von Wiebke(YCH) am 28. Februar 2003 13:46
Sozialisierung mit anderen Hunden ist jetzt das Allerwichtigste in seinem Leben - neben der auf Umwelt und Menschen.
Was die Mutter ihm jetzt beibringt, beim Vorgang des Absetzens vor allem, ist höfliche Hunde-Körpersprache, sich unterwerfen und sich einzuschmeicheln. Um doch noch hier und da einen Schluck Milch zu erhaschen, sieht man die Welpen einer spielerisch weghüpfenden Mutter förmlich auf der Backe nachkriechen und immer wieder hält sie sie dabei kurz fest, stößt sie um, bis sie gelernt haben, sich selbst umzulegen, um ihr so näher kommen zu dürfen.
So lernt der Welpe nachgeben, Frustrationstoleranz (bei geschlossener Milchbar) und dazu Hundekörpersprache verstehen und selbst korrekt einzusetzen.
Das nicht gelernt zu haben, kann gerade einem großrassigen Hund später im Leben ganz schöne Schwierigkeiten bereiten.
In wieweit das eine andere Hündin übernimmt, übernehmen will und kann ist fraglich (sie für ein Anknurren des Welpen zu loben oft der beste Ansatz dafür!), wie andere Welpen und Menschen ihm zusätzlich Beisshemmung und diverse soziale coping strategies lehren können - toitoi dafür - je mehr Gelegenheit er dafür bekommen kann, um so besser!
Je früher man damit anfängt, desto besser.
Schon das 'einfache' Dulden, wenn man sich als Welpe - wenn man gerade was anderes vorhat - nur mal festhalten llassen muss - als Mensch klemmen wir uns z.B. den Welpen da ersatzweise unter den Arm oder halten ihn einfach ruhig mit den Händen umschlossen, bis er die Muskulatur schlaff macht, sozusagen 'meinetwegen warte ich eben' signalisiert (Frustrationstoleranz) beinhaltet wichtige Lernvorgänge, die später kaum mehr nachzuholen sind.
Wichtig ist dabei, erst bei völlig passiv geduldigem Hängen wieder freizukommen zur erwünschten Tätigkeit, das ist schon eine schwierige Aufgabe, die jetzt gelernt werden muss: dass man nicht alles mit der Brechstange erreichen kann, dass Geduld lohnt, dass man mit Nachgeben was erreichen kann, dass auch 'durchhalten' lohnt.
Sonst entstehen z.B. Hunde, die einem bei der Arbeit mit Futterbelohnung erst in die Hand schnappen und dann, wenn dabei (hoffentlich) nichts rausfällt, einfach uninteressiert davonstürmen: 'gib! - na, wer braucht den blöden Hundekeks' mit ihnen ist für den durchnittlichen Hundebesitzer dann kaum mehr erfolgreich zu arbeiten, weil sie eben kein Repertoire haben, was sie verwenden könnten, wenn sie einmal mit der frühkindlichen Forderung allein nicht mehr weiter kommen.
'handling-Übungen wie oben beschrieben, Futter nur runterstllen, wenn vorher etwas dafür getan wurde, wären schon mal erste Möglichkeiten, Verhalten zu 'Testen' und gleichzeitig vielleicht neue wichtige coping strategies des Welpen zu schulen.
Flaschenkinder und aus ausländischen Mistkübeln gerettete usw. Welpen haben da m.E. schon oft überdurchschnittliche Probleme, ein sehr eingeschränktes Repertoire, mit Frust im Leben zurechtzukommen. Nicht jeder wird das Notwendige dann noch nachholen können.
Schön, dass Du Dir dessen bewusst bist, dass hier ein Welpe schlechte Karten hat: so bekommt er ja dann wenigstens noch die bestmögliche Förderung (Impfen kann man jeden (wieder) gesunden Welpen ab der 6. Woche).
Möge die Übung gelingen sagte mal jemand - wenn auch aus anderem Anlass...
toitoi
Wiebke
www.hunde-erziehung.at