von Klaus(YCH) am 29. November 2002 23:17
Hallo Dani,
: Trotzdem bin ich der Meinung, daß ich bei EINIGEN Dingen nicht umhin
: komme den Hund zu beeinflussen.
Ja, der Meinung bin ich auch. Oder anders gesagt, bei einigen Dingen kannst Du gar nicht verhindern, daß Du den Hund beeinflusst. Aber jetzt mal zum Locken.
: Nun könnte man ja das Heben einer Pfote bestätigen und es dann
: versuchen soweit zu shapen (beide Pfoten heben, höher heben,...)bis
: ein Männchen machen draus wird.
Genau, das wäre die "klassische" Variante.
: Aber ich glaube nicht, daß das so gut klappt.
Doch, das klappt schon so.
: Nun habe ich ein Leckerchen in die Hand genommen, sie Sitz machen
: lassen und es dann über ihren Kopf gehalten. Wenn sie dann auch nur
: ansatzweise hochkam, hab ich geclickt und es ihr dann aus der Hand
: gegeben. Hm, keine Ahnung ob wir nun so zum Ziel kommen.
Funktioniert auch, viele Hunde haben so das "Männchen" erfolgreich gelernt.
: Oder aber das "Schämen" ist auch so ein Fall. Petra Führmann empfiehlt
: in ihrem Buch das Aufkleben eines Klebebandes (das natürlich nur noch
: ganz leicht klebt). Wenn der Hund dann mit der Pfote über die Schnauze
: streicht könnte man doch auch clicken.
Also das mit dem Klebeband find ich extrem doof. Ist in meinen Augen schon fast die Methode -R, dem Hund wird was unangenehmes angetan, welches dann bei erwünschtem Verhalten entfernt wird.
Das "Schämen" kriegst Du auch anders hin. Fast jeder Hund räkelt sich morgens mal ausgiebig auf dem Teppich. Dabei reibt er sich auch die Augen. Wenn Du mal mit dem Clicker beim Frühstückstisch sitzt, wirst Du das gut einfangen können.
: Aber im Prinzip macht man doch da auch nichts anderes als das Locken
: mit dem Leckerchen, oder? Anstatt dem Leckerchen folgt Hundi nun
: einfach dem Target.
Nein, das ist schon was anderes. Wenn Du mit dem Leckerchen lockst, hat der Hund bereits den Geruch in der Nase. Der Anblick des Leckerchens an sich, ist schon bestärkend. Und das ganz egal was er tut. Das macht's auch so schwierig, die Leckerchen wieder abzubauen.
: Das finde ich auch logisch, aber das wäre ja mit dem Target Stick
: genau eben dieses Locken, das die Konzentration auf die eigentliche
: Sache schwieriger macht.
In Prinzip stimmt das auch. Aber ich hab die Erfahrung gemacht, daß der Targetstick wesentlich leichter wieder abzubauen ist, als das Leckerchen. Mit dem T-Sick bietest du "nur" einen Orientierungspunkt, das Leckerchen ist schon Bestärkung. Auch wenn das Verhalten nicht das ist, das Du üben möchtest.
: Hm, was meint ihr denn zu den Beispielen und der ganzen
: Angelegenheit???
Zum Locken musst Du Dir eben über die evtl. Nachteile im klaren sein. Lockst Du, wirst Du aktiv, initiierst das Verhalten. Dein Hund reagiert darauf, fast zwangsläufig richtig (wenn Du's geschickt machst). Aber er lernt dabei nicht durch "Versuch und Irrtum". Nachteil könnte sein, daß er sehr schnell verallgemeinert und nichts mehr tut, solange keine Aktion von Dir kommt. Genau das Problem, das viele "Cross-Over"-Leute haben. Der Hund wartet und wartet und wartet und wartet.... bis Du endlich ganz genervt in die Leckerchentasche greifst und ihm wieder mal "hilfst". Anleitung zum unselbstständig Mitarbeiten.
Weiteres Problem, wie oben schon erwähnt, Locken (egal ob mit Futter oder Spielzeug) bestärkt den Hund schon in einem Moment, in dem ich ihn eigentlich noch nicht bestärken möchte. Das Timing leidet ziemlich drunter. Exaktes ausarbeiten von Verhaltensdetails kannst Du mit Locken vergessen. Das gibt nix.
Soweit die Theorie, wenn Du Dir jetzt über die evtl. Nachteile im klaren bist, aber denoch meinst, mit Locken kommst du schneller an's Ziel, würd ich's versuchen. Oft klappt es ganz brauchbar und wenn Du dann schnell das Leckerchen wieder weglässt und beispielsweise nur noch die Handbewegung über dem Kopf beibehältst, hast du schon sowas wie ein Sichtzeichen, daß Du später dann nur noch durch ein Hörzeichen ersetzt.
Nur, wenn's NICHT klappt, bzw. irgendwo hakt, könnte es an den oben genannten Nachteilen liegen. Das musst Du eben bedenken.
viele Grüsse
Klaus