von Liesel am 10. August 2008 13:15
Hallo Heinrich,
du bist lustig, was ist an der Frage einfach?
Gut, beim letzten Wurf hätte man blind reingreifen können, aber so extrem ebenmäßig sind Würfe nicht immer. Es waren nur 4 (eigentlich 6, aber 2 totgeboren, weil sie relativ früh kamen, die Mutter hatte eine Beißerei). Zwei hat die Deckrüdenbesitzerin behalten, mit der ich eine Zuchtgemeinschaft habe, zwei habe ich behalten. Also reden wir im Allgemeinen, wie ich einen Wurf selektiere, der nicht ebenmäßig ist.
Ich beobachte viel in der vegetativen Phase, filme auch die Wurfkiste. Besonderheiten notiere ich. Später führe ich Buch über die Entwicklung, z.B. wer zuerst die Augen öffnete, wer im Wurf der Animateur ist, wer ruhig und wer laut ist, wer als erstes aus der Wurfkiste klettert, beobachte das Fressverhalten... na ja, was so dazugehört.
Später unterziehe ich die Welpen gewissen Tests, Konfrontation mit Umweltsituationen, Konzentrationsfähigkeit, Lernvermögen... Das ist der Zeitpunkt, wo man gut erkennen kann, welche Hunde sich als Familienhunde eignen. Wenn das mein Zuchtziel wäre, hätte ich es bisher verfehlt. :-)
Später betrachte ich die anatomischen Gegebenheiten, ich habe je deutlich mehr Auflagen zu erfüllen durch die Vereinsbindung und brauche neben Gebrauchsfähigkeit auch noch zuchttaugliche Anatomie.
Rüden mit zuchtausschließenden Mängeln, die in diesem Alter feststellbar sind, verkaufe ich an nicht zuchtorientierte Hundesportler (bei Eignung auch als Familienhunde) zu deutlich ermäßigten Preisen. Bekomme ich sie nicht an anständige Leute vermittelt, ziehe ich sie auf und arbeite sie vor, bis sie für Behörden und Wachdienste das erforderliche Mindestankaufalter erreicht haben. Dann bekommt man sogar akzeptable Bezahlung, denn Behörden ist die Zuchtverwendungsmöglichkeit piepegal, die freuen sich, mal einen diensttauglichen DSH für unter 2000 Teuronen zu bekommen.
Potentiell zuchtgeeignete Rüden werden in geeignete Hände verkauft, die sie in den Deckrüdenmarkt bringen, denn ich habe die Verpaarung gemacht, um genau diese Linienkonstellation für meine nächsten Generationen zu erhalten.
Hündinnen werden von mir nur unter Sondervereinbarungen abgegeben, nicht verkauft. Bei Langstockhaar habe ich bisher immer zu gewissen Langhaarverbänden vermittelt, um deren Blutbasis zu bereichern. Das fällt ja nun weg, da ab 2009 die Langstockhaarigen wieder ihre Zuchtzulassung erhalten. Jedenfalls erhalte ich mir immer die Möglichkeit, eine meiner gezüchteten Hündinnen in meine Wurfkiste zu ordern.
Ausfälle hatte ich allerdings kaum. 1 Einhoder und 2 Übergrößen, Langstockhaar rechne ich nicht als Ausfall.
LG, Liesel
PS: vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich als Zuchtwartin mehr als einmal Züchter beraten habe, welchen ihrer Nachkommen sie für ihre weitere Zuchtverwendung behalten sollten, bisher hatte ich dafür ausschließlich positives Feedback.