von Carola(YCH) am 21. Dezember 1999 20:38
Hallo Rolf,
ich fürchte meine Weihnachtsvorbereitungspläne zerschmelzen bei dieser Diskussion wie Eis....
Du schriebst:
:
: In den allermeisten Faellen versucht man doch, unerwuenschtes Verhalten dadurch "loszuwerden", indem man dazu inkompatibles Verhalten trainiert. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das die Meinung der meisten Diskussionsteilnehmer.:
Ich denke eher nicht.
: Meistens wird irgendein Verhalten gewaehlt, welches nicht aus dem Funktionskreis des unerwuenschten Verhaltens stammt (Sitz statt hochspringen am Besuch, abliegen statt am Tisch betteln etc.).:
Dabei handelt es sich doch um ein Verhalten, welches der Hund irgendwann durch Versuch und ausbleibenden Irrtum gelernt hat. Dies kannst Du mit ebenfalls erlernten Ersatzhandlungen in den Griff bekommen oder indem Du die Irrtumswahrscheinlichkeit für den Hund deutlich machst und dieses Verhalten, weil es keine existentiellen Vorteile für den Hund bringt, wird aufgrund des Motivationsverlustes erlöschen. Bei der ersten Variante wird es möglicherweise länger dauern, da die Aufmerksamkeit des Hundes und die Motivation schon allein durch Deine Aktion auf einem höheren Niveau gehalten werden. Er wird viel häufiger dieses Verhalten anbieten, wenn Du mal die "Ersatzhandlungen"- die meines Erachtens eben keine sind, da sie dem Hund existentiell eben nichts ERSETZEN, wegläßt, dann befindet sich der Hund unter Umständen auf der gleichen. Motivationsebene wie zu Beginn. Ich kenne solche Hunde, habe selber 2.
:Bei innerartlicher Aggression kann es die Orientierung zum Menschen sein, aber niemals zum Beispiel "Beiß in ein Holzstueck anstatt in den anderen Hund" oder so. Auch einen Scheinkampf mit Hf wuerde wohl kaum jemand in Betracht ziehen . Zumindest habe ich noch nie davon gehoert.
Was das Beißen betrifft hat Martin schon drauf geantwortet.
Handelt sich um Hunde mit ausgeprägtem Territorialverhalten wirst Du sie möglicherweise durch ein Sitz oder Platz hemmen können, aber ich bin der Ansicht, eben nicht in ihrer grundsätzlichen Motivation, Geschlechtsgenossen aus ihrem Revier vertreiben zu wollen. Bei der Beeinflussung dieses Verhaltens spielen viele Faktoren eine Rolle, ich möchte daher nur auf die Alternative eingehen, die die Aggressionsbereitschaft umlenkt und meines Erachtens nicht durch ein erlerntes Verhalten, sondern durch die Befriedigung eines anderen existentiellen Bedürfnisses, wie z.B. des Beutegreifens- je nach Veranlagung des Hundes mittels Spielzeug oder Futter und oder aber durch die wiederzuerlangende Nähe seines Sozialpartners.
: Ich verstehe nicht ganz, warum ausgerechnet beim Jagdverhalten eine umadressierung des Verhaltens auf Ersatzobjekte (Hundefuehrer, Schweineohren etc.) erfolgen sollte, bei anderen "Problemfeldern" ;-) aber eben diese umadressierung nicht erfolgt, das Training aber trotzdem gut funktioniert. Um ehrlich zu sein, ich wuerde nie auf den Gedanken kommen, meinem Hund eine Ersatzjagd zu bieten.:
Ja, eben aus Verzweiflung, leider erst dann.
Das Jagdverhalten ist wie das Territorialverhalten eben angeboren, Feinheiten bei der Auslebung desselben bringt sich der Hund selbst bei.
Ich bin der Ansicht, dass wir Zweibeiner einen Hund mit einer starken o.g. Veranlagung nicht durch noch so gut konditionierte, aber eben erlernte "Ersatzhandlungen", von deren gleicher oder höherer Wertigkeit überzeugen können. Dies gelingt uns meiner Ansicht nach nur, wenn wir ihm durch unsere Aktionen mit einem "Ersatzweg" zum gleichen Ziel(der Befriedigung eines exixtentiellen Bedürfnisses) führen und so mit ihm in seine letzte Bastion kompetent eingedrungen sind. Das entzückt den Hund wirklich.
Da klappt`s auch mal wieder mit einem Verbot.
Der Weg ist allerdings nicht leicht, aber lehrreich.
Frohes Fest
Carola
P.S.: Ich hoffe, es unterstellt mir jetzt niemand den Anspruch auf Allgemeingültigkeit, aber es sind Gedanken, deren Austausch mir dieses Posting wert war.