Ständiges Ziehen an der Leine. :: Hundeerziehung + Soziales

Ständiges Ziehen an der Leine.

von Silke(YCH) am 30. Oktober 2001 12:25

Hi Birgit!

Du wirst es nicht glauben, mein Hund zieht sogar am Halti...

Ich habe es ihr ordnungsgemäß angewöhnt, d.h. erst nur beim Fressen, Spielen, ect. draufgemacht. Als sie das Halti akzeptiert hatte, fing ich an, mit 2 Leinen zu laufen, um im Notfall verhindern zu können, daß sie sich den Hals bricht (reicht schon, daß mir regelmäßig Fingernägel, Kaffeetassen, Einkaufstüten o.ä. flöten gehen, wenn sie so richtig durchzieht).Die ersten beiden Male ging das auch ganz gut, sie war schwer erstaunt und hat sich sichtlich bemüht, nicht zu ziehen. "Bingo!", dachte ich, "Das ist es!"...

Tja, dann ist sie darauf gekommen, ihren Kopf parallel zum Zug auszurichten und zieht (zwar mit dem Nasenrücken, aber auch das ist ja nicht das, was ich wollte) fröhlich weiter. Will ich am Halti ihren Kopf zu mir drehen, muß ich die Leine fast im 90° Winkel von ihr wegführen (so weit kann sie den Kopf nicht abwenden), was dann aber dazu führt, daß sie sagt "O.k., geh´ ich halt der Leine nach, Du hast gewonnen!" - und mir direkt vor die Füße läuft: Ende der Vorstellung, Silke liegt ggf. auf der Nase oder latscht Hundi auf die Füße...

Übrigens hat mein altes Pony genau den gleichen Trick draufgehabt, wobei der natürlich noch den unangenehmen Erfolg hatte, mich tatsächlich mit dem Nasenrücken durch die Gegend ziehen zu können, was mein Hund natürlich nicht schafft. Bei dem Pferd mußte ich immer leichte Anlehnung am Strick haben, um seinen Kopf rechtzeitig rumziehen zu können, denn ab einem bestimmten Winkel war das nicht mehr möglich. Ich müßte also (übertragen auf den Hund) die Leine selbst immer in Anlehnung halten, damit sie es nicht schafft, den Kopf wegzudrehen - und dann ist der Lerneffekt ja auch wieder = 0.

Naja, soviel also zu meinen Halti-Erfahrungen...

Ansonsten habe ich noch das "Ampel-Spiel" gespielt, da kamen wir immer nur jeweils einen Schritt weiter und irgendwann war sie so aufgeregt, daß sie sich jaulend an der Leine aufgerichtet hat, dann habe ich es noch mit Umdrehen versucht, aber es ist ihr ja egal, wo wir hingehen und mir wurde letztendlich schlecht von der Dreherei und wenn ich ihr Leckerlis über die Nase halte muß ich alle 5-10 Schritte einen rausrücken, sonst wird das auch uninteressant. Auch mit dem Clicker hat es nicht geklappt. Ich habe mich ruhig mit ihr hingesetzt oder bin im Garten herumspaziert und gewartet, daß sie selbst irgendwie die Leine lockert und habe C&B (Leckerchen)gegeben. Dann hat sie erst richtig Gas gegeben. Wahrscheinlich kann sie das nicht verknüpfen, weil sie das überhaupt nicht registriert, ob die Leine straff oder locker ist, schätze ich. Sie freut sich, daß ich sie belohne, weiß aber in keiner Weise wofür, trotz Clicker.

Wie gesagt, mir fällt da nichts mehr zu ein, und da es mir noch nicht mal möglich ist, mit dem Hund an der Leine z.B. noch etwas in der Hand zu halten (schon gar nicht sowas, wie eine Kaffeetasse oder einen Teller mit Essen), bin ich´s langsam wirklich leid. Und vor allem: Das ewige Geziehe wirkt sich sicherlich auch nicht gesundheitsfördernd auf meinen Hund aus, oder? Ich lasse sie inzwischen viel frei laufen (sie geht dabei lustigerweise nicht weiter als 20-30 m weit von mir weg) oder nehme sie an die 5m-Leine - damit geht es auch so einigermaßen. Aber das ist ja auch keine Lösung, wenn man mal an einer Straße ist oder zwischen mehreren Fußgängern o.ä..

Tja, so denke ich jetzt ernsthaft über die Benutzung eines Stachelhalsbandes nach...

Liebe Grüße, Silke

von Eva(YCH) am 30. Oktober 2001 12:42

Hallo Silke!

Hast du es schon mal mit Führtraining nach "Tellington-Jones" versucht?
Ich meine hier speziell das üben mit der sogenannten "Balanceleine".
Dabei braucht du eine mindestens 2 Meter lange Leine, hängst die Leine ganz normal ins Halsband ein und legst sie dann in einer Schlaufe um die Schultern deines Hundes (ganz wichtig dass die Leine unten an der Schulter liegt und nicht um den Hals rum), dann nimmst du die Schlaufe die sich an der einen Seite gebildet hat in die eine Hand und das Ende der Leine in die andere.
Wenn du nun den Hund bremsen will, nimmst du mehrmals hintereinander die Leine kurz an. So wird der Schwerpunkt verlagert und der Hund kann nicht mehr ziehen.
Hat sogar bei dem stark ziehenden Husky einer Freundin geholfen!
Probiers doch einfach mal aus, ich hoffe, ich habs einigermaßen anschaulich erklärt!

Bye, Eva


von silke(YCH) am 30. Oktober 2001 12:52

Hi!

: Die meisten Leute führen einen "Leinenruck" immer noch so aus, als wollten sie ihren Rasenmäher anwerfen - traurig, traurig... Deswegen halte ich nichts vom Erlernen der Leinenführigkeit mit normalem Halsband oder Kette; sehr energiegeladene Hunde mußt Du dabei ständig "zurückreißen", weil sie durch normalen "Ruck" nicht zu beeindrucken sind (meine Hündin zum Beispiel). Mit dem Stachel (ggf. mit dem spitzen, wenn Du so einen bekommen kannst) wird die Sache zu einer virtuosen Angelegenheit. Wie ich schon schrieb, habe ich keine Lust, mich wochenlang mit Leinenführigkeit zu befassen, ehe der Hund für andere Aufgaben frei wird, denn mit einem wild zerrenden Hund kannst Du nun einmal gar nichts anderes machen.

Wohl wahr. Ohne Leine macht sie alles ganz toll (zum Glück, sonst hätte ich wohl noch ärgere Probleme), aber sobald sie an der Leine ist, bestehen ihre Gedanken wohl nur noch aus "Ziehen, Ziehen, Ziehen...". Da kommt kein Kommando an, nichts.

: ...Die Probleme kommen dann später, wenn der Hund keine Lernfortschritte mehr macht.

Mein Hund hat in dieser Hundeschule keine Fortschritte machen können, weil er NICHTS gelernt hat. Stell´Dir vor, die haben mich in die Fortgeschrittenn-Gruppe (10 bis 20 Leute) gesteckt, als mein Hund 7 Monate alt war. Da ging´s dann 4x in der Woche jeweils eine 3/4 Stunde zackig im Gänsemarsch über den Platz. Wenn mein Hund sich nicht mehr konzentrieren konnte, hieß es "die verarscht Dich, zwing sie dazu!" und dann wurde mir gezeigt, wie man z.B. einen Hund mit einem geschickten Wurf auf den Boden befördert - das hat mir dann den Rest gegeben...

: Ich habe die leise Befürchtung, daß das mit einem Stachelhalsband auch nicht anders wäre, was meinst Du? Ich schätze, sie wird um so vehementer versuchen, der Leine durch Ziehen zu entkommen.
:
: Du mußt ihr eine Zeitlang die Möglichkeit zum Ziehen nehmen. Probier's mal mit der Leine unter dem rechten Vorderlauf durch (wenn der Hund links laufen soll). So ist Ziehen unmöglich, und sie wird sich nach anfänglichem Gejaule und Getobe dreinfinden. Derweil kannst Du den Leinenruck an einem Baum oder Zaunpfahl üben (so zeige ich's Anfängern - der Hund wird erstmal gar nicht geruckt). Wir werden ja sehen, was nach ein, zwei Wochen ist, und ob Du dann die Probe mit Stachel machen kannst.

Hmmm ja, kann ich mal probieren. Ich habe es schon gemerkt, daß sie das richtig Sch... findet, wenn ihr die Leine zufällig unter den Achseln verläuft, aber da sie dann meist mit abgewinkeltem Bein auf 3 Beinen weiterläuft hatte ich immer Angst, daß sie sich an der Schulter verletzt, gerade, wenn sie so richtig mit Anlauf losdonnert, höre ich schon die Knochen knacken... Kann man die Leine auch noch zusätzlich zwischen den Hinterläufen durchlaufen lassen? Oder vielleicht ein umgedrehtes Geschirr und die Leine unten einhaken *grübel*?

: Eine andere Möglichkeit zur "Zugentwöhnung" wäre das Halti - muß man sich aber auch zeigen lassen und ist sehr zeitaufwendig. Im übrigen wirst Du mit dem Halti das Ziehen nicht dauerhaft abstellen (so, daß sie's auch ohne Halti läßt), sondern Du müßtest die Hündin dann ständig am Halti führen; ist nicht mein Ding.

Meine Halti-Erfahrungen? Siehe Posting an Birgit....

Gruß, Silke

von Thomas(YCH) am 31. Oktober 2001 12:03

: Strafe ist doch im Sinne der alten Unterscheidungen von Konrad Most
: etwas ganz anderes.

Wie definiert Most denn eine Strafe?

Oder viel wichtiger, wie erklärt Most die Notwendigkeit, das Strafe (!)
auch als Strafe empfunden werden muss? Und wie erklärt er in folge das
hundliche Bewusstsein über die Sinnhaftigkeit, die Moral, die Ethik der Gründe eines Verbots, und das Bewusstsein einer Verbotsübertretung, um das Bestaft-worden-zu-sein auch wirklich als solches zu empfinden...
irgendwie sowas wie einen kausalen Zusammenhang von Tun und Strafe und
natürlich auch dem Vorsatz dieses zu tun und dem anschliessenden
schlechten Gewissen, Verbotenes getan zu haben?

auch mal neugierig
Thomas

von Cindy(YCH) am 31. Oktober 2001 13:42

Hi Eva,

: Hast du es schon mal mit Führtraining nach "Tellington-Jones" versucht?

Ich habe diese Methode auch bei einer Hündin mal versucht. Und es hat super geklappt. Auch bei einer ausgewachsenen Berner Hündin.

Gruss Cindy

von Attila(YCH) am 31. Oktober 2001 23:00

: natürlich auch dem Vorsatz dieses zu tun und dem anschliessenden
: schlechten Gewissen, Verbotenes getan zu haben?


Hi Thomas,

ich darf Deine Fragen als rhetorisch betrachten, denn ich kann mir wohl vorstellen, daß Du Mosts Abrichtelehre genau kennst. Oder hast Du die Absicht, mich zu examinieren? Nun, ich habe Most nicht erwähnt, um meine Belesenheit hervorzuheben, sondern weil mit im Zusammenhang mit Mosts "Abrichtelehre" sogleich der Untertitel "Individuell und ohne Strafen" einfiel.

Wie auch immer, Most gehört bei allen Vorbehalten gegen manche seiner Methoden (wobei ich den Verdacht hege, daß wir den Hund - entgegen den Ansichten Mosts wiederum auf "moderne Weise" vermenschlichen und ihm die Konsequenz = Härte nicht mehr entgegenbringen, die wir auch gegenüber unseren zweibeinigen Mit-Tieren vermissen lassen) das Verdienst, die unangemessenen Perspektiven gegenüber dem hundlichen Lernen und der hundlichen Lernfähigkeit aufgedeckt und zurechtgerückt zu haben. Daher beginnt ja sein Buch mit dem prägnanten Satz: "Von klein auf lernen wir viel Falsches über das Seelenleben der Tiere." Dieses Falsche ist insbesondere, Tieren die Fähigkeit zu sittlichem Handeln, zu moralischer Einsicht zuzuschreiben, so daß der Hund sozusagen aus ehernem Pflichtgefühl seiner Ausbildung zustimmt und die Befehle ("Um nicht in vermenschlichende Auffassung zu verfallen, spricht man zweckmäßig nicht von Befehlen, sondern von Zurufen, Lauten oder Hörzeichen."winking smiley seines Herrn befolgen möge. Most: "Dieses Hineinzerren des Hundes in eine ihm ewig verschlossene Welt verhindert, daß der Mensch die unüberbrückbare Kluft erkennt, elche im Geistigen zwischen Mensch und Hund besteht."

Die Mostsche Abrichtelehre soll ja gerade nicht auf dem Mechanismus von Strafe und "Einsicht" in die Notwendigkeit der Strafe beruhen. Most weist immerhin prägnant auf den Umstand hin, daß der Hund keine Einsicht in Gut und Böse seines Tuns habe und das "schlechte Gewissen", das ihm zugeschrieben werde, lediglich körperlicher Ausdruck in Erwartung einer Züchtigung sei (und diese Erwartung durch Schimpfen, Haltung, Auftreten seines Herrn begründet). Gleichwohl arbeitet Most mit Meide-Reizen ("Der Hund soll nur das tun, was uns angenehm oder nützlich ist, und alles unterlassen, was uns unangenehm oder schädlich ist. ... Unter bestimmten Umständen wird also Unangenehmes ausgeführt, um Unangenehmerem zu entgehen. Dieses Unangenehmere kann so stark werden, daß etwas an sich Unangenehmes unter einem Zwang in Angenehmes verwandelt wird."winking smiley, die aber eben mit Strafe als begründbarer Maßnahme infolge falschen, zweckwidrigen oder unerwünschten Tuns nichts zu schaffen haben. Mein Hinweis, auf den Du Dich beziehst, zielt eben auf diesen Unterschied ab. Meide-Reize setzen Hunde bei der Errichtung hundlicher Hierarchien auch selbst, Straf-Reize kennen sie nicht. Insofern halte ich diese sprachliche Unterscheidung auch für eine erforderliche begriffliche Differenzierung, dies um so mehr, als Mosts Abrichtelehre zuerst im Jahre 1910 erschien.

Gruß, Attila

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