Was kann ich noch tun? :: Hundeerziehung + Soziales

Was kann ich noch tun?

von Ruth Morin(YCH) am 06. April 1999 15:26

Hallo Hundefreunde
Es handelt sich um ein 5 jähriges Yorkshire Weibchen, welches ich vor 4 Jahren von einem verantwortungslosen Besitzer gekauft habe. Wie dieser mir schilderte blieb Cindy, so heisst die Hündin, den ganzen Tag alleine in der Wohnung. Da sie andauernd bellte und die Wohnung zerstörte, wurde sie in das Badezimmer gesperrt. Sie verliess das Haus nie und machte Ihre Geschäfte in eine Katzenkiste. Dieses Leben musste sie 1 Jahr führen, bis sie zu mir kam.
Cindy ist ein sehr liebes und anhängliches und vor allem aufmeksames Tier. Sie ist immer sehr munter und versteht sich auch mit meinem Golden Retriever (ein Rüde von 2 Jahren) blendend. Leider kann sie fremde Leute nicht ausstehen. Sie hat nur eines im Kopf "ich belle oder versuche sogar in die Schuhe zu beissen, so geht der Fremde auch weg". Das klappt natürlich immer, zumal sie nie aufhört. Ich weiss bis heute nicht genau ob sie ängstlich oder aggressif ist oder beides. Die Hundepsychologin, bei welcher sie während 10 Monaten (ohne Resultate) in Behandlung war, wusste es übrigens auch nicht. Mittlerweise hatte auch sie keine Lösungsvorschläge mehr.

Folgendes habe ich bereits getestet:

1. Ignorieren d.h. sie wird an einen Baum angebunden, wo sie mich nicht mehr sehen kann (ich spreche in der Zwischenzeit mit der Person) oder
sie ist frei, bellt einen Spaziergänger an, ich sage kein Wort, sehe sie nicht an und spreche auch nicht mit der Person = kein Erfolg
2. Fremde versuchen sie zu zähmen oder mindestens zu beschwichtigen indem sie ihr Leckerbissen anbieten. Sie nimmt wohl die Leckerbissen, bellt aber sofort erneut.
3. Ablenkungstraining, wie Sitz, Platz, spielen mit Ball etc. während die fremde Person daneben steht = kein Erfolg
4. TT.E.A.M Tellington-Jones-Methode = kein Erfolg
5 Spaziergang unter einer Masse von Menschen wie z.B. im Bahnhof, auf dem Markt etc. Wenn Cindy unter sehr vielen Menschen ist, bellt sie überhaupt nicht, ausser wenn sie in diesem Menschendschungel von einer Person direkt angesprochen wird.
Sobald sie jedoch wieder auf vereinzelte Personen (z.B. im Park) stösst bellt wie wieder wie wahnsinnig.
6. Während 6 Monaten erhielt sie Medikamente (Deroxat), welche ihr von meiner Tierärztin und gleichzeitig Tierpsychologin verschrieben wurden = kein Erfolg.
Cindy wird von mir wie mein Golden Retriever behandelt, d.h. wie ein richtiger Hund und nicht wie ein Schosshund. Es gibt bei uns strikte Regeln; sie darf weder auf das Sofa noch auf die Betten, erhält Ihre Mahlzeit nach mir, etc. Wir gehen auch jede Woche gemeinsam in den Hundeclub.
Zum Schluss noch eine Feststellung; wenn Cindy auf Fremde losgeht, dann hat sie den Schwanz ganz gerade nach oben gestellt (also nicht zwischen den Beinen). Wenn der Fremde einen Schritt in ihre Richtung macht, weicht sie wohl zurück, greift aber sogleich wieder an. Sie gibt nie auf.
Seit einem Monat erhält Cindy nun Bach-Blüten und Homeopatie. Ich bin mir bewusst, dass es wohl lange dauern wird, bis eine Besserung eintritt, im Moment jedenfalls ist keine Besserung zu erkennen.
Ich bin für jeden Typ zu haben - bin ich vielleich nicht der richtige "Meister" für meinen Hund?
Ruth





von Franziska(YCH) am 06. April 1999 18:43

Hallo Ruth,

ich schätze mal, deine hündin hat mit ganz normal laufenden menschen dasselbe problem, was viele andere hunde mit radfahrern, joggern etc. haben. Ich denke, ignorieren wäre das beste, aber nicht einfach nur ignorieren in dem sinne, sondern das ganze noch verstärken. probier doch mal, sobald du merkst, sie will eine person anbellen (bei so einem kleinen hund macht es der angebellten person wahrscheinlich nicht so viel aus), in die entgegengesetzte richtung davonzurennen. sobald sie das merkt, wird sie dir folgen. ist sie bei dir, weiterhin ignorieren, aber ganz normal weiterlaufen. das musst du aber konsequent bei jeder person, die sie anbellen will, tun. dadurch wird sie zunächst mal mehr auf dich achten, wo du hingehst etc.. problematisch wird das natürlich, wenn sie an der leine ist. dann solltest du vielleicht erstmal mit bekannten, die sie noch nicht kennt, irgendwo üben, wo du sie frei laufen lassen kannst.

bis dann

franziska

von Ruth Morin(YCH) am 07. April 1999 12:27

Hallo Franziska
Vielen Dank für Dein Interesse. Leider war es mir nicht möglich im Forum alle "Uebungen", welche ich mit Cindy bereits schon gemacht habe zu erwähnen, obwohl ich schon einige in mein Mail eingepackt habe. Deinen Vorschlag erhielt ich ebenfalls von unserer Hunde-Psychologin. Das hat am Anfang auch gut geklappt, aber nach kurzer Zeit wusste sie genau was da ablief. Somit reagierte sie überhaupt nicht mehr auf mein Wegrennen - so unter dem Motto "Dich finde ich jederzeit". Sie fühlt sich anscheinend absolut nicht in Gefahr, wenn sie plötzlich alleine ist. Sie findet auch meine Fährte sehr schnell und hat somit keine Angst mich zu verlieren.
Uebrigens habe ich auch den Bell-Stop ausprobiert. Auch wenn es für sie der Zitronenduft unangenehm ist, bellt sie ca.10 x, dann ist das Ding nämlich leer und sie hat wieder einmal gewonnen.
Weiter haben wir mehrmals "Himmels-Strafen" eingesetzt. Das heisst, eine Person versteckte sich, und wenn Cindy jemanden anbellt, fällt unweit von ihr (nicht auf sie) eine geschlossene Dose, welche wir mit Steinen gefüllt haben. Die Hauptbedinungen war, dass Cindy die Person, welche das Ding warf nicht sehen durfte (die Strafe kommt vom "Himmel"winking smiley. Gemäss unserer Psychologin, hätte Cindy mit diesen Massnahmen endgültig geheilt sein - das war aber leider nicht der Fall. Sie fürchtet wohl diese "Himmels-Strafen", bellt aber die nächste Person wieder an.
Nichts für ungut, liebe Franziska, und wenn Du weitere Tips hast, würde ich mich darüber freuen.
Ruth

von Franziska(YCH) am 07. April 1999 13:00

Hi Ruth,

Das hat am Anfang auch gut geklappt, aber nach kurzer Zeit wusste sie genau was da ablief. Somit reagierte sie überhaupt nicht mehr auf mein Wegrennen - so unter dem Motto "Dich finde ich jederzeit". Sie fühlt sich anscheinend absolut nicht in Gefahr, wenn sie plötzlich alleine ist. Sie findet auch meine Fährte sehr schnell und hat somit keine Angst mich zu verlieren.

Bist du denn wirklich weitergerannt, bis sie bei dir war und vor allem, hast du dann die richtung, in die du gerannt bist, fortgesetzt? Wie reagiert sie denn, wenn du einfach so in die entgegengesetzte richtung wegläufst (ohne, daß sie vorher jemand angebellt hat), oder wenn du dich versteckst (ohne, daß sie gesehen hat, wo)? Fängt sie sofort an, dich zu suchen?

Zu den Strafmethoden (Antibellhalsband oder Strafe aus heiterem himmel): Ich bin mir nicht sicher, könnte mir aber vorstellen, daß diese Strafen das Verhalten evtl. sogar noch verstärken. Und zwar in dem Sinne, daß die Hündin ganz auf den vermeintlichen Feind konzentriert ist, und plötzlich geschieht etwas unangenehmes. Kann sein, daß sie dies dann mit dem Feind in Verbindung bringt (der hat das gemacht). Beispiel: mein hund hat mit nem anderen Hund sehr stürmisch gespielt, und ist dabei aus versehen gegen einen Pfeiler gerannt. Seitdem hat er Angst vor diesem Hund.

Bis dann

Franziska

von Ruth Morin(YCH) am 07. April 1999 15:18

Hallo Franziska

"Wie reagiert sie denn, wenn du einfach so in die entgegengesetzte richtung wegläufst (ohne, daß sie vorher jemand angebellt hat), oder wenn du dich versteckst (ohne, daß sie gesehen hat, wo)? Fängt sie sofort an, dich zu suchen?"
Den letzten Test habe ich im Wald gemacht (von ihr unbekannt). Als ich von weitem eine Person sah (Cindy noch nicht), bin ich in die entgegengesetzte Richtung gelaufen. Resultat = Cindy habe ich während einer Stunde verloren d.h. sie ist mir nicht gefolgt! Zum Schluss kehrte ich (verzweifeifelt) zu meinem Auto zurück, wo Cindy schön brav auf mich wartete. Nach diesem Vorfall habe ich diese Methode aufgegeben. Ich hatte jedenfalls mehr Angst als Cindy an diesem Tag.
Gruss
Ruth

von Franziska(YCH) am 07. April 1999 19:58

Hi Ruth,

ich kann mir schon vorstellen, daß du ganz schön angst um sie hattest. Ich denke aber immernoch, daß das wegrennen in die andere Richtung die beste möglichkeit ist, ihr das anbellen von personen abzugewöhnen. Dazu muss sie natürlich erstmal lernen, dir zu folgen und sich nach dir umzuschauen, wo du bleibst etc.. Wenn sie das nicht tut, ist es klar, daß sie dir abhanden kommt, wenn du in eine andere Richtung davonstürmst. Üben kannst du das am Anfang so, daß du dich versteckst, am besten auf einem eingezäunten Gelände. Wenn du die Möglichkeit nicht hast, versteck dich beim spazieren gehen so, daß sie mitbekommt, wo du dich versteckst. Wenn du sie dann soweit hast, dir hinterherzulaufen, kannst du dich verstecken, ohne daß sie es sieht (du kannst dabei ruhig hinter dem baum hervorluken und beobachten, was sie macht...das sieht sie nicht, solange du dabei stillhälst). Läuft sie unbeeindruckt weiter, ohne nach dir zu schauen, pfeife oder rufe sie, bleib dabei aber in deinem versteck. Das ganze kann man dann soweit steigern, daß sie auch hinterherkommt, wenn du wegläufst. Übrigens bringt es nichts, wenn du wegläufst, bevor sie die person wahrnimmt, die sie anbellen will.
Äh, ich will dir hier nichts aufschwatzen, also wenn du meinst, was ich hier von mir gebe, nutzt dir gar nichts, einfach ignorieren!!!!

Bis dann

Franziska

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