Pfoten
von Janine F.(YCH) am 24. Februar 2001 14:37
Hallo Yorkies !
Da sich hier in regelmäßigen Abständen Hundehalter melden, deren Hunde ihre Pfoten beknabbern und ich mich jetzt schon sehr lange mit diesem Problem bei meinem Hund auseinandersetze, möchte ich heute mal in einem einzigen Posting alle möglichen Ursachen, die mir bekannt sind, zusammenfassen.
Der Titel des postings ist bewußt allgemein gefaßt, damit er bei einer Suche im Archiv bei allen möglichen Pfotenfragen gefunden wird.
Also mein Dicker hat mit verstärktem Lecken angefangen, das er trotz Rüge oder fliegdem Schuh nicht eingestellt hat.
Eines Tages kam ich dann nach hause ( so nach vier Monaten seit er dieses Verhalten zum ersten Mal zeigte ) und fand blutige Pfotenspuren auf meinem Fußboden :
Er hatte sich die Lederhaut am Fußballen abgekaut.
Die TÄ hat ihm daraufhin die Analdrüsen ausgedrückt und für etwa 6 Wochen war der Spuk verschwunden.
Dann gings wieder mit Lecken los, was diesmal aber sehr schnell wieder in massives Knabbern bzw. Kauen überging.
Meist hat er sich dafür in ein anderes Zimmer zurückgezogen und nur in
seinen ganz extremen Phasen hat er es auch dreist in meiner Anwesenheit
gemacht.
Ab und zu habe ich ihn überrascht und konnte folgendes beobachten .
Die Pfoten war extrem eingespeichelt, er kaute nervös an einer Stelle und kratzte dabei mit seiner Hinterpfote auf dem Boden ---- es muß EXTREM gejuckt haben.
Folgende Diagnosen wurden im Verlauf der darauf folgenden 7 Monate von 5 verschiedenen TÄ gestellt :
1. die einfachste : eine chronische Pyodermie. Bedeutet : Dein Hund hatte mal eine Entzündung an der Pfote ( Splitter, Riß o.ä. ) und hat diese geleckt. Dadurch geriet Schmutz und Keime in die Wunde und sie heilte nie vollständig aus. Das stete Schlecken verhindert damit die Heilung und das mit der Wunde verbundene Jucken fördert das Lecken --- Teufelskreis, der aber einfach und schnell zu unterbrechen ist, indem Du ihr über einen Zeitraum von mind. drei Wochen jede Möglichkeit nimmst an der Pfote zu lecken ( Halskragen ) und die Wunde gleizeitig behandelst.
2. die kompliziertere : Grasmilben ? Die gibt es aber nicht das ganze Jahr lang und deswegen wäre wichtig zu wissen, wann die Leckerei begonnen hat( zum Thema Grasmilben finden sich im Yorkie-Forum verschiedenen Meldungen ) .
3. nochmal ne einfache: Brennesseln: Läuft der Hund bei den tägl.
Spaziergängen durch Brennensseln ? Es gibt da eine fiese Art, die bei
Hunden den sogn. Feuertanz auslöst.
Dabei müßte besonders nach den Spaziergängen ein starker Juckreiz auftreten.
4. ziemlich kompilziert : Allergie.
Allergische Hunde reagieren meis an folgenden Stellen mit Rötungen und Juckreiz : Pfoten, Unterseite des Mauls und Ohren.
Es gibt Allergietests, die man beim TA durchführen lassen kann. Allerdings decken diese nur wenige mögliche Allergiequellen ab.
Ein positives Ergebnis ist immer der Nachweis für eine Allergie, aber ein negatives Ergebnis bedeutet nicht, daß Dein Hund NICHT allergisch ist.
Eine andere Möglichkeit herauszufinden, ob Dein Hund an einer Allergie leidet ist , ihm ein Antihistamin zu geben.
Hört der Juckreiz auf oder wird besser, hast Du es mit einer Allergie zu tun. ( hat bei meinem Hund funktioniert, der einen absolut negativen Allergietest hatte. )
Sehr oft hilft auch eine Futterumstellung. Nicht auf ein anderes FeFu, sondern auf Frischfutter.
5. Parasitenbefall
Wenn Du schon einen Allergietest machen läßt, kannst Du gleich noch einen Sarkoptesmilben-Test mitmachen. ( war bei meinem Hund ebenfalls positiv, kostet 52 DM ). Diese Milben können nur durch Zufall bei einer Biopsie nachgewiesen werden, nämlich nur dann, wenn zufällig gerade eine Stelle ausgewählt wird, an der sich ein Ei oder eine Milbe befindet.
6. abwegig aber nicht zu verachten : Durchblutungsstörungen. Kaut der Hund an allen Pfoten oder schläft ihr vielleicht regelmäßig eine ein ( und juckt dann ! ) ?
7. nicht so abwegig: Pilz ?
8. je nach Herkunftsland : Leishmaniose ? ( meiner Dicker ist aus Spanien aber Gott sei Dank Leishmaniose negativ ! )
Wie Du siehst - es gibt ne ganze Menge Möglichkeiten. Sicher habe ich
jetzt auch wieder eine vergessen.
Urraco ist mittlerweile so weit, daß ich ihn wieder in einem anderen
Zimmer unbeaufsichtigt liegen lassen kann und er schläft tatsächlich nur.
Wenn ich aber für länger als 10 MInuten aus dem Haus gehe, muß er den
Halskragen tragen.
Wir waren auch schon mal so weit, daß er stundenweise ohne das Ding zu
hause bleiben konnte, aber dann waren mal wieder die Analdrüsen entzündet und ich habs zu spät gemerkt.
Wir sind uns nicht sicher, aber vermuten, daß Urracos Verhalten zudem alle Symptome der ALD zeigt.
9. psychische Ursachen
ALD ist die Akrale Lekdermatitis und bedeutet, daß der Hunde sowas wie einen Waschzwang hat.( jetzt mal ganz einfach dargestellt )
Die tägliche Körperpflege der Hunde dient nämlich weniger der Hygiene,sondern vielmehr auch dem Stressabbau, der Beschwichtigung und Entspannung.
Mein Hund hat aber die natürliche Grenze dieses Verhaltens verloren und
steigert sich in Streßsituationen in das Putzen krankhaft hinein.
Er verarbeitet so Streß aber baut dadurch auch angestaute Energie ab.
--- es ist ein zwanghaftes Verhalten.
Ich bin nun seit März dabei, ihm beim täglichen Energieabbau stärker zu
fördern.
Und entgegen der landläufigen Meinung, ein Hund müßte nur bewegt werden,
füllt es meinen Hund weitaus mehr aus, wenn er eine geistige Aufgabe hat !
Es ist z.B. für meinen Dicken viiiiieeeel anstrengender, wenn er eine
viertel Stunde im Schneckentempo bei Fuß gehen muß als wenn er eine
viertel Stunde Rad fährt.
Die Leute denken immer, ein Hund will nur rennen.
Das ist Quatsch.
Je nach Rasse MUSS ein Hund auch arbeiten !
Super anstrengend ist auch immer eine fremde Umgebung, neue Reize ect. .
Seit ich mit Urraco jeden Tag einen kleine Parcour abarbeite, sind wir ein
richtiges Team geworden und er hat Riesenfreude an dieser Herausforderung !
Zuhause ist er dann richtig platt und liegt viel auf dem Rücken oder zeigt anders, daß er glücklich ist.
Zur Behandlung der ALD muß ein Medikament aus der Humanmedizin eingesetzt werden, vor dem ich mich bis jetzt noch scheue.
Ich habe noch nicht aufgegeben, das Ganze ohne Medikamente auf die Reihe
zu kriegen .
Ein Problem kann also die mangelnde Auslastung sein.
Wenn der Hund die Pfoten immer nur in Gegenwart seines Besitzers oder sonstigen Person kaut, versucht er möglicherweise damit, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sei es ein Streicheln, ablenkendes Spielen oder sogar Schimpfen.
es gilt dann zu überlegen, ob sich in der Umgebung des HUndes etwas geändert hat z.B. ein zweiter Hund ist ins Haus gekomme, ein Baby oder ein neuer Job, der weniger Zeit für den Hund läßt.
Diese Zusammenfassung ist etwa ein dreiviertel Jahr alt und wurde eben von mir durch die Sarkoptes-Milben ergänzt, deren Vorhandensein wir erst vor einigen Wochen bei meinem Hund festgestellt haben.
Leider hat sich die Situation meines Hundes seit letzten Sommer wieder etwas verschlechtert, was sicher mit dem Streß zusammenhängt, der mich durch durch die LHV getroffen hat.
Zusammenfassend gibt es bei meinem Hund drei Hauptursachen
1. eine Allergie. Leider wissen wir bis heute nicht, worauf. Er bekommt dagegen ein leichtes Antihistamin. Ich kann kein Maulschubbeln oder ähnliches mehr beobachten, was auf einen allergischen Juckreiz schließen läßt.
2. ALD, also psychische Gründe. Er hat eine ( fast zu ) enge Bindung zu mir und sobald ich in eine Streßsituation komme, wie Klausurenschreiben oder Wesenstest oder auch wegen ihm angepöbelt werden, bekommt er Durchfall und kaut seine Pfoten.
3. verstopfte Analdrüsen. Der Juckreiz "von hinten" überträgt sich auf die Pfoten, weil er hinten nicht dran kann. So etwa hat das meine TÄ erklärt und immer wenn ich mal nicht wirklich regelmäßig die Analdrüsen überprüfe, löst das wieder eine Leck - und Kau - Phase aus.
In die entzündeten Pfoten setzen sich dann eben auch Parasiten wie diese Milben oder andere Keime. Diese sind aber nicht die Ursachen, sondern nur die Begleiterscheinungen.
Allgemein möchte ich jedem Pfotenkauerbesitzer raten, zunächst alles dafür zu tun, daß das Kauen aufhört.
Also Halskragen oder scharfen Senf o.ä. auf die Pfoten.
Wenns nämlich erstmal wie bei meinem Hund zur Gewohnheit wird, ist es unglaublich schwierig, dies wieder in den Griff zu bekommen.
Ich hoffe, ich konnte Euch zu "Eurem" Pfotenproblem ein paar Tips und Anregungen geben.
Viele Grüße
Janine