Hallo Andrea,
so wie Du das Problem schilderst, denke ich, wird das ein harter Weg... Anscheinend hat Dein Hund schon verknüpft, dass wenn er außer Reichweite ist, Du keine Chance mehr hast. Und wenn ein Hund das einmal weiß, ist es sehr schwierig, ihn in hoher Triebstimmung (hier die Lust am "wildern"
ins Gehorsam zu bringen. Ich selbst habe diese Erfahrung leider auch machen müssen und habe folgendes versucht:
meine Jackie-Hündin liebt Bälle über alles, und so bald ich auf dem Spaziergang merke, dass sie gleich "abgehen" könnte, ziehe ich den Ball aus der Tasche und biete ihr ein supertolles Ballspiel an. Das hat mit Gehorsam nichts zu tun, aber durch diese Bestechung kann ich sie unter Kontrolle halten und verhindern, dass sie aus meiner Reichweite gerät und ich "das Gesicht verliere", wenn ich sie rufe und sie nicht kommt. Falls ich zu langsam war und sie dann doch mal abgeht (was nur sehr selten vorkommt), dann rufe ich sie höchstens zweimal, gehe dabei weiter und warte in keinem Fall (!!!!) auf sie. Sie soll ja nicht lernen, dass das Rudel auf sie wartet, während sie ihre eigenen Wege geht.
Bei meiner Riesenschnauzerhündin mache ich es auch genauso, allerdings habe ich dort auch lange mit der Schleppleine gearbeitet, so dass sie gelernt hat, dass Frauchen auch noch über lange Distanz Einfluß nehmen kann.
Aber es ist nicht nur ärgerlich, wenn der Hund nicht hört, sondern man macht sich ja auch Sorgen (Jäger, Straßenverkehr...). Deshalb wäre ich im schlimmsten Fall (wenn der Jagdtrieb höher ist als der Spieltrieb oder das Gehorsam) auch bereit, zu drastischeren Mitteln zu greifen, einfach auch zum Schutz des Hundes. Ich würde meinen Hund wieder an die Schleppleine gewöhnen und dann ganz bewußt eine Situation herbeiführen, wo ich weiß, dass sie "abgeht" (z. B. morgens auf einer Wiese, wo üblicherweise Kaninchen rumhoppeln). Meinen Hund würde ich nach erfolglosem Abrufen voll in die Leine krachen lassen, und das muss schon so beeindruckend sein, dass sie sich dieses Erlebnis für immer einprägt. Aber wie gesagt, man muss den Hund vorerst lange genug mit Schleppleine laufen lassen, damit er nicht verknüpft: ach, schlör ich so ein Ding hinter mir her, hab ich gegen Frauchen keine Chance, wenn die aber ab ist, kann ich machen, was ich will... und dann muss man die Leine auch ganz langsam wieder abgewöhnen (z. B. durch Kürzen der Leine, bis irgendwann nur noch der Karabiner am Halsband hängt).
Das Gehorsam selbst solltest Du aber immer wieder üben, ich mach es z. B. so, dass ich Trieb auf ein Spielzeug mache, dann Sitz, Spielzeug werfen, dann Fußübung (auch über das Spielzeug hinweg), Platz o. ä. und dann darf sie sich erst das Spielzeug holen. Solche Sachen mach ich aber nicht zu oft, damit ich ihr die Lust an den Übungen nicht vergraule. Aber im Alltag bin ich sehr kleinlich, jeder Befehl muss durchgeführt werden, dafür bekommt sie aber auch immer (!!!) Lob für das richtige Ausführen. Und ich vermeide jegliche Situationen, in denen ich mein Gesicht verlieren könnte, dann geb ich lieber erst gar keinen Befehl um dann bewußt und vorbereitet noch mal eine ähnliche Situation herbeizuführen, in der ich mich durchsetzen kann.
Jetzt hab ich aber genug geschrieben, ich hoffe, es ist was dabei, was Dir und Deinem Hund weiterhelfen kann.
Viele Grüße von Sandra mit Emma, Nele und Aaron