Jagdtrieb durch Clickern abgewöhnen??? :: Clickertraining

Jagdtrieb durch Clickern abgewöhnen???

von Rolf Hoemann(YCH) am 21. Dezember 1999 12:10

Hallo Martin !

Ich habe an dieser Stelle eine (vielleicht eher grundsaetzliche) Frage. Die haenge ich einfach mal an Deinem Posting auf, weil das sehr gut paßt.

Du schriebst:

***
: Es ist daher nötig, jagdähnliche betätigungen, z.B. eine spur längere zeit zu verfolgen, auch einmal einen weg zu verlassen, auszuüben. Nur wenn die motivation ausreichend befriedigt wird, wird der abruf zuverlässig.
: Das ist die "doppelte quantifizierung" (statt "trieb"winking smiley. Handlungsbereitschaft (motivation) x signalintensität sorgen für die aktion. Die signalintensität hast du nicht im griff (schon weil du keine ahnung hast, was der hund dem geruch entnimmt), aber die handlungsbereitschaft kannst du erheblich vermindern, indem du für diverse ersatzhandlungen sorgst. Und wie Klaus und Reinhold schreiben, das laufen des hundes, egal in welche richtung, befriedigt diesen genauso wie das verfolgen eines wildes. Ich ziehe mich als laufziel vor, damit er nicht versehentlich wieder wild aufscheucht.
***

In den allermeisten Faellen versucht man doch, unerwuenschtes Verhalten dadurch "loszuwerden", indem man dazu inkompatibles Verhalten trainiert. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das die Meinung der meisten Diskussionsteilnehmer.

Meistens wird irgendein Verhalten gewaehlt, welches nicht aus dem Funktionskreis des unerwuenschten Verhaltens stammt (Sitz statt hochspringen am Besuch, abliegen statt am Tisch betteln etc.). Bei innerartlicher Aggression kann es die Orientierung zum Menschen sein, aber niemals zum Beispiel "Beiß in ein Holzstueck anstatt in den anderen Hund" oder so. Auch einen Scheinkampf mit Hf wuerde wohl kaum jemand in Betracht ziehen . Zumindest habe ich noch nie davon gehoert.

Ich verstehe nicht ganz, warum ausgerechnet beim Jagdverhalten eine umadressierung des Verhaltens auf Ersatzobjekte (Hundefuehrer, Schweineohren etc.) erfolgen sollte, bei anderen "Problemfeldern" ;-) aber eben diese umadressierung nicht erfolgt, das Training aber trotzdem gut funktioniert. Um ehrlich zu sein, ich wuerde nie auf den Gedanken kommen, meinem Hund eine Ersatzjagd zu bieten.

Ein klein wenig erinnert mich die "Ersatzjagd" an die Zeiten des Triebstaus ;-)

Deiner Argumentation mit der doppelten Quantifizierung kann ich nicht folgen. Es ist doch genau umgekehrt: Indem ich davonlaufe, schnell wegfahre etc. aendert sich die Reizsituation, nicht die Handlungsbereitschaft des Hundes.

Oder habe ich da etwas voellig falsch verstanden ?

Ciao

Rolf

von Klaus(YCH) am 21. Dezember 1999 12:44

Hallo Martin,

eine kleine Zwischenfrage, Du schreibst:

: Das ist die "doppelte quantifizierung" (statt "trieb"winking smiley. : Handlungsbereitschaft (motivation) x signalintensität sorgen für die : aktion. Die signalintensität hast du nicht im griff (schon weil du : keine ahnung hast, was der hund dem geruch entnimmt), aber die : handlungsbereitschaft kannst du erheblich vermindern, indem du für
: diverse ersatzhandlungen sorgst.

Wäre es nach dieser "Gleichung" nicht sinnvoll, dem Hund den Signalgeber um den Hals zu hängen, um zumindest eine gleichbleibende Signalintensität zu gewährleisten (bzw. zu verhindern, daß die Intensität mit der Entfernung abnimmt)? Gibt es da Erfahrungen?

viele Grüße
Klaus

von Anneke(YCH) am 21. Dezember 1999 13:21

Hallo Rolf,

aber niemals zum Beispiel "Beiß in ein Holzstueck anstatt in den anderen Hund" oder so.

Das habe ich schon mehrmals gehört, eine Abbildung dazu findet sich in dem Buch "Wenn mein Hund nicht hören will" von angela Wegemann. Eine Beauceronhündin reagiert ihre Agression gegen Artgenossen an einem an das Halsband gehängten, naja, "Gummistock" ab.
Selber habe ich mit sowas allerdings keine Erfahrung...

Liebe grüsse, Anneke

von Thomas Lüning(YCH) am 21. Dezember 1999 13:40

Hallo

:: Das ist die "doppelte quantifizierung" (statt "trieb"winking smiley.
:: Handlungsbereitschaft (motivation) x signalintensität sorgen für die
:: aktion......

: Wäre es nach dieser "Gleichung" nicht sinnvoll, dem Hund den
: Signalgeber um den Hals zu hängen, um zumindest eine gleichbleibende
: Signalintensität zu gewährleisten (bzw. zu verhindern, daß die
: Intensität mit der Entfernung abnimmt)? Gibt es da Erfahrungen?

Ich denke, Martin meint mit "Handlungsbereitschaft" passend zum Thema
die grundsätzliche Motivation zu jagen. Die doppelte Quantifizierung
beschreibt, das ein satter Hund eine eher geringe Antwortbereitschaft
auf den Umweltreiz "Beute-Geruch" oder "Beute-Sicht" hat. Hingegen ein
hungriger Hund bedarf nur eines schwachen Umweltreizes wie z.B. alte
Fährte, um die jagdliche motiviert Handlungskette auszulösen.

Der Umweltreiz ist aber das die Handlungskette auslösende SIGNAL.
Geringe Antwortbereitschaft erfordert hohen Reiz (intensives Signal),
hohe Antwortbereitschaft (z.B. nach Deprivation) erfordert nur geringen
Reiz (schwaches Signal).

Das heißt, der innere Zustand des Tieres bestimmt die Antwortbereit-
schaft und somit auch die Intensität der Aktion. Genau dieses ist
nach Konrad Lorenz "Psychohydraulischen Triebstau-Modell" in Verbindung
mit Tinkbergens "Instinkthierarchie" verantwortlich für immenses Leid
bei vielen Schutzdiensthunde. Beides ist heute Wissenschaftshistorie.

Das Hunde allgemein eine hohe Antwortbereitschaft auf solche
jagdlich motiverenden Reize haben, kann vermutlich dem geistig-juvenilen
Zustand der meisten erwachsenen Hunde zugeschrieben werden.

Wenn's ein Missverständnis war, hoffe ich etwas zur Klärung beigetragen
zu haben.

VG
Thomas

von Rolf Hoemann(YCH) am 21. Dezember 1999 13:40

Hallo Anneke !

:Eine Beauceronhündin reagiert ihre Agression gegen Artgenossen an einem an das Halsband gehängten, naja, "Gummistock" ab.
: Selber habe ich mit sowas allerdings keine Erfahrung...

Das ist interessant. Ich hatte mir das als Gegenbeispiel aus den Fingern gesogen, weil es mir so abstrus schien. Das das tatsaechlich jemand gezielt macht, haette ich nicht gedacht.
Aber es funktioniert natuerlich.
Danke fuer den Hinweis...

Ciao

Rolf

von Petra & Mattis(YCH) am 21. Dezember 1999 13:57

Hallo Rolf,

: In den allermeisten Faellen versucht man doch, unerwuenschtes Verhalten dadurch "loszuwerden", indem man dazu inkompatibles Verhalten trainiert. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das die Meinung der meisten Diskussionsteilnehmer.

Deine Frage kann ich verstehen - die Antwort aus meiner Sicht: Ich habe keine andere Chance! Mattis lässt sich bei Jagdversuchen nicht stoppen, jedenfalls nicht, wenn er schon am Rennen ist. Er nimmt auch nicht grossartig irgendwelche Spuren auf - das würd ich ja rechtzeitig merken.

Sobald ich die Ersatzjagd einleite - entweder mit dem Roller oder dem Ball - bringt ihn das sofort zu zu mir zurück.

Das in der Diskussion auch angesprochene "Sitz" (z. B.) ist in dem Fall unmöglich. Ich habe ein Vierteljahr gebraucht, bis ich den Ball werfen konnte, ohne dass mein Hund gleich hinterhersprintet. Noch immer ist das kein 100 % Verhalten und ich muss auch ein paar Schritte von ihm weg gehen. Er sitzt dann auch nicht wie angenagelt, sondern der ganze Hund zittert und jammert! Als uns in so einer Situation mal ein Reh übern Weg lief - Hund sass noch, Ball war geworfen - ist er tatsächlich sitzen geblieben. Wäre er auf allen vier Beinen gestanden, hätt ich ihn nie ins Sitz gebracht - wahrscheinlich wär er dann noch schneller weg.

Da er so gut auf das Ballspielen anspringt, ist das für mich eine akzeptable Lösung. Bei allen Vorschlägen darf man nicht die Individualität des Hundes und des Menschen vergessen - es gibt einfach keine vorgefertigten, auf jeden Hund und jeden Mensch übertragbaren Lösungen.

Ich hab lange rumprobiert und viele meiner Probleme sind einfach "hausgemacht". Zum Glück war Mattis noch nie länger als 2 Minuten weg - mir kam es jedesmal wie Stunden vor.

Grüsse

Petra & Mattis


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