Hallo Daniel
Herzlichen Dank für Deinen gut verpackten Auschweifungen. Nur weil Du offensichtlich Vorzeichen verkehrst und in neue Zusammenhänge setzt, heisst dass noch lange nicht, dass DIE ANDEREN alle so Blümchen sind.
Dazu für die anderen, die auch mitlesen, ein paar Richtigstellungen. Da diskutierst Du dann über mich quasi mit der ganzen Etholologie, also einem anerkannten Hochschulabschluss, der sich nicht nur auf Hunde beschränkt.
Würden wir nur soziales von unseren Hunden verlangen, hätte wir sicher weniger Probleme. Sofern der denkende Mensch sein Hirn dazu benutzt, wie ein Hund zu denken. Unsere Umwelt fordert aber allerdings einiges mehr. Zeige mir doch z.B. einmal Dein Wolfsrudel, wo der Chef einem anderen sagt, dass er herkommen soll, oder das zwei Schritte daneben seinen Tod bedeutet, weil ein Auto kommt. Oder jenes Rudel, dass ständig fremde "Wölfe" in seinem Gebiet dulden soll. Deshalb muss Hundeerziehung eben über reines Sozialverhalten hinausgehen.
Übrigens wer immer noch Dominanz mit absolutem Gehorsam gleichsetzt, der liest seine Lektüre einfach nur sehr selektiv und nicht, um was zu lernen. Deshalb haben die Amis und die Engländer eben das Wort Dominanz mit Resource-Holding-Potential ersetzt. Keine Andeutung von Aggression hier. Es gibt sowieso viel mehr Demuts- als aggressive Gesten.
Auch kam man in den letzten Jahren zur Erkenntnis, dass die ursprünglich getestete Futterrangordnung nur ein kleiner Teil des gesamten Sozialsystems ist. So sind dominante Tiere z.B. nicht so erkundungsfreudig wie "normale" Rudelmitglieder, sondern eher zurückhaltend (das "Kanonenfutter" soll sich in Gefahr bringen).
aß es sehr hilfreich ist, Leckerchen zu verteilen, will ich meinen Hund zu gewissen Verhaltensweisen verlocken, ist wohl unbestritten.
Stellt sich aber die Frage: Was, wenn andere Verlockungen größer sind?
Dann hast Du das Schema der Belohnung nicht begriffen und solltest kompetenten Rat suchen!!
:Wenn es sich auch jetzt für manche unter Ihnen ein bißchen seltsam anhört, so ist es doch ein Fakt, daß Futterentlohnung für erbrachtes Wohlverhalten erziehungstechnisch vollkommen wesensfremd und falsch ist.
Ja, wenn Du auch ein Vierbeiner wärst, sicher. Bist Du aber nicht. Also sind Dir als Mensch einige Türen zu Deinem Hund verschlossen. Du kannst aber über gut eingesetzte Belohnungen Deinen Hund sehr gut in den Griff kriegen (oder eben Enthaltung der Belohnung).
:Wir interpretieren - pseudopsychologisch hinterlegt - Verhaltensweisen in Tiere hinein, die nicht zu finden sein werden, wir vermenschlichen und mißbrauchen, teils ohne es zu wollen.
Ja, das scheint Dir des öfteren zu passieren.
eltsam, daß gerade bei einer bestimmten Haltergruppe (ich spreche hier von den sogenannten Pennern / Sandlern) das Zusammenleben hervorragend funktioniert und beste Sozialisierung zu beobachten ist. Warum? Weil hier die "Hunde"- Welt noch in Ordnung ist. Hier hat sich der Hund darum zu kümmern, in der Rudelgemeinschaft sein zu DÜRFEN.
Ja, aber hast Du eine Ahnung, wieviele Hunde nicht länger als ein paar Monaten bei denen sind, weil sie eben nicht so recht in ihr Bild passen? Und das will der Durchschnittshundehalter eben nicht. Er sieht eben leder oft in seinem Hund einen kleinen Menschen im Pelz. Denn er ist ja auch antropomorph (vermenschlichend) bis zum geht-nicht-mehr oder eben bis zum Problemhund.
:Ganz anders aber bei den "normalen" Hundehaltern. Deren Hunden geht es zu gut - und dadurch verdammt schlecht.
Unterschreibe ich jederzeit.
:Es ist wirklich eine prägnante Tatsache, daß genau die Hundehalter, die sich am meisten Gedanken machen, die problematischsten Hunde haben.
Wenn ich Beiträge lese, über Halter, deren Hund auf Zuruf, Pfiff etc. nicht kommt, sondern in sicherer Entfernung herumkaspert - und dann trickreiche Ratschläge als Antwort darauf kommen, wird mir schlichtweg schlecht.
Ja, und wir, die diese Tips geben, wissen eben, dass solche Menschen mit anderen Lösungen Unheil anrichten würden. Oder würdest Du einen Hund für Dein Fehlverhalten strafen?
:Wie kann es sein, daß ein Hund mit dem ich mehrere Jahre arbeitete, immer noch nicht die letztendliche Konsequenz eines "Nein" verstanden hat?
Vielleicht, weil Du nicht verstehst, dass ein NEIN nur in Deiner Anwesenheit gilt? Oder weil viele Leute nicht wissen, dass das Verständnis von NEIN nicht angeboren ist, sondern antrainiert (konditionierte Strafe)?
:Ausschlaggebend sind die vielen Meinungen, Ansichten und Aussagen verschiedenster "Fachleute", die nur Verwirrung stiften - und nicht zuletzt die geschäftsmäßige Notwendigkeit, mit immer neuen "wesensgerechten, antiautoritären" Methoden auf Kundenfang zu gehen.
Wer positive Bestärkung als antiautoritär ansieht, hat wahrscheinlich ein bisschen Verwirrung durch Nicht-Wissen. Die positive Bestärkung ist eine von vier Säulen der Konditionierung, auf der jegliches Lernen beruht.
:Wobei ich jetzt wirklich bei meinem Lieblingsthema, der "antiautoritären Hundeerziehung ohne Strafen" angelangt bin.
s.o.
as ist mit Sicherheit der größte kynologische Schwachsinn dieses Jahrhunderts. Wenn mir mal jemand erklären könnte, wie ich ein wesensmäßig extrem autoritäsverbundenes Lebewesen mit "nur Lob" und "nur positiver Verstärkung" zur Konsequenz erziehen kann, werfe ich 20 Jahre wechselhafteste Erfahrung sofort über Bord.
s.o. Ein Schema ist nicht schlecht, nur weil Leute es nicht anzuwenden wissen. Übrigens verlangt Lernen über positive Bestärkung sehr viel Selbstbeherrschung des Menschen, Zurücksetzen der "menschlichen" Reaktionen etc. Lese doch mal meinen Artikel über Hund/Katze-Clicker. Der besagte Hund hat so ziemlich alle Deine Vorschläge hinter sich und das Resultat war eine gemeingefährliche Bestie. Und sie ist leider kein Einzelfall.
:Erziehung erfolgt nicht über das Negieren und Übergehen von Fehlverhalten.
Z.T. doch, aber auch über das Einsetzen von Beachtungsverstärkern, Erfolgsentzug, Reizschwellenänderungen, Erwartungshaltungen ändern und andere subtile, keineswegs antiautoritären, Erziehungskonzepte.
:Und selbstverständlich kann ich meinem Hund auch mal eine "pfeifen", wenn er zu weit gegangen ist. Das ist vollkommen natürlich, da meine Hand ja als "Fang" fungiert, und dadurch auch kein Hund handscheu wird.
Ja, aber ein Fang, der ganz viele Zwischentöne voll weglässt und somit hundelogische Verhaltensabläufe ignoriert.
:Fakt ist:
er Hund liebt uns aufgrund unserer Überlegenheit, seiner Futterabhängigkeit und der damit zusammenhängenden Zugehörigkeit - und nicht, weil wir so nett zu ihm sind.
Gegenfrage: Wenn Du zwei Möglichkeiten hast, wählst Du dann die unangenehmere? Na, siehst Du, Hunde auch nicht.
er Hund braucht Dominanz, um wesensgerecht leben zu können - und er braucht einen Halter, der damit umgehen kann.
Ja, aber Deine Haltung ist leider auch nicht "damit umgehen können".
was mit Hunden passiert, die sich nicht anderen gegenüber durchsetzen können, habt ihr selbst schon erfahren - was mit Haltern passiert, die sich gegenüber ihrem Hund nicht durchsetzen können, lest ihr jeden Tag in entspr. Foren)
Ja, aber wenn ich mich Durchsetzen muss, bin ich eben schon mehrere Schritte weg vom "hundlichen Verhalten". Da habe ich schon einige Züge verpasst und muss mal zurückschalten. Darum brauchst Du eben "hundegerechte Regeln" und wir positive Bestärkung etc. (und das bei "knallharten" Schutzhunden, wohlgemerkt). Über Vertrauen lebt es sich nämlich besser, auch als Hund.
Na Daniel, kontrovers genug?
Gruss
Roswitha
Du weisst, schon, die mit den Haaren auf den Zähnen, die morgens rasiert, bis abends schon wieder nachwachsen