von Daniela(YCH) am 12. November 2001 20:53
: es tut mir leid es so sagen zu müssen:
: Genau das ist in meinen Augen unseriös, bringt andere RHS in Verruf und nichts anderes als Katastrophentourismus. Ein solches Verhalten kannst Du zwar immer irgendwie moralisch begründen, ist aber nicht korrekt.
:Wie wahr, wie wahr. Mag unsere Rettungs- und KatS-Bürokratie auf den ersten Blick nur zeitraubend und überflüssig (typisch deutsch...) aussehen, diese Regelungen sind aus der Erfahrung vieler Einsätze und insbesondere vieler Pannen entstanden, und sollen genau diese verhindern. Ich hab das Gefühl, daß es in der Einsatzregion von Suchhunde diverse Alarmierungsprobleme geben muß (woher sonst die schlechten Erfahrungen??) - ich würde mir mal Gedanken machen, warum?
: Wenn jeder Staffel so denken würde, müsste man sich um die Suchflächen prügeln. Ist übrigens im November 1999 in der Türkei so gewesen. Dort entbrannte ein Kampf um Trümmer, da viel zu viele Rettungshunde vor Ort waren. Im übrigen waren einige RHS ohne Alarmierung ins Einsatzgebiet gereist. Ich kenne auch Fälle, wo Staffeln auf eigene Faust in ein Katastrophengebiet geflogen sind und dann mehrere Tage am Flughafen festsaßen, da sie nicht ins Einsatzgebiet gelassen wurden.
Ich war ebenfalls dort (wer war das nicht...)und hab genau dasselbe Dilemma feststellen müssen. Am 2. Tag nach dem Beben wurde von der UN eine Einsatzleitung gebildet, nach der Personalfeststellung wurde das Gebiet auf die Rettungsmannschaften der einzelnen Nationen aufgeteilt. Dabei wurde auch eine etwaige Sprachbarriere bedacht - so teilten sich Österreicher und Deutsche angrenzende Sektoren. Interessanter Weise haben sich aus Deutschland nur ein Teil der anwesenden Organisationen daran gehalten; dazu gehörten die Hilfsorganisationen und eine private Staffel. Alle anderen haben sich selbständig gemacht. Macht international nicht grad den besten Eindruck...Das sind zwar alte Kamellen, aber wenn´s zu Hause schon genauso läuft, was soll dann in der Fremde anders sein?
: Nochmal: Auf lokaler Ebenen obliegt die Einsatzleitung alleine der Polizei, die sich externer Hilfe bemächtigt. Sie bestimmt im Zweifelsfall die die Anzahl der RH-Teams. Des weiteren legt die Polizei die Suchgebiete und die Suchdauer fest. Dafür ist die Polizei doch da.
--und trägt die Verantwortung!!!
Ansonsten würde doch das totale Chaos entstehen, wenn bestimmte Gebiete fünfmal und andere gar nicht abgesucht werden. Da bei jedem Vermißten die Möglichkeit eines Verbrechens besteht muß diese hoheitliche Aufgabe von der Polizei übernehmen werden und nicht von noch so gut gemeinten Freizeitrettern (nichts anderes sind wir; aber ziemlich professionelle;-) ).
In unserer Region haben wir keine Alarmierungssorgen oder -Probleme. Weil wir uns bei der Polizei einen guten Namen gemacht haben, weil wir uns als kompetent erwiesen haben, weil wir uns an die Spielregeln halten. Wir haben dadurch auch kein Informationsdefizit - sondern bekommen alle Infos, die wir brauchen, aus erster Hand. Auch wenn die Polizei dazu überhaupt nicht verpflichtet wäre. - Wir haben durch unser berechenbares und korrektes Auftreten das Vertrauen der Polizei; im Gegenteil, wenn wir in beratender Funktion in der EL sitzen, werden wir als Fachleute in unserem Metier voll akzeptiert und auf unsere Wünsche und Vorschläge wird eingegangen. Wenn wir weitersuchen wollen, dann tun wir das mit dem "Segen" der Polizei, denn die sind wirklich froh, daß wir ihnen zur Verfügung stehen. Wir müssen dafür auch nicht überall dabeisein: Wegen unseres hohen Einsatzaufkommens siebt die Polizei schon vorneweg die Einsätze heraus, die für Rettungshunde wirklich relevant sind - und darauf können wir uns verlassen. Die kennen uns und unsere Arbeitsweise nämlich, und im Zweifel wird die Staffelführung angerufen, ob der Einsatz der Hunde sinnvoll ist. Hier entgeht uns kein Einsatz, aber wir haben auch nicht das Problem, daß wir für jeden Pipifax alarmiert werden. (Wofür wir und unsere Arbeitgeber durchaus dankbar sind!)Und davon profitieren natürlich auch alle Einsatzstaffeln im Umkreis, weil die - sofern notwendig - frühzeitig mitalarmiert werden. Wenn das in anderen Gegenden noch nicht so ist, dann liegt es an den Staffeln, entsprechende Vorarbeit zu leisten!!!!
: In Enschede sind auch Rettungskräfte ohne "Marschbefehl" aufgelaufen. Diese Einsatzkräfte kämpfen heute noch um ihren guten Ruf. Ihnen wurde von staatlicher Stelle auch Katastrophentourismus vorgeworfen.
: Ein DRK-Sanitätszug rückt ja auch nicht aus, wenn er im Radio von einen Massenunfall mit vielen Verletzten auf der Autobahn hört, sondern erst nach Alarmierung durch die Leitstelle.
: Oder sollte er es doch tun, da jede Minute zählt?
Allein die Vorstellung, hier eine Staffel zu haben, die sich über alle Regeln hinwegsetzt, ist für mich ein Graus. Die würden nämlich das ganze System zum Einsturz bringen!!!
Ach ja, übrigens, Leichensuche ist überall in D Sache der Polizei. Die hiesigen Polizeihunde sind wirklich ausgezeichet, die können zwar nicht in den Massen auftreten wie die RH, aber bei bestimmten Lagen werden hier gar keine RH zum Einsatz kommen. Die PolHf danken das, denn sie verdienen damit ihre Brötchen und wollen natürlich ihren Job nicht an ehrenamtliche billigere Leichensucher verlieren - und wir können und wollen nicht zusätzlich ihre Arbeit machen. Daß unsere Hunde nicht auf Leichen ausgebildet sind, weiß die Polizei und bei Vermißtensuchen stimmen wir die Einsatztaktik darauf ab; das funktioniert auch, wir haben bislang noch keinen überlaufen!!!
Gruß
Daniela