Opferbindung ! :: Rettungshunde

Opferbindung !

von Stephan(YCH) am 15. Juni 2002 16:23

Hallo Anja !
Genau das ist auch unsere Ausbildungsmethode. Zum größten Teil sind die Leute ja der Meinung, daß wenn der Hund mit jedem unter Ablenkung spielt die Opferbdg in Ordnung ist. Hm von Hund zu Hund unterscheiden is klar, aber woran ich dann erkenne, ob die Bdg groß genug ist. Hm bei einem Hund hat man heute gesehen, daß sie nicht groß genug ist, weil er im Spiel auf eine Wildspur aufmerksam wurde. Also weitermachen.
Tja ehrlich gesagt finde ich meine Frage noch nicht genau beantwortet, ist wohl auch nicht so leicht sie zu beantworten.
Grüße
STephan

P.S: Bei uns wird versucht soviel Opferbdg zu arbeiten wie in Bayern. Da haben wir schließlich gelernt.

von Jutta(YCH) am 16. Juni 2002 15:20

Hallo Stephan,

was die Notwendigkeit einer sehr guten Opferschulung betrifft, stimme ich dir völlig zu. Meine Feststellung ist nur leider die, dass manche Hundeführer das richtige Gefühl einfach nicht haben. Und wenn die Opfer außer Sicht des Hundeführers agieren, gibt's dann leider schon mal Fehlbestätigungen und halbherzige Spielaktionen. Wenn du das Glück hast, lauter tolle Leute zu haben, dann bist du zu beneiden.

Den Zusammenhang mit dem Belästigen der Opfer kann ich nicht bestätigen. Letzten Endes ist der Handlungsablauf beim Hund in beiden Varianten der selbe: Der Hund hat eine grundlegende Motivation, nämlich seinen Beutetrieb. Die gewünschte Handlung ist das saubere Anzeigen (ich spreche jetzt nur vom Verbeller). Die Endhandlung für den Hund ist das "Beute machen". Ob dies in Form eines Spieles mit oder ohne Motivationsobjekt stattfindet, ist letzten Endes unerheblich. Die Endhandlung kann der Hund nur erreichen, wenn er zuvor die gewünschte Handlung (Bellen) zeigt. Bei Hunden mit Dominanzproblemen oder Neigung zu Übersprungsreaktionen wird häufig eine Belästigung des Opfers erfolgen, unabhängig davon, ob ein Motivationsobjekt im Spiel ist oder nicht. Ich spreche dabei aber natürlich immer vom Spielen ohne Beutekonkurrenz. Besteht diese noch, gebe ich dir Recht: Dann wird es u.U. ein Kampf um die Beute, in dessen Verlauf Hund öfter zu Übergriffen neigen.
Übrigens: Wie viele Teams seid ihr in der Staffel?

Liebe Grüße,
Jutta

von Stephan(YCH) am 16. Juni 2002 18:37

Hallo Jutta !
Natürlich hast Du recht. Viele Hundeführer werden nie gute Opfer sein können. Aber wenn sie nicht so einfühlsam sind, werden sie dann gute Hundeführer sein können? Die sollten nämlich genauso einfühlsam sein.
Wir sind zur Zeit 16 Teams und 4 Hundeführer in der Probezeit. Allerdings sind die Hundeführer tatsächlich so motiviert, daß sie alle auch mit anderen Hunden vernünftig spielen. Darauf wird schon geachtet.
Das mit dem Beutespiel musst du aber bitte nochmal genauer erklären. Oft hast Du aber einfach Hunde, die sehr stark das Opfer bedrängen. Wir haben übrigends auch relativ viele Hunde, die mit dem Opfer mit einer Beißwurst spielen, dabei aber nicht zerren, keine Kommandos geben (noch nicht einmal Name des Hundes), und nie die Beute streitig machen. Trotzdem ist es für uns Endziel ein Spiel ohne Beute machen zu können. Haben halt sehr gute Erfahrung damit gemacht.
Grüße
Stephan

von Jutta(YCH) am 16. Juni 2002 20:26

Hallo Stephan,

eine Frage, die mich brennend interessiert: Wie arbeitet ihr Hunde ohne Spielzeug/Futter, die am Spiel wenig interessiert sind? Ich meine hiermit nicht die Hunde, die vorher Spiel einfach nicht gelernt hatten und entsprechend aufgebaut werden können. Ich meine die, die sich zwar auf ein Spiel einlassen, aber deutlich machen, dass es für sie einfach nicht der Gipfel der Motivation ist. Diese Hunde sind z.B. aber bereit, für Futter alles zu tun. Gemäß dem Grundsatz, im Aufbau immer mit dem für den Hund qualitativ höchsten Triebmittel zu arbeiten, müsste man hier Futter einsetzen. Selbst wenn Futter nie einfach Futter ist, sondern immer im Zusammenhang mit einem Spiel eingesetzt wird, bleibt für den Hund die Endhandlung Fressen. Wie sind deine Erfahrungen?

Zum Beutespiel: Ziel ist durchaus, dass der Hund mit dem Opfer um die Beute zieht, schließlich ist das ein wesentlicher Spaßfaktor. ABER: Wenn das Opfer die Beute los- und damit den Hund gewinnen lässt, wird die Sache für den Hund uninteressant. Er läuft also nicht beuteschüttelnd davon, sondern geht gezielt zum Opfer und bietet ihm die Beute wieder an, damit ein neues "Beutestreiten" beginnen kann. Manche Hunde behalten sie dabei im Maul und versuchen sie so in die Hände des Opfers zu drängeln, andere spucken sie dem Opfer vor die Füße und warten darauf, dass das Opfer sie aufnimmt und weiter spielt. Wird ein Hund aufdringlich (Anspringen, Scharren...), erfolgt sofortiger Spielabbruch. Düst also der Hund zum Opfer und rempelt es an, statt zu bellen, dreht sich das Opfer weg und geht. Der Hund läuft ins Leere, wird vom Hundeführer kommentarlos angeleint und weggebracht. In den meisten Fällen reichen drei bis vier Abbrüche, um dem Hund begreiflich zu machen, dass es Spiel nur gibt, wenn er sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält.

Ich bin eine Gegnerin von strafendem Verhalten von Seiten des Opfers (Klaps auf die Schnauze, Anbrüllen, Anblasen...), da es einfach nicht dazu passt, dass Opfer immer das Tollste auf der Welt sein sollen. Für einen Hund, der spielen möchte (ob mit oder ohne Beute) ist der Abbruch Strafe genug.

Liebe Grüße,
Jutta

von Wiebke(YCH) am 17. Juni 2002 06:04

Hi Jutta,

ich finde diese Antwort besonders toll!

Motivieren und dann 'Spielregeln festlegen' dafür, dass der Hund in dieser Situation das von ihm begehrte erhält...
und diese Spielregeln dann über die Zeit 'shapen' bis zum wettkampf/einsatzmässig Brauchbaren, wie hier ja z.B. für die Anzeige schon oft so schön beschriebene.
Dass er manchmal länger darum 'arbeiten' muss, vermittelt ihm ja einen zusätzlichen Motivationsschub (intermittierende Belohnung), ebenso das Verschwinden seiner Beute, bei ungenügender Aktion von ihm.

Zusätzlich würde ich meinen, das gerade 'Strafe' am Opfer über Verunsicherung des Hundes je nach dessen Wesen auf lange Sicht diverse Fehler verstärken könnte (z.B. auf einmal Ausbruch von NICHT ritualisiertem Beutestreiten = Bedrängen).

Wenn die Motivation am gewünschten Ort beim gewünschten Verhalten wirklich 'die Höchste' ist, ist ja der kommentarlose Abbruch bei Fehlern, um den man als Hund nicht mehr diskutieren oder kämpfen kann, auch wirklich 'das Schlimmste'.

Wenn wir einmal ausnahmsweise aufgabenmässig 'an der Überforderungsgrenze' arbeiten (warum eigentlich - Blödheit? menschliche Undeduld? schlechte Einschätzung des schon gelernten? Testen?), empfehlen wir auch, dazu z.B. Futter zu verwenden, wo dem Hund bildlich gesprochen wirklich 'die Tränen kommen', wenn man es selber frißt (bei grünem Pansen ich zumindest nicht) oder flott wieder einsteckt und uninteressiert wegschlendert...

Schönes Training für Eure wichtige und für Hunde so 'artgerechte' Arbeit

Wiebke

www.hunde-erziehung.at

von Eva(YCH) am 17. Juni 2002 06:34

Hallo Jutta,

ich halte ehrlich gesagt nicht viel davon, den Hund auf Biegen und Brechen zum Spiel mit dem Helfer ohne Hilfsmittel (Ball, Futter) zu bringen, um damit die "Opferbindung" zu stärken.

Opferbindung ist wichtig, aber man sollte sich mal klarmachen, dass sie nicht Selbstzweck ist, sondern einen ganz anderen Sinn hat:

Wenn man sich mal überlegt, was diese Arbeit für den Hund bedeutet, dann ist das vielmehr als eine mit Hilfe der höchstmöglichen Belohnung beigebrachte Verhaltensweise, es ist ganz einfach ein zutiefst artgerechtes und selbstbelohnendes Verhalten.

Warum sucht der Hund? Sucht er nur sein Spielzeug, oder sein Futter?
Oder sucht er den Helfer?
Und warum sucht er den Helfer, auch wenn dieser kein MO dabei hat und er nie gelernt hat, mit dem Helfer ohne MO zu spielen bzw. diese Art von Spiel unattraktiv findet?

Die Suche ist nichts anderes als ein umgeleitetes Jagdverhalten. Hund und Alpha gehen gemeinsam auf die "Jagd" nach einem "Opfer", der Hund stöbert nach der "Beute" (in diesem Fall der vermisste Mensch), "stellt" diese (Verbellen) und bekommt schließlich eine Ersatzbeute (Ball oder Futter) als Endhandlung.

Das sind angeborene und in hohem Maße selbstbelohnende Verhaltensweisen.
Kein Mensch muß z.B. an der "Opferbindung" arbeiten, um den Hund dazuzubringen, ein flüchtendes Huhn oder einen Hasen zu jagen.
Das macht er ganz von selbst, auch wenn er noch nie ein Huhn oder einen Hasen erwischt hat.
Diesen Mechanismus nutzt man auch in der RH-Arbeit, nur dass die angeborene Such- und Stöberfreude auf Menschen umgeleitet wird.

Deshalb arbeitet man ja auch in der gezogenen Anzeige mit dem Jagdtrieb des Hundes, und bemüht sich, angeborene Hetzreflexe auszulösen.
Und deshalb arbeiten Jagdhundrassen mit ihrem angeborenen Findwillen oft besonders gut - sofern einem das Umleiten des Jagdverhaltens gelungen ist.

Ich sehe auch kein Problem dabei, wenn der Hund nach erfolgreicher Suche und korrekter Anzeige sich mit seinem MO vom Opfer entfernt.
Die Arbeit ist erledigt, die Endhandlung vollzogen und Zufriedenheit stellt sich ein.
Eine gute Basis für die nächste Suche.

Gruß
Eva

Hundeforum Login

  • Bitte geben Sie für die Anmeldung Ihren Teilnehmernamen und das Kennwort ein.
    Keinen Account? Jetzt Registrieren!





Aus dem Hundeforum Archiv

  • Knurrt eine bestimmte Person an

    Hay Sascha Ich werde es heute Versuchen sie Kommt vorbei. das Riesenbaby habe ich seit er 8 Wochen alt ...

  • Werde die Flöhe nicht los.

    Hi Gabi, also, wir haben den Flohzirkus durch Bekannte bekommen, deren Wohnung während ihres Urlaubes ...

  • Urlaub - ab welchem Alter ?

    Hallo Wolf Peter! :Ich möchte dir folgendes empfehlen. Einmal am Flughafen die Hunde anschauen die ...

  • Mischlinge keine Hunde?

    : Bei mir ist es auch Zufall das es nun zwei Rassereine Hunde sind, vorher hatte ich auch einige ...

  • Barf - Pferdefleisch?

    Ich füttere oft Lamm- und Schaffleisch, dass sehr gut verträglich ist und eine gute Rohqualität hat ...

  • welpe futterumstellung

    Hallo Vera, das Futter gehört ohne Frage zu den "guten" Sorten. Wenn dein Hund keine Probleme damit ...

Hundebilder aus dem Hundeforum

Aktive Hundebesitzer


Hundeforum Yorkie - Statistiken

Alle Hundeforen
Themen: 43.416, Beiträge: 285.516, Hundebesitzer: 11.389.
Neuester Hundebesitzer: Tierschutzverein Sehnde.

Aktuelles Hundeforum
Themen: 424, Beiträge: 4.118.

Startseite | Hundeforum | Hundefotos | Neueste Beiträge | | Registrieren