Tierquälerei oder nicht? :: Hundeerziehung + Soziales

Tierquälerei oder nicht?

von Attila(YCH) am 26. Februar 2002 12:09

Hallo Leute,

Tierquälerei muß nicht immer mit prügelnden Haltern, verkoteten Zwingern, unbehandelten Verletzungen, Qualzucht und Reizstromgeräten zu tun haben. Es gibt auch Tierquälerei ohne böse Absicht, ohne Bewußtsein dessen, was mit dem Tier eigentlich geschieht, und ohne daß sie offenkundig ist, wie die folgenden beiden Fälle beweisen.

Erstens: Alter Mann um die Siebzig, sehr beleibt, gehbehindert, wohnhaft in einem Einzimmer-Appartement im sechsten Stock eines Hochhauses; hält einen kniehohen Mischlingshund. Der Mann geht gegen Mittag und dann nochmals am Abend mit dem Hund auf die Straße vor dem Haus und läßt ihn in ein paar Büschen, die dort angepflanzt sind, sein Geschäft machen. Mittags kickt er etwa zehn Minuten einen Gummiball, den der Hund zurückbringt. Ansonsten hat der Hund keinen Auslauf, keine Bewegung. Der Hund kennt es nicht anders, gewiß, und der alte Mann sorgt für ihn; wenn der Hund krank wird, geht er mit ihm gewissenhaft zum Tierarzt, und sicher ist der Hund die einzige Freude des alten Mannes. Trotzdem weiß ich nicht recht... Tierquälerei oder nicht?

Zweitens: Gehbehinderte Frau um die Fünfzig, hält drei (!) kleinere Mischlingshunde. Die Hunde sind problematisch, unerzogen, kläffen sich die Seele aus dem Leib, wenn sie fremde Hunde sehen. Die Frau spricht mit den Hunden wie mit Kindern; sie kennen keine Kommandos. Wenn sie mühevoll über das Feld kriecht, zieht und zerrt sie die drei kleinen Tiere unter ständigen Schimpfkanonaden hinter sich her. Oft will einer der Hunde nicht mehr weiter, sie nimmt ihn dann auf den Arm und trägt ihn ein Stück. Abgeleint rennen die Hunde oft mehrere hundert Meter davon, die Frau schreit sich dann heiser nach ihnen, brüllt sie an, wenn sie schließlcih zurück kommen, schüttelt sie am Nackenfell. Auf mich macht die Frau den Eindruck schwerer psychischer Angeschlagenheit. Tierquälerei oder nicht?

Gruß, Attila


von Sascha(YCH) am 26. Februar 2002 14:28

Hallo Attila,

ich denke jeder normale denkende Mensch sollte doch
wohl dieses klar sein. Leider gibt es viel zu viele
Menschen die von Tieren und deren Haltung absolut
keine Ahnung haben aber Hauptsache ein Haustier.
Ich bin dafür das jeder der sich z.B. einen Hund
anschafft eine Hundeausbildung machen sollte. Die
Test für Hunde die unter die Landes Verordnung fallen
sind witzlos und entsprechen größten Teils nicht der
Realität. Hier geht es doch "nur" um den Schutz des
Menschen, was natürlich auch wichtig ist! Jeder kann sich
diesen Test im Internet besorgen, alle Testfragen sind gleich!!
Die meisten Ämter machen sich ja mal nimmer die mühe die
Halter tatsächlich zum Test einzuladen. Hab ich zumindest schon
von einigen gehört.
Das Problem ist wie gesagt, das viele Menschen meinen zu wissen
wie man ein Tier hält und davon auch noch überzeugt sind das das so richtig ist. Hinterfragt man mal den ihren Standpunkt merkt man schnell das diese Menschen überhaupt keine Ahnung von ihrem Tier haben. Es heißt meistens dann, ein Bekannter sagte das macht man so, hab ich mal irgenwo gehört etc. p.p.

Viele Grüße,
Sascha

von Ingrid und Sina(YCH) am 26. Februar 2002 18:50

Hallo Attilla,

sei doch mal ehrlich: Wieviele Leute haben denn wirklich Ahnung von Hunden (also von denen, die Hunde halten)?. 10 %? Es ist doch auch Tierquälerei, Hunde ausschliesslich nur im Garten zu halten - ohne Auslauf bzw. noch schlimmer im Zwinger.

Was ist mit den Hunden, die zwar geborgen in Familien leben aber nur 3 x am Tag um den Block kommen und das war es an Aktion.

Oder der Podenco, der nie von der Leine kommt, weil er sonst weg ist. Ein Podenco, der nicht rennen darf. Trotzdem kommt er 3 x täglich 1,5 Stunden raus - an der Flex. Aber er darf nie rennen.

Beispiele dieser Art gibt es viele. Ich glaube, dass die wenigsten Hunde so leben können, wie es eigentlich richtig wäre.

Ich habe sehr viel über Hunde gelernt, ich beschäftige mich mit Sina täglich, trotzdem lebt sie nicht so, wie es sein sollte. Denn ich gehe arbeiten und sie ist alleine zu Hause. Ok, sie kann mittags 2 Stunden in den Garten, aber auch da ist sie alleine.

Ich habe keine andere Möglichkeit. Sina ist nicht geprägt auf Menschen. Wenn sie Menschen trifft, versucht sie zu flüchten. Ich arbeite mit ihr seit 1,5 Jahren daran und wenn ICH dabei bin, geht es. Aber nicht wenn andere mit ihr unterwegs sind. Es gibt noch 2 oder 3 Leute,wo es geht, aber die wohnen zu weit weg um sie täglich zu versorgen.

Da sie im letzten Jahr sehr viel Geld an TA Kosten gekostet hat, weil sie diese Mittelmeerkrankheiten hat, kann ich mir einen 2. Hund nicht leisten.

Das Einzige was ich tun kann ist, meine ganze Freizeit ihr zu widmen,und das tue ich.

Trotzdem fällt auch ihre Haltung für manche unter Tierquälerei. Ich sage, sie ist das kleinere Übel. Denn kaum einer hätte sie so lange behalten mit all ihren Problemen. Jedenfalls bekomme ich das täglich zu hören.

Und diese Einstellung habe ich auch den anderen oben beschriebenen Hunden gegenüber. Alle nicht so wie es sein sollte, aber es ist das kleinere Übel.

Stell Dir mal vor, diese Leute müssten alle ihre Hunde abgeben. Was denkst Du denn, wo diese Hunde alle wären?

Aber ich kann Dich verstehen, denn diese Frage geht mir täglich durch den Kopf: bei Hundebegegnungen aber auch bei meinem eigenen Hund. Aber wenn ich mir dann die Frage nach der Alternative für diese Hunde stelle, dann wird mir klar, dass es die nicht gibt. Weil es eben viel zu wenig Leute gibt, die einen Hund so halten können, wie es eigentlich sein sollte und im Gegensatz dazu viel zu viele Hunde.

Viele Grüsse

Ingrid und Sina

von Attila(YCH) am 27. Februar 2002 06:37

: Aber ich kann Dich verstehen, denn diese Frage geht mir täglich durch den Kopf: bei Hundebegegnungen aber auch bei meinem eigenen Hund. Aber wenn ich mir dann die Frage nach der Alternative für diese Hunde stelle, dann wird mir klar, dass es die nicht gibt. Weil es eben viel zu wenig Leute gibt, die einen Hund so halten können, wie es eigentlich sein sollte und im Gegensatz dazu viel zu viele Hunde.


Hi Ingrid,

insbesondere der letzte Satz findet meine uneingeschränkte Zustimmung. Das ist übrigens einer der Gründe, weshalb wir unsere Hunde nur noch selten frei laufen lassen können: überall Hunde, Hunde, Hunde. Wenn man nun selber Hunde hat, die nicht recht verträglich sind oder es lieben, andere Hunde erst einmal zu dominieren, muß man mit ihnen an irgendeinen abgelegenen Ort gehen, damit sie Auslauf haben - und unsere Welt wird immer enger, immer lebensfeindlicher.

Die Frage ist, was aus Sina geworden wäre, wenn sie nicht bei Dir leben könnte. So hat sie zumindest Ansprache und Beschäftigung. Ich bin leider zur Zeit gezwungen, mit meinen beiden Schäferhunden in der Erdgeschoßwohnung eines Reihenhauses zu leben, mit Terrasse und dem üblichen Mini-Garten; auch das ist kein Zustand. Nun habe ich zum Glück die Möglichkeit, mein Leben um die Hunde herum zu organisieren, so daß ich reichlich mit ihnen unterwegs bin, aber wohl fühle ich mich mit diesen Haltungsbedingungen auch nicht. Früher waren Hunde Hausgenossen, Wächter auf dem Hof, waren ganz normal in ein bäuerliches Leben integriert. In der Stadt hielt man wohl Schoßhunde, aber nicht, wie heute, einen Husky im Hochhaus oder einen Kangal im Schrebergarten. Sich mit Tieren zu umgeben, ist eine Folge der zunehmenden Vereinsamung des einzelnen - dem geht's mit seinen Viechern dann gut, ob das aber den Tieren auch recht ist, danach fragt niemand.

Gruß, Attila

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