für deinen tip! leider muss ich sagen, dass ich davon vorher schon gehört habe, als meine malteser noch gelebt hat. bei ihm habe ich es tatsächlich geschafft es ihm so abzugewöhnen. der jetzige hund ist leider durch meinen freund unheimlich verwöhnt worden, er durfte alles, egal was es war. wenn er ziehen wollte, na gut, dann ging mein freund halt hinterher. naja, auf jeden fall bin ich dann dazugekommen, als der hund 9 monate alt war, und ich bin in der erziehung etwas konsequenter, lass ihm nicht alles durchgehen.

nun zu deinem tip stehenzubleiben, und anschließend wenn ich die aufmerksamkeit habe die richtung zu wechseln. mein hund lacht darüber. ich bleibe stehen, und er zieht und zieht, da ist es ihm egal, ob ihm die luft wegbleibt oder nicht, er zieht einfach weiter, es kam sogar mal soweit, dass ich mich auf dem gehweg hingesetzt habe, und gewartet habe, bis das er aufgehört hat. erst dann bin ich weiter, in eine andere richtung, das hat ihm gar nicht gefallen, also zog er wieder in die richtung wo er hinwollte, was damit endete, dass ich den kräftigen ruck von ihm in meinem rücken nicht erwartet habe, und mich hingelegt habe, unfreiwillig. da hatte ich dann die nase voll und bin mit ihm nach hause gegangen.

wir wohnen übrigens etwas ausserhalb von münchen, wo zwar viel wiese und alles ist, aber auch sehr viele kinder, und hunde sind, also ruhiges plätzchen gibt es nicht!!!

liebe grüße
nadine

von Paula(YCH) am 16. August 2002 06:48

Hallo Nadine,

ohje, ich hatte es schon fast vermutet, dass es so ein "Zerr-Monster" (meine ich nicht böse!) ist!!!

Wenn Du aber schreibst:

"...ich bin in der erziehung etwas konsequenter, lass ihm nicht alles durchgehen."

Dann bist Du meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg!
Es ist ja meistens nicht nur das Gezerre, was verändert werden muss. Das Ziehen an der Leine ist nur ein Symptom, die Ursache ist eine andere. Ich würde im Alltag absolute Konsequenz und Dominanz Deinerseits dem Hund gegenüber zeigen. Er muss auch erst lernen, dass es da noch jemand anderen gibt, mit dem er nicht machen kann, was er will. Dann werden die Anti-Leinen-Zerr-Übungen sicherlich mehr Erfolg haben.

"...und gewartet habe, bis das er aufgehört hat. erst dann bin ich weiter, in eine andere richtung, das hat ihm gar nicht gefallen"

Genau das meine ich, Du hast Dich durchgesetzt, es hat ihm gar nicht gefallen (Dir gefällt auch nicht alles auf dieser Welt oder? Aber davon fällt keiner tot um!), aber leider hast Du nicht bis zum Ende "durchgehalten", wenn Du dann schreibst:

"...da hatte ich dann die nase voll und bin mit ihm nach hause gegangen."

Und hier hatte Dein Hundi wieder gewonnen!!

Vielleicht solltest Du (wieder!) ganz konsequent einige "Bindungs-/Rangordungs-/Dominanz-Übungen" machen:

- es wird nicht gestreichelt, wenn Hund es einfordert (Hund ignorieren)
- es wird nur gestreichelt, wenn Hund etwas richtig gemacht wird (dann aber das Streicheln extrem übertreiben)
- es wird nicht gespielt, wenn Hund es will (ignorieren!)
- es liegt kein Spielzeug rum
- Frauchen fordert zum Spiel auf, lässt Hund aber selten gewinnen
- Hund den ganzen Tag (ist wahnsinnig schwer!!!) ignorieren, nur wenn Du etwas vom Hund willst, dann ansprechen, anschauen, anfassen
- dann diese Sachen wie: über den Hund steigen, nicht um den Hund herumlaufen, auch wenn noch so viel Platz ist - macht sich gut in der Wohnung oder
- Situation herbeiführen/ausnutzen, wo der Hund im Wege sitzt, steht,liegt, dann ihn etwas "unsanft" (energische Stimme, auch wegschieben des Hund möglich) zum Verlassen des Platzes auffordern
- Setz' Dich mal in den Hundekorb/Decke, möglichst vorher Hund von dort wegschicken!
- und natürlich die ganzen Futterwegnehm-Übungen
- oder: gefüllten Futternapf hinstellen, Hund nicht fressen lassen, so tun, als ob man selbst fressen will, Futter verteidigen ("knurren"; laute "böse" Wörter; Gebärden einsetzten),wenn nötig; wenn Hund brav wartet, ohne etwas zu sagen weggehen und Hund auffressen lassen
- Was auch gut geht: Die gesamt Mahlzeit aus der Hand füttern (fördert extrem stark die Bindung).
- Oder die gesamte Mahlzeit nur für erfolgreich durchgeführte kleine Übungen geben (die Übungen sollte der Hund kennen und können!). Da lernt Hundi, das Futter wächst nicht einfach zweimal täglich aus der Schüssel. Nein! Das Futter gibt es nur bei Frauchen und noch dazu, wenn ich "brav" was gemacht habe dafür!

Was Du noch machen könntest:
Lern ihm das "Schau"! Du nimmst ein Leckerli, machst ihn darauf aufmerksam, ziehst es mit zackiger Bewegung in Deine Augenhöhe und wenn er Dich anschaut, bekommt er sofort (!) dieses Leckerli.
Wenn er den "Sinn" der Übung verstanden hat, kannst Du das Hochhalten in Deiner Augenhöhe zeitlich verlängern (5 Sek., 10 Sek., usw.). Verändere auch den Ort, an dem Du diese Übung durchführst. Mach' es anfangs ausschließlich in ruhiger, gewohnter Umgebung (Wohnung), dann vielleicht x-mal im Hausflur, dann vor und später hinter der Haustür bis Du draußen angekommen bist. Wie Du merkst, wird der Schwierigkeitsgrad für Deinen Hundi immer größer. Mache es draußen auch nur, wenn Du 90 % sicher bist, dass es klappen wird. Dreh' den Hund ansonsten vom Trubel weg. Nimm in der Wohnung die evtl. nicht so tollen Leckerli und wenn Du dann draußen übst, die tollsten und leckersten Sachen, die er mag. Er muss Dich dafür anhimmeln! (Häh, hoffentlich!!!)
Und zwischendurch würde ich immer wieder mal in der Wohnung üben, damit er leichte Übungseinheiten und auch mal schwierigere hat.
Es dauert eine Weile, dass gebe ich zu, bis es auch in den Situationen klappt, die man so "hasst"!!!!!!!
Ich habe es mit meiner Hündin (ängstlich, sehr sensibel, keiner konnte sie anfassen, fremde Personen/Situationen/Umgebung bedeutet neue Übung!)hinbekommen. Anfangs hätte ich mit einer ganzen Fleischerei auffahren können, das war ihr egal, die Angst war größer. Als ich dann nach und nach die Übung in ruhiger, bekannter Umgebung gemacht habe, bekomme ich sie jetzt aus solchen "ungeliebten" Situationen gut mit dem Futter raus.

...ich weiß, alles graue Theorie! Der Alltag sieht ganz anders aus. Aber vielleicht hilft es Dir?!
Schluss! Ich strapaziere hier wohl das Forum?!

Viele Grüße und gutes Gelingen

Paula






von Nadine(YCH) am 16. August 2002 15:41

Hallo Paula!

Danke für Deine Antwort!

Das was Du mir da alles beschrieben hast, mache ich nur folgendermaßen, ich steige über den Hund drüber, wenn ich mal keine Lust auf Ihn habe schubse ich ihn auch mal weg, oder schicke ihn in einen anderen Raum. Meist liegt er auf der Couch, und wenn ich mich da hinsetzen möchte jage ich ihn auch weg. Beim streicheln sieht es allerdings so aus, dass wenn er kommt, dass ich meistens nachgebe, und ihn streichel. Genau das gleiche beim spielen, kommt selten vor das ich es ihm abschlage. An deinem Bericht habe ich festgestellt, dass ich doch nicht so konsequent bin wie ich dachte, " schluck"! Allerdings habe ich von diesen ganzen Regeln auch noch nichts gewusst, da meine Mutter vorher einen Malteser hatte, der weitaus weniger Aufmerksamkeit benötigt hat wie mein Riesenbaby.

Trotzdem werde ich deine Ratschläge berücksichtigen, und morgen langsam damit anfangen, ich sehe sein Gesicht schon vor mir, ungläubig schauen wird er, und sich denken, was willst du denn auf einmal von mir!!!

Hab vielen lieben Dank

Liebe Grüße
Nadine

von Paula(YCH) am 21. August 2002 08:36

Hallo Nadine,

Du kannst mir ja mal nach ein paar Wochen (?) ein "Rauchzeichen" geben, wie es so geklappt hat bzw. funktioniert mit dem Konsequent-Sein. Bin nämlich auch ein wenig neugierig.
Alles, was nur ein bischen in Richtung "Verhalten" geht, sauge ich in mich auf, seitdem ich meine hypersensible/ängstliche Hündin habe (seit 6 Jahren). Da bin ich ständig am Trainieren/Auffrischen, sonst bleibt sie nicht auf dem "aktuellen" Stand, mit dem ich leben kann und gut durch die Welt komme.
Vielleicht findest Du ja jemanden in Deiner Umgebung, der/die Dir ein bischen helfen kann?? Manchmal reicht auch "nur" eine Hundekumpeline aus, mit der man sich mal austauschen kann oder die Dich mal "kritisiert". Ich mach' das auch mit unserer Trainerin im Verein. Denn selbst sieht man sich ja nicht und man empfindet den Umgang oder das Geübte so in Ordnung, wie man es macht. Würde man sich aber auf einem Video wiederfinden..., ohje, sage ich da nur! Ist mir selbst schon so gegangen!
Das nur so als kleiner Tipp!
Na dann, gutes Durchhaltevermögen...

Grüße von Paula

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