von Conny Jule Taiba(YCH) am 20. November 2001 20:35
Hallo Simone,
zunächst mal ist es völlig normal, dass ein Hund seine "Beute" verteidigt und zwar unabhängig von seiner Position im Rudel. Hat ein Hund eine Beute ergattert, versucht er sie in der Regel auch vor ranghöheren Hunden knurrend in Sicherheit zu bringen und normalerweise nimmt ein Hund einem anderen seine Beute auch nicht weg (Zeiten der Futterknappheit mal ausgenommen).
So wie Du Euer Zusammenleben beschreibst und vor allem die Tatsache, dass er die Beute auf "aus" auch an Dich abtritt, würde ich also nicht von einem Dominanzproblem ausgehen.
Trotzdem kann ich verstehen, dass Dich sein Geknurre stört. Außerdem kann seine scheinbar große Befürchtung, dass ihm jemand etwas wegnimmt, in ungünstigen Situationen (z.B. bei Kindern, die sich oft ungeschickt verhalten) evtl. einmal zu einem Problem führen, man weiß ja nie, wie ein Hund dann die Situation einschätzt und reagiert. Ein bisschen mehr Gelassenheit in Bezug auf seine Beute könnte also nicht schaden.
Gut funktionieren hier "Tauschgeschäfte", die ihm auf positive Weise vermitteln, dass ihm nichts verloren geht, sondern er entweder etwas noch besseres erhält oder seine Beute nach einem Leckerli wieder zurück bekommt.
Übe also weiterhin mit ihm das Abgeben von Dingen. Du kannst dabei anfangs ruhig weiter das Kommando "aus" benutzen, da Du damit ja bereits Erfolg hast. Fang zunächst mit Sachen an, die er nicht ganz so ungern hergibt und belohne ihn für das Hergeben mit einem Superleckerli, einem Stück Fleischwurst oder irgend was anderes von den "harten Drogen". Gib ihm danach seinen Gegenstand wieder, ab und zu leg ihn aber auch eine zeitlang weg. Steigere das Üben mit seiner Beute langsam zu den wichtigeren Dingen, bis Du schließlich bei seinem heißgeliebten Knochen ankommst. Bezieh auch den Futternapf mit ein (wegnehmen, tolles Leckerli und wieder hinstellen).
Wenn Du das oft und mit wirklich klasse Belohnungen übst, wird er Dir die Sachen auch irgenwann ohne ein "aus" freundlich hergeben, da er gelernt hat, dass er ein lohnenswertes Geschäft eingeht.
Auf diese Weise, formst Du sein Verhalten auf positive Art und Weise um, ohne das Hergeben der Beute mit für ihn unangenehmen Erlebnissen zu verknüpfen. Die Vorteile dieser Übungsweise gegenüber der Bestrafung seines Verhaltens liegen auf der Hand:
a) Du unterdrückst das an sich normale Verhalten nicht durch negativen Einfluss, sondern zeigst ihm, dass das von Dir erwünschte Verhalten für ihn zu einem noch besseren Erfolg führt, was eben kein Unterdrücken des Verhaltens, sondern ein echtes Umlernen bewirkt.
b) Die Gefahr, dass er bei Personen, die er als nicht so souverän empfindet wie Dich, z.B. Kinder oder zaghafte Fremde, evtl. über das Knurren hinausschießt, wenn sie seiner Beute zu nah kommen, ist wesentlich geringer als bei der "harten Variante".
Liebe Grüße
Conny