Hallo Anke,
den Hund den du beschreibst - das könnte meine Sammy sein. Wir haben sie vor ca. 3,5 Jahren aus dem Tierheim geholt, sie war damals geschätzte 3 bis 4 Jahre alt. Glücklicherweise hat man uns schon im Tierheim auf ihr "Pinkelproblem" aufmerksam gemacht. Ihre Vergangenheit war unbekannt (Fundhund), aber offensichtlich war sie früher geschlagen worden.
Sie war zu Beginn ebenfalls sehr ängstlich, hat die Wohnung fünf- sechs- siebenmal am Tag überflutet. Immer dann, wenn man sie zu "scharf" angesprochen hat (das war damals schon ein seichtes "hallo, du kleine, na wie geht's denn? - PINKEL), runterbeugen und streicheln, ranrufen, ermahnen etc. - naja, ihr scheint das ja zu kennen ;-)
Tja, wie haben wir's in den Griff bekommen?! Erstmal: VIEL LIEBE! Der Hund muß Vetrauen zu euch finden, also in den Pinkelsituationen nicht mit Strafe reagieren (*klar*). Wir haben es aber auch nicht völlig ignoriert, sondern sanftes Mißfallen geäußert (verbal, über Tonfall), um zu zeigen, dass das Pinkeln zwar nicht schlimm ist, aber auch nicht Gewohnheit bleiben soll.
Besserung hat sich sehr schnell eingestellt. Man lernt seinen Hund kennen, lernt Pinkelsituationen aus dem Weg zu gehen, sie nicht zu provozieren. Somit war's bei uns im privaten Bereich bald kein großes Problem mehr, Pinkeln kam nur noch einmal die Woche vor - in mißverständlichen Situationen halt.
Problem war weiterhin Besuch. Sowohl wenn wir irgendwo hingefahren sind, als auch wenn Besuch zu uns kam.
Wenn Besuch zu uns kam, haben wir die Besuchern angehalten, den oh-ich-freu-mich-dass-Besuch-kommt-Hund möglichst zu ignorieren, bis er "warmgelaufen", also aus der Pinkelgefahr heraus war. Darüber hinaus dem Besuch sagen, dass er dem Hund keine Befehle geben soll um somit mißverständlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Hat im Großen und Ganzen gut geklappt, Ausnahmen bestätigen die Regel - aber es ist ja unsere Wohnung.
Bei Besuch in fremden Wohnungen im Prinzip die gleiche Vorgehensweise, nur wenn's dann mal "daneben" geht muß man auf viel Verständnis hoffen, bzw. die Wohnungsbesitzer vorwarnen, was passieren kann und die Begrüssungszeremonie in das Treppenhaus (ohne Teppich) verlegen. Oder bei spießigen Leuten den Hund letztlich mal zu Hause lassen *schnüff*. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass wenn man erklärt, warum der Hund dieses Verhalten an den Tag legt und es von ihm nicht "böse" gemeint ist, oder der Hund schlecht erzogen oder nicht stubenrein ist, meist auf Verständnis trifft. Dazu noch ein kleiner Witz ("ach, haben wir wieder vergessen dem kleinen Baby die Windeln anzulegen" - auch wenn das völliger Quatsch ist) und man kann die Situation entschärfen. Man muß halt nur wissen, mit welchem seiner Freunde man es machen kann, und wo man den Hund besser zu Hause läßt (auch wenn jetzt vielleicht wieder einige widersprechen "ich würde für keinen menschlichen Freund in der Welt meinen Hund leugnen" - das muß jeder selbst entscheiden. Ich glaube eine Abwägung der Situation ist der beste Weg ;-)
Diese Vorgehensweise hat über einen Zeitraum von ca. 1,5 Jahren sehr große Erfolge gebracht. Wir haben bewußt viele Menschen eingeladen und auch Parties mit 60-80 Besuchern in unserer Wohnung veranstaltet OHNE den Hund auszuschließen, um ihn an solche Situationen zu gewöhnen.
Irgendwann trat aber eine Phase der Stagnation ein. Alle Situationen hatten wir gut im Griff, aber nicht sehr gut. Es kam immer wieder - in meinen Augen zu häufig - vor, dass sie pinkelte. Ich habe mich damals in diesem Forum informiert und bin somit auf die Bachblütentherapie aufmerksam geworden. Ich möchte jetzt keine umfangreiche Abhandlung darüber schreiben - du kannst dich über dieses Thema in diversen Forumseinträgen und im Internet und Büchern informieren - aber soviel sei grob gesagt: Bachblütentherapie kann bei seelischen Gleichgewichtsstörungen eingesetzt werden. Und diese lagen hier eindeutig vor, eine organische Pinkelursache konnte ausgeschlossen werden.
An dieser Stelle sei gesagt, dass ich ein eher rationaler Mensch bin und Bachblüten mir daher ein wenig Hokus-Pokus-mäßig erschienen. Wirkliche Wirkstoffe werden nicht verabreicht, es ist ähnlich wie bei der Homöopathie - Kritiker sagen, dass hier nur Wasser bzw. Alkohol verabreicht würde. Aber egal - man hatte mich mit vielen Erfolgsmeldungen überzeugt und so besorgte ich mir ein Buch und las mich in die Materie ein. In einem ausführlichen Auswahlprozeß entschied ich und mein Freund uns für zwei Blüten und verabreichte sie dem Hund.
Man kann nicht erwarten, dass dadurch von einem Tag auf den anderen Besserung eintritt! Aber nach ca. 4 Wochen Bachblütengabe, in der sich unsere Hündin eigentlich keinem "Härtetest" stellen mußte, besuchten wir Freunde in Dänemark. An diesem Wochenende floss Alkohol in rauhen Mengen, der Hund immer mittendrin, viele sinnlose Befehle im Suff ("Sammy, mach jetzt Sitz. Nun mach aber mal Sitz. *Drück Hinterteil runter* Los Sitz!"
. Fußballländerspiel, Hund wird in Fantrikot samt Mütze und Schal eingepackt. Betrunkene stolpern über den Hund etc., etc. - Kurzum: reiner Streß und viele Möglichkeiten zum Pinkeln. Und was war passiert? NIX! Sammy hatte nicht einmal gepinkelt! Es grenzte an eine Sensation...
Es war also eine deutliche Besserung eingetreten.
Und so ist der Status heute, ca. 1,5 Jahre später: es gibt immer noch Situationen, in denen sie pinkelt. Man kann damit aber sehr gut leben, den die Situationen sind gut vorhersehbar, bzw. beruhen auf eindeutigen Mißverständnissen. Es ist aber keine Vergleich mehr mit der Anfangszeit bzw. der Vor-Bachblüten-Zeit.
Bachblüten geben wir heute nicht mehr, wir haben uns nach einigen Wochen aus der Therapie "herausgeschlichen", ca. 1 Jahr später nochmals für einige Wochen eingesetzt (in Vorbereitung einer Urlaubspflege die Sammy bei meiner Mutter verbrachte).
Meine Empfehlung: ließ' dich in das Bachblüten-Thema ein und mach' dir ein Bild davon, ob's bei deinem Hund angebracht ist.
Wenn ja - do it!
Gruß,
Susanne007