von Heidrun(YCH) am 21. Juni 2001 14:10
Hallo Yasmin,
schließe mich meiner Vorrednerin an, würde etwas differenzierter arbeiten:
mit so einem hibbeligen Hund würde ich das Ablegen z.B. nicht mit der Spannungsmethode wie in Lind "Mensch-Hund-Harmonie" aufbauen sondern über viel viel Ruhe, Futter etc.
Übungen wie Fußgehen sind zwar mit Beute gut möglich, aber auch da, damit der Hund nicht drängt etc. eignet sich das ruhigere Arbeiten mit Futter m.E. besser - beim triebigen Hund, wie gesagt. Auch macht der Hund dann besser Sitz und Platz aus der Bewegung, während unter Spannung der Hund oft den Hintern nicht richtig beim Sitz auf den Boden bringt und beim Platz die Brust anhebt, weil er schon auf den Wurf wartet.
Dagegen kann man das Abrufen, das Voraus etc. wunderbar mit Beute arbeiten, damit der Hund dort richtig "Tempo macht". Auch Revieren übe ich zunächst ohne Helfer und packe die Beute nicht ins Versteck, sondern werfe sie, wenn der Hund um das Hindernis herum ist, zwischen meinen Beinen durch, daher kommt er auch gut zurück in meine Richtung und rennt nach einigen Malen immer schneller und enger um das Versteck um zum Ball zurück zu kommen. Wenn das bei jedem einzeln geht, nimmt man mal zwei, dann wieder eins, dann drei, dann wieder nur eins, immer schön unberechenbar und motivierend. Auch in der Freifolge, wenn ein Helfer auf dem Platz ist, kann man mal Fußgehen mit Beute üben und der Hund spielt auch mal zur Belohnung nur mit mir Beute ohne, daß er Kontakt mit dem Helfer bekommt. Dann wird für ihn klar, daß einerseits der Weg zum Helfer nur über mich führt, andererseits bekommt er aber auch im Schutzdienst jede Menge Bestätigung von mir. Üblicherweise kommt dort die Bestätigung ja nur vom Helfer, so daß die Hunde oft jegliche sonst ordentlich gezeigte Unterordnung vermissen lassen und nur durch heftigste Einwirkungen dazu zu bringen sind.
Liebe Yvonne, passe Dich einfach Deinem Hund an. Überlege Dir vorher, wie die Übung eines Tages aussehen soll. Wenn sie freudig, aber eher ruhig und konzentriert aussehen soll, sorge für einen gemäßigten Trieb und zwar nicht durch Einwirkung (obwohl diese gelegentlich schon nötig ist, aber bei rechter Balance fast nie und wenn, dann erst zum Schluß) sondern durch das richtige Motivationsmittel. Wenn richtig Aktion angesagt ist, dann nimm ein anderes. Auch die Reihenfolge ist wichtig: wenn Du jedesmal erst Fuß mit Futter machst und dann noch etwas mit Ball, kann es sein, daß der triebige Mali schon vorher nicht mehr das Futter nimmt, sondern nur dem Ball entgegenfiebert - dann ist eben angesagt mehr ruhige Sachen zu üben und die anderen wegzulassen oder aber mal vor einem Unterordnungtraining eine längere Runde Bällchenholen und Beutezerren auf der Wiese spielen. Wo andere Hunde ihren Trieb völlig abbauen würden, reduziert der Mali ihn auf ein gemäßigtes und für die Arbeit geeignetes Maß.
Selbstverständlich kommt es auch auf die Tagesform Deines Hundes an.
Auch der Leistungsstand ist wichtig. Den jungen Mali würde ich nur auf den Platz nehmen, wenn ich entweder allein arbeiten kann oder nur Hunde dort sind, die sehr ruhig sind (abliegen, ruhige Futterarbeit etc) und ruhige Hundeführer haben. Wird gerade Ball gespielt, Parcours gelaufen oder gesprungen und apportiert, stehen die Chancen schlecht, daß Du Ruhe in Deinen Hund bekommst. Vielmehr wird er ständig versuchen, das interessantere Geschehen zu beobachten. Später, wenn er weiß, daß auch von Dir immer wieder Action eingestreut wird (auch mal zur Unterbrechung und Auflockerung, nicht unbedingt als direkte Belohnung), wird es sogar umgekehrt sein - wenn andere toben, wird er Dich bei richtigem Aufbau umso konzentrierter beobachten, weil er ja weiß, daß dann von Dir was kommt.
Übrigens: Beschäftige Dich doch auch mal mit Clicker-Training. Auch dies ist eine hervorragende Sache, um Ruhe und aktive Konzentration in einen Hund zu bekommen. Wenn Du Angst hast, mit einer neuen Methode ohne Erfahrung etwas zu verderben: nimm Dir fürs Clicker-Training ein paar Tricks vor (Pfote geben, Rolle machen, Schlüssel bringen, totstellen etc.). Dann ist nichts für die Prüfungsaufgaben kaputt, wenn Du erst mal Fehler machst. Außerdem hat es den Vorteil, daß der übermotivierte Hund sich evtl. vor der Unterordnung mit etwas Clickertraining geistig etwas ausarbeiten kann, dann eine Pause machen und dann immer noch geistig wach (aber nicht mehr so überbordend) ist, daß er dann UO machen kann.
Also: Individualität ist gefragt!
Beste Grüße
Heidrun