von Franziska(YCH) am 11. Dezember 1999 16:38
Hi Micky,
ich bin leider etwas spät in die Diskussion mit eingestiegen. Deswegen antworte ich jetzt mal auf diese deine Meldung, v.a. weil mein "Fall" ähnlich ist, wie deiner. Einen Hund wünsche ich mir schon, seit ich denken kann. Als ich so ca. 14 war, stand zum ersten Mal zur Debatte, daß meine Mutter erlaubt hat, mir einen zu holen, unter der Voraussetzung, daß ich ganz allein die volle Verantwortung übernehme. Seitdem stand ich so manches Mal ganz kurz davor, es wirklich zu tun, hab aber jedes Mal im letzten Augenblick "gekniffen", weil ich mir nicht zugetraut habe, für den Hund sorgen zu können. Als ich dann 18 war, hab ich mich "überwunden", und da ich gar nicht vorhersagen konnte, was auf mich zukommt (Berufstätigkeit etc., bin damals noch zur Schule gegangen), konnte ich das vorher auch nicht planen. Klar ist das egoistisch, das gebe ich auch zu. Seit ich aus der Schule raus bin, war ich erstmal nur damit beschäftigt, einen Kompromiss zwischen Hundehaltung und Geldverdienen zu finden. Teilweise war ich zuhause, teilweise habe ich aber auch fünf tage die Woche 8 Stunden gearbeitet. Als mein Hund klein war, bin ich auch noch zur Schule gegangen, da musste er halt auch die Zeit allein bleiben (ist ja ungefähr vergleichbar mit halbtags arbeiten). Jetzt (bin jetzt 21, mein Hund ist 3) habe ich das Glück, eine Lehrstelle gefunden zu haben, wo ich den Hund mitnehmen kann. Das ist absolutes Glück. Um eine Lehre wär ich nicht herumgekommen, und hätte ich dieses Glück nicht gehabt, hätte der Hund auch 8 Stunden allein bleiben müssen.
Meine Erfahrung: Wenn ich den ganzen Tag zu Hause war, hatte ich nicht das Gefühl, daß mein Hund ausgelasteter und glücklicher wäre, als in der Zeit, wo ich arbeiten war. Desweiteren ist mein Hund auch gut erzogen, hört, hat viel Auslauf (mehr als die meisten anderen Hunde, egal, ob von berufstätigen oder nicht-berufstätigen), und das obwohl ich teilweise nicht da war. Ich kenne auch viele berufstätige Leute, deren Hunde auf mich keinen unglücklichen, unausgelasteten Eindruck machen. Wenn ein Hund "durchdreht" oder Verhaltensstörungen irgendwelcher Art aufzeigt, hat das garantiert nichts damit zu tun, ob er nun 8 Stunden allein ist, oder ob die ganze Zeit jemand da ist. Das liegt dann eher am Verhalten der Besitzer, und evtl. auch daran, wie oft, wie lange und in welcher "Form" (Leine oder nicht, Kontakte zu anderen Artgenossen oder nicht, etc.) rauskommt. Wenn ich nen Hund 8 Stunden allein lasse, er sich danach aber 2-3 Stunden auf nem weitläufigen Gelände auslasten kann, ist er meiner Ansicht nach viel besser dran, als ein Hund, deren Besitzer zwar den ganzen Tag da ist, der aber lediglich den eigenen Garten kennt.
Also hol dir ruhig den Hund. So viele Gedanken, wie du dir machst, wird er es ganz sicher gut bei dir haben (und auf JEDEN FALL wesentlich besser, als im Tierheim ;o))).
Bis dann
Franziska