Zuverlässiges Herankommen :: Clickertraining

Zuverlässiges Herankommen

von Michael(YCH) am 15. August 2000 10:19

Hallo Merle,

Dein Problem kommt mir bekannt vor.
So habe ich es in den Griff gekriegt:

Du musst erst mal Ablenkungsfrei üben, also keine anderen Leute, keine Autos, kein gar nichts.
Vielleicht hast Du ja dafür eine einsame Wiese oder einen grossen Garten, oder einen einsamen Feldweg.
Bei Spaziergängen kommt sie an die lange Leine, damit andere nicht belästigt werden und Du stressfrei bist.
Dann übst Du erst mal Herankommen ohne Bällchen zeigen. Die Belohnung wird erst ausgepackt, wenn sie bei Dir, oder für den Anfang, zumindest unterwegs ist, sonst kommt sie nämlich nur auf Locken. Macht sie dies gut, musst Du Geschwindigkeit üben. Wenn sie sehr auf Spielzeug steht, kannst Du sie rufen und wenn sie kommt auf halber Strecke ein paar Schritte weglaufen. Bestimmt rennt sie jetzt schneller, sofort Click und dann Bällchen raus und in die Laufrichtung an Dir vorbei oder durch Deine Beine werfen, damit sie nicht abbremst.
Auf einem Feldweg kannst Du auch mal ein Fahrrad benutzen und so schnell Du kannst plötzlich in die andere Richtung fahren und wenn sie hinterhersaust, Dein Signal rufen.
Jedes 2. oder 3. mal machst Du das Spiel mit dem Ball, dazwischen gibts Leckerchen, aber nur wenn sie schnell läuft.

Klappt dies ganz gut, kannst du sofortiges Herankommen üben. Du beobachtest, wie viel Zeit normal vergeht zwischen Rufen und Laufen Deines Hundes. Das ist zunächst dein oberer Grenzwert. Nach 2 oder 3 Mal verringerst Du die Zeit etwas und es gibt nur was, wenn sie die Zeit eingehalten hat usw.

Das ganze dauert bis hierhin bestimmt 2 Wochen.

Zwischendurch, wenn das schnelle Kommen schon ganz gut klappt, kannst Du anfangen, Ablenkungen einzubauen, indem Du zunächst Bekannte bittest, Dir beim Training zu helfen. Erst einen, dann mehrere, erst stillstehend, dann laufend usw.

Später werden dann die Ablenkungen grösser, bis Du irgendwann bei der Katze angekommen bist, aber bis dahin ist ein weiter Weg, den ich übrigens auch noch nicht zu Ende beschritten habe.

Viel Erfolg wünscht Michael

PS: Wenn Dein Mädchen schon "Platz bleib" beherrscht ist das Üben anfangs leichter, weil sie schon auf Dich konzentriert ist.



von Martin + Mirko(YCH) am 15. August 2000 10:30

Grüß Dich Merle,

: 100% sicher bin ich mir nur, wenn ich mit einem Ball winke und dazu rufe, aber den habe ich ja nicht immer dabei.

Damit lässt du deinem hund die wahl, was ihm interessanter erscheint.

: Und vorallem, was mache ich, wenn mir Leute begegnen zu denen sie läuft und evntl. auch noch bellt, dann kann ich ja nicht nur dastehen und nichtstun. Ich rufe dann um den Leuten zu zeigen, daß ich mich drum kümmere,

Genau das ist der punkt!!! Das kommando gilt nicht dem hund, sondern ist alibi-funktion für die anwesenden leute. Aus diesem grunde hat jeder hundhalter ein repertoir von "reden an meinen hund" fürs publikum.

: obwohl ich weiß, daß Akira nicht kommen wird, zumindest nicht sofort.

Und da liegt die crux. Akira verknüpft natürlich das, was sie tut mit deinem kommando. Also leute auskundschaften und dann kommen. Du schiebst die unannehmlichkeit, von den leuten angeranzt zu werden ein wenig auf. Und vielleicht bleiben sie ja auch freundlich - du hast ihnen ja deine gewollte rücksicht demonstriert. Dämmert dir etwas?

:Zum Glück läuft sie nicht bis zu den Leuten hin, sondern dreht 4-5m vorher ab.

Und da solltest du einsetzen. In dem moment wo sie umkehrt, kannst du clicken oder wenn sie schon weiter ist, dein KOMM-signal geben und für immer raschere befolgung mit C&B belohnen. Jetzt hast du erst einmal eine verhaltenskette:
Leute tauchen auf - hund rennt hin - uninteressant, er wendet sich ab - du rufst - er kommt - C&B.
Und jetzt verschleifst du sie, in dem es immer dann einen jackpot gibt, wenn dein hund nicht oder immer weniger weit zu den leuten hin läuft. Und es gibt nichts, wenn er ganz hinläuft.
Sind die menschen hundefreundlich, was du ja leicht erkennst, kann er dann, wenn sie an dir vorbei kommen, nach einem sitz&click mit ihnen kontakt aufnehmen.
Das ende ist - da kommen menschen - wo ist der ball?

Was am anfang geschieht, ist genau das, was z.Zt. ohnehin geschieht. Aber du bleibst nicht auf dieser stufe stehen.

tschüs Martin & Mirko

von Michael(YCH) am 15. August 2000 14:02

Hallo Martin,

Wieder was dazugelernt...

Und jetzt verschleifst du sie, in dem es immer dann einen jackpot gibt, wenn dein hund nicht oder immer weniger weit zu den leuten hin läuft. Und es gibt nichts, wenn er ganz hinläuft.

Hätte ich auch gerne so gemacht damals. Leider kann man bei uns in keinster Weise riskieren, dass grosse, schwarze Hunde wirklich einmal bis zu fremden Leuten vordringen, und sei es nur, um diese freundlich zu begrüssen, da hat man schon fast die Polizei am Hals.
Deswegen habe ich mit langer Leine vehindert, dass sie hinläuft. Inzwischen ignoriert sie andere Leute komplett, weshalb ich sie auch gar nicht mehr heranrufen muss :-))

Viele Grüsse von Michael

von Sabine Winkler(YCH) am 16. August 2000 23:30

Hallo Merle,

: Vielen Dank erstmal, vielleicht hast Du ja noch ein paar Tips für den Umgang mit anderen Menschen, wäre sehr dankbar.

Wie wäre es, wenn Du in den Fällen, wo Du das Gefühl hast, Du mußt der Leute wegen rufen, einen anderen Namen und ein anderes Hörzeichen verwendest? Wenn Du z.B. rufst "Cora, komm her!" statt "Akira, hiiiier!" machst Du Dir Akiras Ausbildung nicht kaputt und die Leute sind zufrieden... ;-)))

Grüße,
Sabine

von Merle(YCH) am 17. August 2000 14:24

Hallo Martin,

irgendwie stehe ich total auf der Leitung, deshalb noch ein paar Fragen zu Deinem Text:

: : 100% sicher bin ich mir nur, wenn ich mit einem Ball winke und dazu rufe, aber den habe ich ja nicht immer dabei.

: Damit lässt du deinem hund die wahl, was ihm interessanter erscheint.

Und ist das jetzt gut oder nicht?

: : Und vorallem, was mache ich, wenn mir Leute begegnen zu denen sie läuft und evntl. auch noch bellt, dann kann ich ja nicht nur dastehen und nichtstun. Ich rufe dann um den Leuten zu zeigen, daß ich mich drum kümmere,

: Das kommando gilt nicht dem hund, sondern ist alibi-funktion für die anwesenden leute. Aus diesem grunde hat jeder hundhalter ein repertoir von "reden an meinen hund" fürs publikum.

Was bedeuted?????

: : obwohl ich weiß, daß Akira nicht kommen wird, zumindest nicht sofort.

: Und da liegt die crux. Akira verknüpft natürlich das, was sie tut mit deinem kommando. Also leute auskundschaften und dann kommen. Du schiebst die unannehmlichkeit, von den leuten angeranzt zu werden ein wenig auf. Und vielleicht bleiben sie ja auch freundlich - du hast ihnen ja deine gewollte rücksicht demonstriert. Dämmert dir etwas?

Ehrlich gesagt nicht so richtig, also das mit dem Verknüpfen von Akiras Seite aus verstehe ich, nur das mit dem Aufschieben nicht.


: Leute tauchen auf - hund rennt hin - uninteressant, er wendet sich ab - du rufst - er kommt - C&B.

Aber das muß eigentlich schon verhindert werden, aber leider kommen auch auf einer noch so einsamen Übungswiese manchmal Leute vorbei, die Akira in Angst und Schrecken versetzen könnte.


: Was am anfang geschieht, ist genau das, was z.Zt. ohnehin geschieht. Aber du bleibst nicht auf dieser stufe stehen.

Auch das verstehe ich nicht so richtig

Tschüß Merle und Akira

von Reinhold + Ayko(YCH) am 19. August 2000 02:14

:: 100% sicher bin ich mir nur, wenn ich mit einem Ball winke
::: und dazu rufe, aber den habe ich ja nicht immer dabei.

:: Damit lässt du deinem hund die wahl, was ihm interessanter erscheint.

: Und ist das jetzt gut oder nicht?



Hallo Merle,
Hallo Martin,

ich denke Martin ist mir nicht böse,
wenn ich ihm etwas von seiner Arbeit abnehme.

Was Martin hier in einem knappen Satz anspricht,
ist von so grundlegender Bedeutung, dass ich es gerne
etwas ausführlicher beleuchten möchte:

Stell Dir mal vor, du stehst auf dem Jahrmarkt,
hast ein Zwei-Mark-Stück in der Hand
und neben dir ruft der Losverkäufer:

"Lose zu verkaufen !"

Als Hauptgewinn winkt ein nagelneuer Kleinwagen,
daneben gibt es kleine Trostpreise und viele Nieten.

Die Lose liegen üblicherweise zu einem Röllchen zusammengerollt
in einem Eimer und der Losverkäufer schüttelt sie ständig durcheinander.

Was lockt dich nun zum Losverkäufer zu gehen
und ein Los zu kaufen ?

a) Die Chance eine Niete zu ziehen ?
b) Die Chance einen (fast wertlosen) Kaugummi zu gewinnen ?
c) Die Chance einen nagelneuen Kleinwagen zu gewinnen ?

Die Antwort spare ich mir, die kennt sogar dein Hund.
Genau in dieser Situation befindet er sich nämlich,
wenn du ihn zu dir herrufst.

Die Frage für ihn ist die gleiche, wie für dich:
Lohnt sich gerade jetzt der Aufwand zu Frauchen zu laufen
oder lohnt er sich nicht ? Gibt es anderswo bessere Ware für
mein Geld?

Die Aussicht auf den Hauptgewinn (bei deinem Hund ist das
offensichtlich das Ballspiel) lockt ihn zu dir. Bei einem Stück
trockenem Brot wird er abwägen und bei einer Niete kommt
er gar nicht. Und genau das ist meist unser Problem. Deshalb
lohnt es sich, Martins Erklärung auf den Grund zu gehen.

Wie machen das denn die Lösverkäufer,
dass die Leute kommen und kaufen, kaufen, kaufen ??
Wo liegt deren Geheimnis ?

Warum wohl schüttelt der Losverkäufer
die Papierröllchen in einem Eimer?
Warum verkauft er die Lose nicht offen und lesbar
Stück für Stück aus der Hand?

Die Antwort ist klar und einleuchtend.

Und nun überleg dir mal, was es heißt, den Hund mit dem Ball
herzulocken. Das ist gerade so, als wäre das Los mit dem Hauptgewinn
nicht zusammengerollt im Eimerchen, sondern bereits geöffnet und für ihn
von Weitem schon lesbar!!! Keine Frage, da kommt jeder sofort angerannt
und kauft.

Aber stell dir mal vor, die Nieten und die Trostpreise (Kaugummi)
wären auch schon von der Ferne zu erkennen. Würdest du dann
hingehen und dir ein Los kaufen? Sicherlich nicht. Da kaufst du dir doch
lieber gleich am Nachbarstand ein Paar ordentliche Socken. Das ist ein
angemessener, sicherer Gegenwert für dein Geld. Da kann sich doch
der Losverkäufer die Lunge aus dem Leib brüllen, das beeinflusst deine
Wahl nicht.

Was hast du gemacht ?
Du wertest und du wählst aus!
Los-Chance oder Socken?
Du hast, genauso wie dein Hund,
eine Wahl und die freie Entscheidung.

Herkommen oder nicht herkommen?

Dein Hund ist nicht dumm. Wenn er die Wahl hat zwischen einer
Niete und dem Schnüffeln oder Hochspringen an fremden Leuten,
dann wertet er und wählt aus. Er kommt nicht zu dir, wenn er die
Niete von der Ferne schon ahnt. Genau das meinte Martin.

Wie macht´s der Losverkäufer ? Warum ist er so erfolgreich?
Mach´s genauso wie er:

Locke nicht mit dem Ball,
verhalte dich lieber clever.
Behalte die Belohnungen verborgen bis dein Hund
zu dir hergekommen ist, vor dir sitzt und dir voller
Erwartung geradewegs in die Augen blickt.
Erst dann öffnest du das Los-Röllchen.

Genauso wie dich, lockt den Hund immer die Chance
auf den Hauptgewinn,
Trostpreise halten ihn bei Laune
und Nieten machen die Sache spannend für ihn.

Statt "Komm her" oder "hier",
könntest du auch rufen:
"Lose zu verkaufen!"

Das macht zwar kein Mensch, aber das macht die ganze Sache
verständlicher: Der Hund kommt immer freudig und voller
Erwartung zu dir angerannt, wenn es dir gelingt, ihm klar zumachen,
dass du ein guter Losverkäufer bist und immer "einen geheimnisvollen
Eimer mit vielen Losen schüttelst."

: ......... aber den (Ball) habe ich ja nicht immer dabei.

Pech für dich ! Oder ?
Es ist immer die gleiche Frage , der gleiche Zweifel.

Nein, das ist kein Pech ! Das ist gar kein Problem !

Lass dir bloß nicht anmerken, dass du heute den Ball nicht dabei hast,
sonst hast du verspielt.

Auch Losverkäufer haben manchmal ein Problem: Es kann vorkommen,
dass ausgerechnet der allererste Käufer schon den Hauptgewinn aus dem
Eimer zieht. Im Eimerchen sind dann zwar noch jede Menge Lose, aber
kein Hauptgewinn mehr. Aber der Losverkäufer versteht sein Geschäft, er
hält die Klappe. Und siehe da, die Leute kaufen und kaufen und kaufen.
Er wäre ein Idiot, wenn er publik machen würde, dass der
Hauptgewinn schon gezogen ist. Er könnte einpacken und abreisen.
Kein Mensch kauft ein Los für zwei Mark, wenn er sicher ist, dass
es nur noch wertlose Trostpreise und viele Nieten gibt.

Was lernt dein Hund, wenn du ihm mit dem Ball winkst?
Er lernt: Der Hauptgewinn ist noch da. Kommen lohnt sich.
Wenn du den Ball aber nicht dabei hast, dann sieht er das genau,
er weiß dann genau: Heute ist der Hauptgewinn nicht dabei.
Keine Aussicht mehr auf ein Ballspiel.
Heute komme ich nicht zu Frauchen.
Es lohnt sich nicht.

Deshalb sind die "geheimnisvollen Los-Röllchen im Eimer"
so wichtig fürs Clickern. Ein Clickertrainer ist immer auch
ein cleverer Losverkäufer. :-))))))



Vor kurzem habe ich zwei Hunde beaufsichtigt. Sie lagen
am oberen Rand einer großen Wiese und am unteren Rand
führt eine Straße vorbei. Dort kamen immer wieder Leute,
spielende Kinder und fremde Hunde vorbei. Ich hatte Mühe,
die beiden Hunde oben festzuhalten. Sie wollten ständig
über die Wiese nach unten auf die Straße rennen. Das
war recht stressig für mich.

Martin schreibt:

: Was am anfang geschieht, ist genau das, was z.Zt. ohnehin geschieht.
: Aber du bleibst nicht auf dieser stufe stehen.

Genau das war´s, ich wollte nicht auf dieser Stufe stehenbleiben.
Ich wollte Stufe für Stufe höher klettern.

Nach einem kurzen Losverkäuferspielchen mit Nieten,
Trockenfutter-Pellets (als Trostpreis) und leicht
angegammeltem Hühnchenfleisch (als Hauptgewinn),
legten sich die beiden Vierbeiner schließlich freiwillig (!!!),
unangeleint und voller gespannter Aufmerksamkeit an
den unteren (!!!) Rand der Wiese mit dem Blick nach
oben zu mir und warteten gespannt auf meinen Ruf:
"Lose zu verkaufen!", das war jeweils ein kurzer Doppelpfiff
aus meiner Ultraschallpfeife. Für mich fast unglaublich:
Die "Socken" auf der Straße ließen sie kalt. Sie warteten
nur noch gespannt auf meinen Doppelpfiff, dann fegten
sie wie die geölten Blitze die Wiese herauf zu mir.

Man muss es einfach selber erleben, wie interessant
und spannend so eine "Tombola" für Hunde sein kann.
Es ist einfach faszinierend, man bleibt nicht auf der
unteren Stufe stehen, nein -- man klettert und klettert.

Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko

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