Hallo Nicola!
Als Besitzerin eines Exemplars (Asta, 4 Jahre alt, davon zwei Jahre Labor) meiner Lieblingsrasse, dem Beagle, kann ich dir sicher nur eine sehr subjektive und auch gewissermaßen beschränkte Sicht der Dinge schildern.
Schön sind sie, ohne Frage, meiner Meinung nach der "Prototyp" Hund (alle Besitzer anderer Rassen bitte ich hiermit um Verzeihung ;-). Schön anzusehen, klein und handlich, aber dennoch kompakt und robust. Und dazu ungeheuer charmant, fröhlich und freundlich. Aus Erfahrung weiß ich, dass es kaum einen Menschen gibt, den sie mit ihrem Charme nicht im Sturm erobern können.
Ihre "dunklen Seiten": Sie sind dickschädelig, grenzenlos verfressen, teilweise ausbüchsfreudig,...
Nun aber erstmal zu deinen ganz speziellen Fragen.
Wieviel Stunden muss ein Beagle richtig laufen (also ohne Leine???)
Als Laufhunde brauchen Beagles natürlich ihre Bewegung, ganz klar. Ein Maß anzugeben, ist immer sehr schwierig. Habe mal was von 2 Stunden gelesen, aber das ist sicher nicht nur von Hund zu Hund verschieden (Asta ist recht lauffaul), sondern hängt auch davon ab, wieviel du den Hund sonst beschäftigst. Denn nur Kilometer-runterreissen bringt es - und das gilt im Grunde für die meisten Hunde - nicht. Übrigens ist das "ohne Leine laufen" so eine Sache, bei den Beagles. Viele sind als passionierte Schnüffler fast unkontrollierbar, wenn sie eine Spur aufnehmen und sind dann auf und davon. Ich habe das Glück, dass der Jagdtrieb bei Asta nicht ausgeprägt ist (was wahrscheinlich mit Astas Vergangenheit zusammen hängt, ich habe mich schonmal gefragt, ob das bei Laborbeaglen tendenziell so ist); außerdem habe ich sie auch gleich daran gewöhnt, dass es in meiner Nähe immer am schönsten ist (mit Leckerchen, Übungen etc.). So ist sie ganz gut abrufbar. Aber geh mal lieber nicht davon aus, dass das beim "Durchschnittsbeagle" so ist. Übrigens kann ich Asta zwar in Feld und Wald laufen lassen, dafür aber nicht in der Siedlung. Sie ist zwar keine Jägerin, dafür aber umso mehr Sammlerin, immer interessiert an den Küchen anderer Leute.
Sind sie wirklich schwer oder gar nicht erziehbar ???
Nein, nein und nochmals nein!!!!!!!!! Ich kriege immer die Krise, wenn ich sowas höre. "Kadavergehorsam" ist von ihnen sicherlich nicht zu erwarten (Stichwort Dickschädel), aber man kann prima mit ihnen arbeiten! Gerade, weil sie so verfressen sind ("they eat until they explode" - habe ich mal auf einer englischsprachigen Beagle-Seite gelesen, trifft auch zu), reagieren sie super auf Leckerchen. Unter Zwang, denke ich, läuft bei ihnen nicht viel (aber für so eine Ausbildungsmethode sollte man sich ohnehin nicht entscheiden), dafür kann man mit positiver Verstärkung und viel Motivation "alles" von ihnen haben. Asta steckt in der Hundeschule - das muss ich einfach mal in aller Unbescheidenheit sagen - so manchen Border-Collie in den Sack. Dafür -auch das muss ich zugeben - kann sie im Gegensatz zu unserem Zweithund (=Border Collie) zeitweise auch unübertroffen im Ignorieren von Kommandos sein, wenn sie sich was anderes in den Kopf gesetzt hat. Aber da muss man eben konsequent bleiben.
Alles in allem bin ich mit ihr echt zufrienden: Sie ist absolut vielseitig einsetzbar (Obedience, Agility, Erlernen von Tricks, Schoßhund, Alleinunterhalterin...) und absolut arbeitswütig (gegen Belohnung, versteht sich ;-) Eigentlich wäre sie der ideale Hund für liebe Kinder, die sich den ganzen Tag mit ihr beschäftigen. Und da wären wir auch schon bei der nächsten Frage:
Habe zwei Kinder 8 und 10 Jahre- kann ich die beiden später mal mit dem Hund alleine spazieren gehen lassen???
Also, man sagt, dass Beagles quasi grenzenlos kinderlieb sind und sich hervorragend als Familienhund eignen. Aber wie fast alles, kann man auch das nicht verallgemeinern, es liegt halt einfach auch ein ganzes Stück an den Kindern selbst (bzw. ihren Eltern) oder aber auch - falls es ein Second-Hand-Hund ist, an den Erfahrungen, die der Hund damit gemacht hat. Aber unter der Voraussetzung, dass man als Eltern darauf achtet, dass das Zusammenspiel zwischen Kindern und Hund "gut" verläuft und man die letzte Verantwortung nicht den Kindern überträgt, gibt es für Kinder doch wirklich nichts schöneres, als mit einem Hund groß zu werden! Und deine Kinder sind ja nun auch schon in einem Alter, in dem man mit ihnen reden kann und sie schon eine gewisse "Vernunft" mitbringen.
Kann ein Beagle auch allein sein (so 1- 2 Std)???
Verallgemeinern kann man hier wieder nichts, aber 1-2 Stunden sollten eigentlich wirklich kein Problem sein.
Zum Thema Ersthundebesitzer.
Ihr scheint euch auf jeden Fall gut zu informieren. Asta war zwar mein zweiter Hund, aber für mich im Grunde der erste, mit dem ich mich intensiv beschäftigt habe und den ich erzogen haben. Ihre Vorgängerin ist als Familienhund meiner Eltern eher so "mitgelaufen". Vorkenntnisse an sich hatte ich im Grunde kaum.
Auch (s. Michael) meine Frage an dich wäre: Hast du schon mal darüber nachgedacht, dir einen Laborbeagle anzuschaffen? Ich würde es sofort noch mal tun! Asta war zwar am Anfang - was gewisse Dinge betraf, z.B. Spazierengehen, das war ihr unheimlich, außerdem war und ist sie recht zurückhaltend gegenüber anderen Hunden - etwas ängstlich, hat aber im Großen und Ganzen ihr neues Leben hervorragend gemeistert.
Auch ich gebe dir gerne Kontaktadressen, wenn es dich interessiert. Vorab kannst du dich aber auch schon im Internet schlau machen, und zwar unter
[
www.versuchstiere.de]
Lass es mich doch mal wissen, wie du dich entschieden hast.
Viele Grüße und alles Gute bei der "Qual der Wahl" ;-)
Christina mit Beagle Asta aus dem Sauerland