von ChristineHd(YCH) am 04. April 2001 17:06
Hallo Stephanie
: Hättest Du nicht lust mal ein paar Einzelheiten hier ins Forum zu schreiben, z.B. wie Du ihr das Vertrauen zu den Menschen gegeben hast , wie Du es geschafft hast, das sie spielt. Das würde viele interessieren.
: Wie eine Art Erzählung.
Ups, das würde ja ein Roman werden:-) Hmm, aber so einfach ist das gar nicht zu sagen.
Meine Grundhaltung: Mir ist bewußt, daß sie eine schlimme Vergangenheit hat und ein traumatisierter Hund war, aber ich hänge mich daran nicht auf. Ich registriere ihre Ängste, ohne sie zu bemitleiden oder sie zu hätscheln und ohne sie zu überfordern aber stetig zu forden.
Hauptziel: Ich bin ihr Rudel, und was ihr Rudel macht ist in Ordnung und ohne Gefahr. An mir kann sie sich orientieren und das macht sie auch.
Ein für sie sehr beeindruckendes Erlebnis: Wir waren im Wald, relativ am Anfang, gingen aber nicht den üblichen Weg zurück, sondern kreuz und quer und kamen von einer ganz anderen Seite zum Auto. Sie staunte Bauklötze sozusagen, daß ich das Auto finden kann:-)
Wenn uns Menschen begegnen, dann "sehe ich diese Menschen nicht", ich gehe so weiter, als ob es sie nicht geben würde. Anfangs, wenn wir 2-3 Meter vorbeiwaren, gabs C+B. Dann kam nach den Menschen Sitz, C+B. Damit stoppte ich bei ihr den Teufelskreis "kopflose flucht". Inzwischen bleibt sie nach Menschen stehen und schaut mich an, manchmal mache ich noch c+b, manchmal nicke ich nur kurz und manchmal igoriere ich es.
Wichtig: Anfangs und auch jetzt ist sie in ALLEN Situationen, in denen sie evtl panik kriegen würde, an der leine. Sie hat keine Gelegenheit zu flüchten, es würde ihre Angst nur bestätigen, ich lasse sie dadurch aber auch nicht alleine. Und so hat sie das eben gelernt, sie ist noch nicht 100 % sicher, aber heute ging ich durch den Park, viele Leute, Kinder, wir gingen eine dreispurige Hauptstraße (fremde Umgebung für sie war es auch) im Berufsverkehr, warteten an der Ampel in einer kleinen Gruppe, alles kein problem:-) Typ mit Schubkarren kam, Raddfahrer mit rumpelnden Anhänger, LKWs: Sie war zwar nicht völlig entspannt, zog aber ihre Rute nicht ein, und kam kein einziges Mal in Panik.
Das mit den kleinsten Signalen ergibt sich aus dem Umgang mit meinen Hunden. Platz und Hier und Fuß kennt Bambuli im Grunde nur als Sichtzeichen, Hörzeichen haben wir nicht geübt. Ich mache nie große Gesten und dadurch ergibt es sich irgendwie von selbst, daß der Hund auch keine großen Gesten sucht. Fuß zeige ich mit der rechten Hand, mit Zeige- und Mittelfinger winke ich zweimal. Für sitz geht der Zeigfinger in einem kleinen Kreis nach oben, eine Bewegung von ca. 3-5 cm. Bei Platz tippe ich einfach auf den Boden.
"Hier" ist eine kleine Handbewegung und ein Schritt rückwärts.
Wie man dass schafft ist schwer zu erklären, ich konzentriere mich auf mein Ziel und vermittle es dem Hund mit Körpersprache, Anfangs nahm ich auch ein leckerli in die Hand.
Das mit dem Spielen habe ich anfangs geclickert, jetzt nur noch gelegentlich, habe mit Papierbällchen mit leckerli gefüllt angefangen, habe dann Socken mit Leckerli gefüllt, behutsam geworfen, später dann von ihr weggezogen, erst Fangen geclickert, dann Halten geclickt, dann habe ich leicht gezogen, sie hat gehalten, c+B (Socken), und jetzt zieht sie, schon relativ energisch und fängt auch schon eifrig den Socken. Bringt sie ihn, clicker, nimmt sie ihn und trägt ihn in ihr Körbchen, dann ist das ja auch schon Belohnung:-) Meist bringt sie aber.
: Weiter so Du schaffst noch alles was Du willst. Super toll.
Danke für dein Vertrauen, aber Bambuli hat da noch ein Wörtchen mitzureden, sie zeigt mir ihre momentanen Grenzen, aber ich bin sehr zuversichtlich, daß sie eines Tages wirklich überwunden hat.
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Sie kommt inzwischen mit vielem sehr gut zurecht, ich muß sie nicht viel rufen, eigentlich fast nie, sie klebt aber nicht an mir wie Uhu, sie ist schon recht selbstbewußt geworden und geht aufrecht durch die Welt. Aber sie hat eben gelernt, daß ich bescheid weiß in der Welt und sie glaubt mir das und ich denke, diese Bindung oder wie immer man es nennen will, ist das wichtigste?
Heute haben wir im Garten Bekannte besucht, sie hat sich ein Loch gebuddelt (und ein paar Blumen mit raus) und ist dann eingeschlafen:-) Und das im Abstand von ca. 5 m zu fremden Menschen. Was will man mehr?
Nur, daß sie die Wohnung verläßt, das fällt ihr manchmal noch schwer, wird aber auch jetzt rasant besser:-)
Liebe Grüße
ChristineHd