Aggression gegen Menschen
von Susanne & Zasko(YCH) am 16. Juli 2003 10:34
Hallo Wilma,
auch ich bin der Meinung, dass du über positive Bestärkung arbeiten solltest. Zu den schon gegebenen Tipps möchte ich aber noch ein wenig hinzufügen.
Du musst mit dem Ablenken unbedingt anfangen, bevor der Hund loslegt. Wenn du es tust, wenn er schon bellt, empfindet er es eher als Bestärkung fürs Bellen. D. h. für euch, aufmerksam spazierengehen, um ihn rechtzeitig unter Kontrolle zu bringen. Dabei solltet ihr den für euch am besten gangbaren Weg wählen, also z. B. mit Hund weitergehen und dabei ablenken, Hund absitzen oder ablegen lassen und füttern, am Wegrand spielen etc. Was ihr macht ist letztendlich völlig egal, wichtig ist nur, das der Hund ruhig bleibt und sich auf euch konzentriert. Deshalb solltet ihr einen Weg wählen, der eurem Naturell und dem eures Hundes am nächsten kommt.
Bist du mal zu spät und der Hund hat schon angefangen zu bellen, solltest du gar nichts mehr tun. Absolut nichts. Du mutierst zu einem Baum, an dem der Hund festgebunden ist. Er wird festgehalten, bekommt aber keinerlei Feedback von euch. (Natürlich solltest du den Hund momentan in Gegenden, wo euch Leute begegnen können, immer an der Leine habe. Freilauf nur in offenem Gelände, auf großen Wiesen die ihr überblicken könnt!)
Es wäre gut, wenn ihr ein paar Leute findet, mit denen ihr gezielt üben könnt. Versucht eine Distanz herauszufinden, in der eurer Hund noch ruhig bleibt. Mit dieser Distanz fangt ihr an zu arbeiten. Der entsprechende Mensch begegnet euch auf dieser Distanz, ihr belohnt den Hund fürs Ruhigsein. Mehrmals wiederholen. Dann die Distanz ein wenig verkleinern (je nach Hund und Anfangsdistanz zwischen 10 cm und 1 m, je näher am Hund, desto kleiner die Schritte). Immer belohnen wenn der Hund ruhig bleibt. Sollte mal der Annäherungsschritt zu groß sein und er wieder anfangen loszulegen: s. o. gar nichts machen, der eingeweite Helfer bleibt stehen und tut seinerseits auch überhaupt nichts (außer vom Hund wegzuschauen, er sollte unter keinen Umständen den Hund ansehen, denn das bedeutet für den Hund eine Provokation). Solange stehenbleiben, bis der Hund mal kurz ruhig ist. In dem Moment kann der Helfer weitergehen. Wahrscheinlich fängt Hund wieder an zu bellen, Helfer bleibt wieder stehen, usw. Wichtiges Lernziel: Mit Bellen vertreibe ich den Menschen nicht, nur wenn ich ruhig bin, geht er weg.
Das müsst ihr natürlich oft und mit verschiedenen Leuten wiederholen.
Und noch ein Tipp: Jede Angst, die du hast, dass es wieder losgeht, überträgt sich auf den Hund. Versuche dir permant einzureden:"OH, toll, da kommt wieder ein Passant. Wieder eine Gelegenheit zum Üben. Je öfter wir üben können, umso schneller wird es besser. Oh, wie schön" Klingt jetzt behindert, hilft aber auf Dauer kolossal, um selber entspannter zu werden (eigene Erfahrung, wenn auch bei Hundebegegnungen...)
Außerdem solltet ihr darauf achten, dass ihr den Hund wirklich so halten könnt, dass er nicht auf die Leute zu kann, euch also nicht noch ein zwei Schritte mitschleift, bevor ihr steht. Sollte das mit Halsband/Geschirr kräftemäßig nicht möglich sein, kann man am Anfang ein Halti benutzen. Dieses muss aber erst langsam angewöhnt werden und den richtigen Umgang damit sollte man sich besser von jemanden zeigen lassen, der weiß, wie man die Dinger richtig einsetzt.
Ihr könnt es so erstmal in Eigenregie versuchen, allerdings ist es oftmals besser, zunächst einmal ein paar Stunden bei einem Verhaltenstherapeuten zu nehmen, der vor Ort die Motivation des Hundes beurteilen kann und euch helfen kann, den für euch richtigen Weg zu finden. Der Besuch einer Hundeschule im Junghundalter ist leider keine Garantie dafür, dass man den Rest des Hundelebens lang keinerlei Probleme bekommt.
Ich wünsche Euch viel Erfolg,
Susanne & Zasko