von Nina(YCH) am 08. Januar 2003 18:54
Hi Markus!
Ich kann dir ja einfach mal "unsere Geschichte" aufschreiben, vielleicht findest du ein paar brauchbare Ansätze. Also:
Ich habe eine ebenfalls 1 3/4 Jahre alte Kleine Münsterländer Hündin, eigentlich ein Hund bei dessen Rasse man sich schon auf einiges bezüglich Jagen gefasst machen müsste. Leider waren wir anfangs etwas naiv, ich habe überhaupt nicht darauf geachtet, wie interessiert sie plötzlich die Gebüsche und Felder neben uns betrachtete und eines Tages war sie dann weg. Nur für ein oder zwei Minuten, das ist es auch bis jetzt maximal geblieben, dann kommt sie fröhlich wieder, ist erschöpft und freut sich mich wieder zu sehen. Wenn sie das passende Feld gefunden hat, dann dreht sie Schwanzroutierend ihre Runden, wirkt total aufgeregt, obwohl sie noch nicht mal was gefunden hat. Allein der Geruch von Kaninchen bringt sie schon in diese Stimmung.
Ok, dann war sie etwa 3/4 bis 1 Jahr alt und ich hab von der Schleppleine gehört, daran lief sie etwa 1 oder 2 Monate, ich persönlich fand es eher hinderlich, mein Hund lernte ganz genau rauszufinden, WANN sie frei war und wann nicht.
Ich glaube schon, dass die Schleppleine eine super Hilfe ist, wenn denn der Mensch sie sinnvoll einsetzt. Das einzige was wir daraus gelernt haben, war, dass meine Hündin sowie sie im 10 Meter Umkreis von mir ist (egal ob mit oder ohne Leine) recht zuverlässig auf "NEIN" reagiert und nicht beim Anblick eines Hasen losstürmt.
Nun, meine ist leider kein Hund, der ununterbrochen an meinen Fersen klebt und auf Unterhaltung meinerseits wartet, sie läuft im Gegenteil dazu am liebsten weit vor und schnuppert am Rand. Wobei sich dann die Gelegenheit (für sie) bot, erst mal weit wegzurennen und dann über Graben/durchs Gebüsch auf den nächsten Acker abzuhauen - Rufen war dann zwecklos.
Ok, nächste Konsequenz war ihr den Graben oder das Gebüsch als Begrenzung einzuführen, das dauerte zwar etwas länger, aber letztendlich hat sie es begriffen, sie bleibt auf dem Weg (inklusive Grünstreifen am Rand), außer ich gehe auf das Feld/Wiese vor.
Seit einem viertel Jahr sind wir dabei die normalen Spaziergänge in Arbeitsspaziergänge umzuwandeln, d.h. kein Dahergetrotte für Frauchen, kein ununterbrochenes Geschnüffele für den Hund.
Wir üben ständig "Komm", "Sitz auf Entfernung", "Guck" (wobei "Sitz" bei uns Hinsetzen UND Angucken heißt), irgendwelche Kunststückchen wie Drehen, Pfotegeben beim Laufen (also Steppen), Slalom durch die Beine, Rückwärtslaufen, Sitz, Platz, Steh in allen Varianten, ...
Und auch Suchspiele, also Leckerchen ins Gras werfen und sie suchen lassen, sowie Apportierspiele und Ball-Zerren. Wenn Baumstämme in der Nähe sind, wird darauf balanciert, die Übungen werden darauf verlegt, es wird gesprungen und co.
Zum "Sitz" muss ich noch sagen, dass sie vor jedem Ableinen erst sitzen und mich angucken muss, dass sie, bevor sie zu den Hundefreunden auf die Wiese darf, erst mich angucken muss, kurz, bevor es irgendwas interessantes gibt, muss sie erst ihren fixierenden Blick von dem Interessanten abwenden, bevor es den Spaß gibt.
Naja, an einigen Tagen hab ich mich verflucht für diese Idee, mein sturer Hund schaffte es echt 10 Minuten wie verhext durch die Gegend zu gucken und herauszufinden, OB da nicht was interessantes sein könnte. Zehn Minuten klingt ja jetzt echt nicht lang, aber steh mal die Zeit hinter deinem Hund und tu nichts. Es ist zum verzweifeln, am liebsten hätte ich sie irgendwo an einen Baum gebunden und wär weggefahren. Dann hätte sie den ganzen Tag gucken können und am Ende hätte ich sie wieder abgeholt und sie hätte wohl noch nicht mal gemerkt, dass ich weg war.
Naja, jetzt geht es schneller, wenn nichts spannendes ist, dreht sie den Kopf schon beim Sitzen zu mir, ansonsten wird noch mal kurz die Gegend inspiziert, bevor sie mich anguckt.
Heute morgen war sie etwa 20 Meter vor mir, als ich plötzlich einen Hasen über die Straße rennen sah - wargh. Eigentlich sah ich meinen Hund schon auf dem Feld, ich rief sie dennoch und sie blieb stehen. Zwar nicht wirklich begeistert, aber sie blieb stehen, ließ den Hasen passieren und kam zurück. *TotaleFreunde* (bin jetzt noch ganz benommen von diesem Ereignis)
Wir sind natürlich noch längst nicht am Ende, unsere Spaziergänge erfordern 100% Aufmerksamkeit, insbesondere wenn sie merkt, dass ich mich unterhalte oder nicht aufpasse, steht mein Hund dann genauso wie früher wild SchwanzRoutierend auf dem Feld und nutzt ihre Nase.
Im Frühjahr fangen wir mit Fährtenarbeit an, ich weiß nicht, ob es was bringt, ich hoffe es sehr und einen Versuch ist es ja wert.
Also, ich wünsche dir viel Erfolg, viel Geduld und viel, viel Zeit auf den Spaziergängen. Alles Gute,
Nina