von Inge + BC(YCH) am 30. September 2002 02:34
Hi Martina,
tja, die Deutschen und ihr Regelkorsett...
Bei der BH wird ein bis ins Detail vorgegebenes Übungsschema abverlangt. Von daher ist es mir absolut unverständlich, warum man dafür nur ganz bestimmte - deutsche! - Kommandos verwenden darf. Wenn ich meinen Hund beibringen, bei "Posemuckel" Sitz zu machen, dann müsste das doch völlig egal sein - Hauptsache müsste doch sein, dass er dann Sitz macht, wenn es die Prüfungsordnung vorsieht. Und selbst wenn es kein festes Schema gäbe, sondern die Anweisungen vom Richter kommen würden: wenn er sagt, jetzt soll der Hund z.B. Sitz aus der Bewegung machen, und meiner macht das supergut, aber eben auf Kommando "Posemuckel", dann würde ich es schwachsinnig finden, wenn ich deswegen die Prüfung nicht bestehen könnte. Entscheidend ist doch wohl, dass der Hund genau das macht, was gerade von ihm verlangt wird! Der Sinn einer BH ist doch wohl zu überprüfen, ob der Hund einen einigermaßen verläßlichen Grundgehorsam aufweist. Dazu aber muss er doch nicht unbedingt Deutsch "sprechen", oder?
Des weiteren finde ich es auch Unsinnig, Handzeichen als sog. Doppelkommandos zu verbieten. (Bei einem per TA-Attest nachweislich tauben Hund sind reine Handzeichenkommandos erlaubt!) Jedes gute Buch über Hundeerziehung lehrt uns, dass man bei der Erziehung möglichst alle Sinne des Hundes ansprechen sollte. Also nicht nur Hörzeichen, sondern auch Sichtzeichen. Im fortgeschrittenen Ausbildungsstadium kann man dann die Zeichen trennen, so dass sie auch einzeln gegeben korrekt befolgt werden. Die meisten Hunde jedenfalls reagieren auf gleichzeitig gegebenes Hör- UND Sichtzeichen deutlich besser, als wenn nur eines von beidem gegeben wird. Da das Ziel der BH ja eigentlich sein soll zu beweisen, dass der Hund so gut erzogen ist, dass er als unproblematischer Begleiter (BEGLEITHUND-Prüfung!!!) praktisch überall mit hingenommen werden kann, erscheint es mir unsinnig, praxisfremde Regeln dafür aufzustellen.
Ebenfalls als verbotenes Doppelkommando gilt, wenn man den Namen des Hundes einem Kommando voranstellt. Auch das ist in meinen Augen praxisfremd. Der Trend geht doch eindeutig zum Zweit-(und mehr)Hund. Wenn ich mit meinen beiden unterwegs bin, bin ich zwingend darauf angewiesen, den Namen des Hundes, den ich gerade meine, zu sagen, bevor ich ein Kommando gebe. Stell Dir vor, ein Hund läuft 50 Meter vor mir her, der andere läuft bei mir bei Fuß. Wenn ich jetzt nur "Hier" rufe, woher soll der Hund, der sowieso schon bei mir ist, wissen, dass er nicht gemeint ist? Also habe ich meinen Hunden alle Kommandos in Verbindung mit ihrem Namen beigebracht. Auch hier stellt sich die Frage: ist einer meiner Hunde deswegen ein schlechterer Begleithund, weil ich ihm immer ein Doppelkommando gebe?
Überhaupt habe ich so meine Probleme mit einigen Übungen der BH. Z.B. das Sitz und Platz aus der Bewegung. Meine Hunde beherrschen es, weil ich Hundesport mache - aber was hat das eigentlich mit der Realität des Alltags zu tun??? Kann mir irgendjemand eine Situation des täglichen Lebens nennen, in der man seinen Hund aus flottem Schritt heraus ins Platz befiehlt und dann einfach weitergeht? Ich denke, für eine BH, die WIRKLICH die "Begleitfähigkeit" des Hundes überprüfen will, sollte viel mehr Augenmerk auf den sog. Verkehrsteil gelegt werden - erst dabei zeigt sich, ob der Hund wirklich ein zuverlässiger Begleiter ist.
Ich habe übrigens schon vor über einem Jahr einen diesbezüglichen Brief an den VDH geschrieben. Die Reaktion war wie erwartet - GAR KEINE!!!
Gruß
Inge + BC