von Daniela(YCH) am 04. Dezember 2002 23:37
Hallo Sybille,
: Ich wollte nur ausdrücken, daß ich diese Art der Aufgabe als sehr zukunftsträchtig im Sinne von viel mehr gebraucht werden sehe!
Ja, Bedarf besteht sicherlich (schon lange), und so langsam etabliert sich das Mantrailing in Deutschland auch wieder (es wurde in nahezu identischer Form schon vor dem 1. WK von Polizeihunden durchgeführt...). Pro Einsatz reicht allerdings 1 Mantrailer, und allenfalls noch 1 in Reserve. Mit anderen Worten: Der Bedarf ist lange nicht so groß wie der an Flächensuchhunden (da gilt ja, je mehr, desto größer darf das Gebiet sein, das in einer gewissen Zeitspanne abgesucht wird). Auf dem Trail kann immer nur 1 Hund gleichzeitig arbeiten, vielleicht noch einer zur Kontrolle in einiger Zeit Abstand. Wenn jetzt jede Staffel im Umkreis ihre(n) eigenen Mantrailer ausbildet und einsetzen will, dürfte schnell das Chaos ausbrechen...bei der Trümmersuche in kleinen Schadenslagen haben wir das Problem ja auch schon. Da stehen sich dann 15 RH die Füsse in den Bauch, während maximal 1, oder 2-3 gleichzeitig arbeiten können. Frust für den Rest...
: Als direkt Betroffene mach ich mir natürlich schon seit dem Tod meiner Mutter als Aufpasserin für meinen Alzheimer-erkrankten Vater Gedanken für die Situation, wenn auch er mal die Orientierung verliert! Er ist körperlich sehr fit und kann stuindenlang spazierengehen! Und die Gedankengänge solcher Kranker sind oft nicht nachzuvollziehen!
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Ich kenne das Problem noch recht gut aus der eigenen Familie. Trotz Aufpasser und Abschließen ist er auch ein paar mal abhanden gekommen - zum Glück konnten wir ihn immer "auf dem Weg zur Arbeit" aufgabeln.
Ich denke, was in Zukunft eine wesentliche Hilfe sein wird, sind GPS-Sender als Umhänger etc, die Technik entwickelt sich da immer weiter. Als Zusatzmodul zum Handy gibt´s das bereits - teilweise halt noch mit dem Nachteil, dass der Notrufknopf betätigt werden muß. Für Waldarbeiter gibt es ähnliche Modelle. Denke nur mal an die "elektronische Fußfessel", die funktioniert nach demselben Prinzip. Neuere Dinger sollen auch schon auf horizontal-Lagerung mit Alarm reagieren. Die technische Entwicklung geht immer weiter, ich denke, das wird zukünftig eine gute Lösung sein. Nachteil aller GPS-Geräte: Sie funktionieren nicht in überdachten) Räumen, unter nassem Laub ist der Empfang nicht optimal, reicht aber sicherlich für eine gezielte Nachsuche aus.
: Sollte ich eine nur von meinem Vater berührtes und getragenes Kleidungsstück in einer Blechbüchse zugeklebt aufbewahren? Oder wie könnte ich für einem evtl. Einsatz Vorsorge treffen aus?
Haha, nee, so schlimm ist es auch wieder nicht. Wesentlich ist, dass ausser dem Hundeführer niemand eine Geruchskontamination des Geruchsträgers verursacht. D.h., der Hundeführer nimmt den Gegenstand selbst von seinem Platz. Die Jacke darf nicht in einer Gaderobe gehangen haben, wo sie den Geruch fremder anderer Jacken absorbieren konnte. Dasselbe gilt für Wäschestücke aus dem Stations-Wäschekorb oder Kopfkissenbezüge, wenn die Schwester sich beim Bettenmachen ständig darüberbeugt, jemand anderes darauf geschlafen hat oder eben, es angefaßt hat. WENN jemand anderes den Geruchsträger asserviert (in eine NEUE Plastiktüte steckt), dann nur mittels langer Pinzette oder Grillzange, zumindest aber mit Latexhandschuhen (am besten doppelte). Ausserdem sollte die Fremdperson den Gegenstand so in die Tüte buchsieren, dass keine Hautpartikel von ihr in die Tüte oder auf den Gegenstand fallen können. Der Geruch von der vermißten Person sollte so frisch=stark wie möglich sein, deswegen bitte keine Duftkonservendose anfertigen...
Das wichtigste für den Sucherfolg ist immer noch eine frühzeitige Alarmierung der Einsatzkräfte - wenn irgend möglich, Tageslicht ausnutzen!!! Keine falsche Scheu, auch ein Fehleinsatz ist in solchen Fällen i.d.R. kostenlos (auch was die Feuerwehren angeht)! Um die Effizienz so hoch wie möglich zu gestalten, gilt: Alles einsetzen, was erreichbar ist! Die Vermißtmeldung geht an die Polizei, Straßen und Wege werden abgefahren und ggf. ausgeleuchtet, der Hubschrauber mit Wärmebildkamera angefordert, natürlich die Rettungshundestaffeln, Suchmannschaften der Feuerwehren, Radiomeldungen werden verbreitet (auf häufige Wiederholungen bestehen!), Taxi- und Busfahrer befragt, und selbst sollte man ein aktuelles Foto des Vermißten und seine Daten (Größe, Alter, Krankheiten, benötigte Medikamente...) parat haben, wissen, wo sich der Angehörige gerne herumtreibt bzw. wo er Bezugspunkte hat (Friedhof, frühere Wohnung etc.), die Lieblingsspazierwege kennen und möglichst abgegangen haben, das Heim inc. Keller und Dachboden und die Nachbarzimmer (unter den Betten und in den Schränken...) auf den Kopf stellen, man sollte die Gaderobe kennen und sehen, was fehlt, ....
Das alles zusammen ist es, was eine erfolgreiche Suchaktion ausmacht.
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: Vielen Dank für Deinen Einblick in diese sicherlich sehr interessante Materie! Wenn wir Betroffenen wie auch die Betreuer in den Heimen mehr über die erforderlichen Voraussetzungen für eine Suchen wissen, könnte vielleicht erfolgreicher gefunden werden!
Ja, sicherlich. Ganz wichtig: Das Fehlen einer Person muss frühzeitig auffallen und ernst genommen werden. Damit steht und fällt der Erfolg einer Suche ganz wesentlich.
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: Herzliche Grüße Sybille
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Grüsse zurück
Daniela