von Sonja(YCH) am 02. März 2003 13:51
Hallo,
ich versuche mal, Deine Fragen zu beantworten.
: Er ist vier und hatte schon zweimal solche "Anfälle", einmal ausgelöst durch eine Tür, die ihn traf (natürlich ein Unfall) und einmal eventuell durch Kälte. Damals hatte der TA jeweils Novalgin (glaube ich) gespritzt und nach einer Stunde war der Hund wie neu. Geröntgt wurde einmal ohne Befund.
: Glücklicherweise kam jetzt die TÄ auf die Idee, nochmal zu röntgen und stellte fest, dass 3 oder 4 Bandscheiben verknöchert sind.
Das spricht alles dafür, dass Dein Hund damals schon Bandscheibenbeschwerden hatte. Bei blöden Bewegungen bzw. "Unfällen" kommt es dann zu Reizungen oder sogar zum Vorfall. Bandscheiben"verknöcherungen" sind sehr häufig. Die Bandscheibe liegt zwischen den Wirbelkörpern und besteht aus einem derb-faserigen Ring und einem gallertigen Kern. Der Ring kann sich oben "aufdröseln" und sich in den Wirbelkanal vorwölben oder sogar reissen, dann schiesst der Kern mit m.o.w. Gewalt in den Wirbelkanal vor. Im Wirbelkanal läuft das Rückenmark, welches entweder gedrückt oder gequetscht, im schlimmsten Fall durchschlagen wird.
Bei einer so frühen "Verkalkung" liegt eine Mineraleinlagerung in den gallertigen Kern vor, der dadurch fest und unelastisch wird. Das kann zu einem Vorfall führen, muss aber nicht.
Das wirkliche Ausmass der Rückenmarks- (oder nur Nervenwurzel-)schädigung lässt sich eigentlich erst mit einer Kontrastmittelaufnahme darstellen. Dazu wird unter Narkose ein Mittel in den Rückenmarkskanal gespritzt, man kann dann auf der Rö-aufnahme sehen, wo und wie stark das Rückenmark komprimiert ist. Mittels CT ist das ebenfalls möglich, aber auch nur unter Narkose.
Diese Verkalkungen sind sehr häufig und treten gerne beim Pudel auf. Wenn sie in so frühem Alter (manchmal schon mit 2 Jahren) und an mehreren Stellen auftreten, kann man von einer erblichen Disposition ausgehen.
spritzte Novalgin und gab zur Dauertherapie Grünlippige Muschelextrakt mit sowie Arthridog zur akuten Schmerzlinderung.
Jeder Hund reagiert anders auf Schmerzmittel. Je nach Ausmass und Umfang der Nerven- und Rückenmarksschädigung kann es eine ganze Weile dauern, bis alles abgeschwollen ist und die Entzündung zurückgeht. Mitunter muss man zumindest so lange auf andere Schmerzmittel zurückgreifen.
Temperatur (39,0 - ist das Fieber?
Normaltemperatur beim Hund zwischen 38,0 und 39,0°C, bei Aufregung und starken Schmerzen sogar bis 39,3°C.
: Meine Fragen:
: 1. Wie lange darf so ein Schub dauern (morgen gehe ich sowieso noch mal zur TÄ) und ist das auch lebensbedrohlich?
Kann sich über Tage bis Wochen ziehen. Nicht lebensbedrohlich. Trotzdem, wenn es am Wochenende mit massiven Schmerzen einhergeht, auch ein Notfall!
: 2. Was kann ich ihm zur Schmerzlinderung geben? Das Arthridog scheint nicht wirklich zu helfen. Kann ich ihm selbst Novalgin-Tropfen geben (und wenn ja, wieviele)?
Besser nochmal zum TA fahren. Niemals selbst therapieren, Hunde reagieren z.T. empfindlich auf Schmerzmittel. Niemals 2 verschiedene Mittel zusammen geben.
: 3. Wie sieht die Langzeitprognose aus? Die TÄ meinte, schonendes Agility wäre o.k., aber wenn ich ihn so sehe, werde ich ihn nie wieder einen Parcours betreten lassen, das kommt nicht in Frage!
Ich würde auf Hundesport verzichten! Es ist absehbar, dass mit der Zeit auch noch andere Stellen "verkalken" und dann Probleme machen können. Eine blöde Bewegung reicht aus...
Was kann ich aber sonst noch tun, um seine Genesung zu unterstützen und das weitere Fortschreiten der Verknöcherung zu unterdrücken? Auf diese Muschelzeugs setze ich keine großen Hoffnungen.
1. Entzündungshemmendes Schmerzmittel, evt. als Dauertherapie. 2. im akuten Fall Cortison und abschwellende Medikamente. 3. als Dauertherapie hochdosiert Vitamin B-Komplex. 4. Magnetfeldbestrahlung, 5. Ruhe, erstmal Leinenzwang, vorsichtig heben,ohne die Wirbelsäule zu beugen, Brustgeschirr statt Halsband. Traumeel und Muschelextrakt kann man unterstützend geben, Wunderheilung kann man sich davon aber nicht versprechen.
Wenn ein Vorfall auftritt, sollte man eine OP nicht ausser Acht lassen, manchmal ist das das einzige rettende Mittel. Wenn, dann als Not-OP! Dafür würde ich schon mal anfangen, zu sparen...
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: 4. Sie meinte, die Geschichte sei nicht lebensverkürzend, aber wenn ich mir den Hund so ansehe, weiß ich ja nicht. Wie verhindere ich Bandscheibenvorfälle oder kriegt er die sowieso irgendwann?
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Rechne auf jeden Fall damit. Man kann sicherheitshalber mal die gesamte Wirbelsäule durchröntgen, auch den Hals, da finden sich oft noch betroffene Stellen.
: 5. Wie verbreitet ist diese Bandscheibengeschichte? Ich dachte ja echt, dies sei eine Dackelspezifische Sache - aber jetzt lese ich, dass die VEranlagung ererbt ist und jede Rasse das kriegen kann.
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Sehr häufig! Alle chondrodystrophen Rassen (Pekinesen, Shi Tzu...), alle Kurzbeiner, häufig Pudel und Spaniel, extrem häufig Teckel, aber auch viel grosse Rassen.
: Für jede Info dankbar!
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hoffe, ich konnte Dir helfen?
Gruss
Sonja
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