Unser Leichtsinn, warnendes Beispiel
von EVI(YCH) am 09. März 2002 06:44
Hallo, Ihr alle! Jetzt kommt eine Geschichte, die uns gestern passiert ist. Ich setze sie hier rein, denn wenn auch nur ein einziger in sich reinhorcht und sagt, Mensch, das hätte mir auch passieren können, und besser aufpasst, dann hat es sich schon gelohnt. Das hat sich zugetragen: mein Freund musste mittags noch in die Innenstadt und nahm unseren acht Monate alten Rüden mit. Vom Hunger getrieben, wollte er sich schnell einen Döner holen. Direkt vor dem Imbiss, der an einer stark befahrenen Strasse liegt und dessen Türen immer offen sind, ist nichts zum Anbinden ausser zwei hohen Stehtischen, diese schweren Dinger mit rundem Fuß. Keine Kunden, schnell Hund festmachen, Essen holen und gut.
Max kennt das Warten, beobachtet einen dann gewöhnlich mit Argusaugen. Mein Freund bestellt, plötzlich schlägt der Hund an, Herrchen dreht sich um, sieht noch die hoch aufgestellte Bürste und dann RAST Max los, reisst den Tisch um, die Platte knallt auf das Pflaster, fällt ab, Hund RAST mit dem laut klappernden Gestell, das an der Leine hängt, über die Strasse, rutscht wegen des starken Zugs aus dem (nicht besonders lockeren) Halsband und verschwindet in einer Seitenstrasse. Da ist Herrchen schon längst unterwegs, reisst das Gestell von der Fahrbahn und hetzt hinterher. Max ist weg. Er ruft, fragt alle Leute, irrt Hinweisen hinterher, die Gegend ist stark bevölkert, total unübersichtlich, 1 1/2 Stunden, Polizei, Tierheime, alle Läden benachrichtigt, nichts. Dann fährt er verzweifelt nach Hause, ruft mich an, "gesteht", ich bestehe auf erneuter Suche, wieder 2 Stunden, nichts. Man will nicht nach Hause, aber was bleibt? Man tritt dort auf ein Quietschtier, bricht in Tränen aus, fantasiert, was alles sein kann, wird fast irre. Max kennt die ganze Gegend gar nicht. Er hat kein Halsband mehr!!!Kein Name, keine Steuermarke, nichts. Und ein grosser Hund. Warum habe ich, warum habe ich nicht, wäre die Fahrbahn nicht durch ein Wunder frei gewesen, Menschen könnten tot sein, der Hund auch, vielleicht ist er es ja inzwischen-Hölle. es wird dunkel, man will das Licht festhalten, die Nacht steht man nicht durch, steht Max sie durch? Ein Stapel Suchaushänge ist gedruckt. 7.00 Uhr, Himmel hilf! 8.00 Uhr. Das Telefon klingelt, Erstarrung, nicht hoffen! ES IST DIE POLIZEI. SIE HABEN MAX. Nach sieben Stunden. In diesem Moloch von Stadt. Heil und gesund. Ohne, dass er noch jemanden gefährdet hätte. Ein Wunder. Ein achtjähriges Mädchen hat ihn aus einem Gebüsch gelockt. Zu Oma mitgenommen. Ein Halsband organisiert. Von ihrem Vater völlig zu recht einen Anschiss kassiert ob dieses Leichtsinns. Einen grossen Hund ohne Halsband? Niemals! Ignorieren! Du weisst doch nichts über ihn!! Aber Papa, er ist lieb, er gibt Pfötchen und macht Sitz! Egal, nie wieder. Sie verspricht es. Dieses eine Mal, dieses Kind hat uns gerettet. Irgendwie hat man das alles noch nicht ganz realisiert. Aber es ist schmerzhaft eingebrannt: jede Sekunde des Alltagsleichtsinns kann im Zusammenleben mit einem Hund in der Katastrophe enden. Das weiss jeder. Aber ich weiss es jetzt so genau wie noch nie, darum gebe ich die Geschichte weiter. Passt gut auf Eure Hunde auf, aber ich denke, das tut Ihr. Danke für´s Lesen, lg, EVI