von Marion+Alex(YCH) am 09. Januar 2002 12:21
Hallo Nicole,
Dein Schreiben hat mich ziemlich betroffen gemacht, weil wir genau heute vor einem Jahr unseren 15-jährigen Hund wegen Nierenversagens einschläfern mußten. Obwohl wir noch alles versucht haben, kam für ihn jede Hilfe zu spät. Was an Nieren einmal kaputt ist, läßt sich nicht mehr "reparieren". Was man versuchen kann, ist den Rest an funktionstüchtigen Nieren zu aktivieren. Mittels Nierenspülung. Unser Hund mußte über 3 Tage hinweg 2 Mal pro Tag zu einer Spülung. Dann waren die Nierenwerte wieder im normalen Bereich, unser Hund fühlte sich nach jeder Behandlung sichtlich wohl. Doch da die Nieren schon zu stark angegriffen waren, hielt dieser Effekt nicht lange an. D.h. unser Hund hätte täglich mind. 1 Mal eine Spülung gebraucht, um sich nicht permanent selbst zu vergiften. Die Nierenwerte lagen ohne Spülung im Bereich 4-5.
Das "tückische" an dieser Krankheit ist, daß man -wie Du geschildert hast- dem Hund fast nichts ansieht. Ich wurde drei Wochen, bevor wir unseren Phillip eingeschläfert haben, noch gefragt, ob das ein junger Hund sei.
Aber ich glaube, ich erzähle etwas über den Krankheitsverlauf.
Im Spätsommer 2000 bemerkten wir, daß unser Hund mehr trank als sonst. Auch begann er, nachts etwas zu nässen. Schließlich mußten wir mehrere Trinkschalen im Haus verteilen, er trank auch nachts. Man muß aber dazu sagen, daß meine Mutter deswegen mehrfach beim TA war. - Wir sollen uns keine Gedanken machen, das sei normal in diesem Alter. "Er ist halt ein alter Hund". Im Nachhinein machten bzw. machen wir uns große Vorwürfe, nicht sofort einen weiteren TA zu Rate gezogen zu haben. Erstens, weil gerade bei alten Hunden u.a. Nierentests (Bluttest) routinemäßig gemacht werden sollten und zweitens Nierenerkrankungen in frühem Stadium erkannt oft mit strenger Diät (wenig Phosphor, wenig Protein, dafür aber hochwertiges - Fertigpräparate beim TA oder z.B.im Freßnapf)und ggf. Medikamenten aufgefangen werden können.
November merkte ich, daß unser Hund plötzlich zur falschen Seite der Tür hinaus wollte, er wirkte irgendwie apathisch. Also sofort zum TA. Leider zum selben TA wie zuvor. Er machte folgendes; Er machte einen Bluttest. Die Nierenwerte lagen bei 3. Er gab ihm eine Spritze, die die Nierenfunktion anregen sollte. Außerdem sollten wir ihm die nächsten 10 Tage Tropfen geben. Das taten wir auch. Doch es war nicht besser geworden. Also zum TA. Die Nierenwerte waren etwas schlechter geworden. Erst jetzt kam er auf die Idee, Nierenspülungen vorzunehmen. Mit dem Kommentar; die Spritze und die Tropfen hätten per se kaum Wirkung (die Tropfen sind wahrscheinlich das, was Du mit homöopathischer Behandlung angesprochen hast), Wirkung hätte nur die Nierenspülung. Also fast zwei Wochen kostbare Zeit verloren, wegen eines unfähigen TA!!!
Nach der Nierenspülung ging es unserem Hund blendend, aber nicht lange. Die Nierenwerte lagen nun bei fast 4. TA: Wir müßten nun an das Ende denken.
Wir standen nun vor der Entscheidung; gleich einschläfern oder ein letzter Versuch. Da wir nicht glauben konnten, was uns bevorstehen sollte- unser Hund wollte nach wie vor spazieren gehen, hatte großen Appetit... -entschlossen wir uns für letzteres, allerdings bei einem anderen TA. Er machte uns angesichts der hohen Werte kaum Hoffnung, aber angesichts des für dieses Krankheitsbild überraschend guten Allgemeinzustands unsres Hundes war er dafür, unsrem Hund diese Chance zu geben.
Daß auch diese Behandlung für unseren Hund zu spät kam, habe ich bereits oben geschrieben.
Es ist schwierig, Dir bzw. Deiner Bekannten einen Rat zu geben.
Es fiel uns unglaublich schwer, Entscheidungen zu treffen. Soll man den Hund noch weiter behandeln oder ihn gleich einschläfern, um ihm Schmerzen zu ersparen? Eine Nierenerkrankung im Endstadium ist insofern schmerzhaft -so hat unser TA erklärt-, weil der Hund nichts mehr bei sich behalten kann, er muß sich ständig übergeben.
Als wir feststellten, daß die Nierenspülung nicht angeschlägt, haben wir ihn gleich einschläfern lassen, um ihm das zu ersparen. Zu Hause, nachdem wir uns alle von ihm verabschiedet haben.
Die Lehre, die wir aus der schlimmen Zeit gezogen haben, ist: Sobald Du bemerkst, daß mit Deinem Tier irgendetwas nicht stimmt: geh zum TA und laß Dich nie mit "Das ist normal..." abspeisen, wenn Du vom Gegenteil überzeugt bist. Lieber noch einen zweiten TA hinzuziehen.
... und obwohl wir dachten, daß wir keinen anderen Hund haben wollen, ist im Februar Alex bei uns eingezogen, als 8-wöchiger Welpe. Ihn haben wir von einer Tierhilfe aus Hagenau, aus sehr schlechter Haltung ... und seitdem hält er uns auf Trapp. Und ich glaube, daß er uns über den Verlust unseres ersten Hundes- er war 15!!! Jahre lang bei uns - hinweggeholfen hat.
Viele liebe Grüße,
Marion+Alex