von Attila(YCH) am 27. Oktober 2001 08:51
: hm... stachelhalsbaender und wuerger...
Hi Martin,
ich habe nur vom Stachelhalsband gesprochen - nicht von Würgern. Von Würgern halte ich überhaupt nichts.
Du sprichst von Stimmungsmache. Nun, wir beide wissen doch sehr genau, daß es abgestufte Formen der Ausbildung gibt und jemand, der eine bestimmte, minimale Grundlage (ohne die aber alles andere schier unmöglich wird) mit Zwang erarbeitet, dies nicht auf allen anderen Gebieten tun muß. Ich bilde überhaupt nicht mit Drill und Zwang aus, und Du wirst Dich wundern - meine Hunde hüpfen um mich herum vor Freude und Spieleifer, ganz so, wie Du es beschreibst. Die Stimmungsmache liegt auf Deiner Seite, indem Du das Schreckensbild des Hundes, der mit eingeklemmter Rute ängstlich neben seinem "Führer" herschleicht, unmittelbar mit dem Einsatz des Stachels in der Leinenführigkeit (die Hunde werden später nie wieder ein Stachelhalsband tragen müssen) in Verbindung bringst: Stachel brutal - Hundies versaut - Hundeführer böse.
Nun wohl: in der Übung der Leinenführigkeit setze ich auf den Stachel. Gerade hier, wo der "Gehorsam" des Hundes (= seine Bereitschaft, mit mir zusammenzuarbeiten) begründet wird, kann und will ich mir kein wochenlanges Probieren und etwaiges Fehlgreifen erlauben - punktum. Bei einem sanften Hund, der ohnehin an der Seite des Hundeführers bleibt, kommen die "brutalen Stacheln" überhaupt nicht zum Einsatz, da ja keine Einwirkung stattfindet; und ein wilder, eigenwilliger Hund ist recht schnell auf mich fixiert, da ich mich nicht bemühe zu verschleiern, wo die Einwirkung herkommt. Wenn Du Dir einen brüllenden, rotköpfigen Kerl vorstellst, der wutentbrannt an der Leine herumruckt, hast Du in die falsche Klischeekiste gegriffen; es geht um ein ganz gezieltes, wohlberechnetes Ausbremsen überschäumender Energien, die hernach für wunderbare Aufgaben zur Verfügung stehen werden. Wie ich über die unzähligen "Familienhundbesitzer" denke, deren Tiere ständig am Stachelhalsband laufen, dürfte sich folglich von selbst verstehen.
: vielleicht solltest du ein wenig der gesparten zeit investieren und dich ein bischen umsehen, wie mans auch anders machen kann, und gleichzeitig deine motivation ueberdenken, die dich dazu bringt ein lebewesen zu "besitzen", das dir normalerweise bedingungslos vertraut. wenn da irgendwelche unausgelebten machtbeduerfnisse mit reinspielen...
Nun, das ist die bekannte, längst abgenudelte Hintertreppenpsychologie, die hinter jeder Zwangseinwirkung die Vergeltung des Zukurzgekommenen an der schlimmen Welt (hier repräsentiert durch ein Tier) vermutet. Lieber Martin, ich hätte Dir doch etwas mehr zugetraut. Wenn ich sehe, wie meine Schäferhunde miteinander umgehen (nämlich äußerst liebevoll und im nächsten Augenblick äußerst rabiat), so kann ich eine durchgehend "positive Motivation" nicht entdecken noch sie auf die Ausbildung übertragen; hinter diesen Argumentationsgängen steckt eine bodenlose Vermenschlichung des Hundes - und weniger: auch Menschen sind nicht so. Ich habe mit meinen Hunden eine Menge Spaß, und den haben sie hoffentlich auch mit mir; ich denke auch nicht in jeder Situation und auf jedem Spaziergang über Ausbildung, Erziehung und "Motivation" (Generationen von Schülern und Studenten rechtfertigen ihre Faulheit mit der Berufung auf dieses Zauberwort) nach, sondern lasse die Hunde vielfach auch Hunde sein; aber ebenso will ich sie fordern, ihre Anlagen entwickeln, ihre Kräfte erproben. Wer dies nur über Zwangsmittel tut, ist ein unfähiger Idiot; wer aber jedes Zwangsmittel verdammt, ein ideologischer Einpeitscher.
Gruß, Attila