von Inge + BC(YCH) am 06. Juli 2002 20:53
Hallo Nina,
: Milka schläft bei mir im Zimmer, d.h. meine Tür ist zu. Ist das schlimm, oder sollte ich sie nachts in den Flur bannen
Im Gegenteil: der Hund ist ein Rudeltier und das Rudel gehört zusammen! Mit Verbannung erreichst Du gar nichts.
: Was mache ich denn, wenn ich spielen will bzw. es vorhabe, sie anfangs mitmacht und mich dann einfach stehen lässt.
Der Boss bestimmt, wann gespielt wird und wie lange! Wenn Milka immer nach kurzer Zeit keine Lust mehr hat, dann musst Du eben noch früher aufhören mit dem Spiel, damit sie erst gar keine Möglichkeit hat, es von sich aus zu beenden. Nie, nie, nie darfst Du in die Situation kommen, um die Aufmerksamkeit Deines Hundes zu betteln! Zur Not wirfst Du eben nur ein einziges Mal den Ball, denn ist Schluss und der Ball kommt weg.
: Rufe ich sie ab, wenn sie anfängt interessiert am Boden zu schnüffeln bzw. "auf Hasenjagd geht", oder soll ich ihr ein NEIN hinterher rufen, damit sie das lässt.
Grundsatz: wenn ein Verbot erfolgt muss IMMER eine Alternativhandlung angeboten werden! Es ist daher besser, wenn Du das "Nein" wegläßt und statt dessen das Kommando "Platz" auf Entfernung übst (zunächst an der Schleppleine). Zeigt Milka Anzeichen, dass sie eine interessante Spur entdeckt hat, SOFORT "Platz!" - dieses zur Not mittels Schleppleine auch erzwingen. Bei manchen Hunden hilft es sogar, ihnen das Anzeigen einer Fährte durch Verweisen mittels Platz regelrecht beizubringen - sitzt das einmal, legen sie sich immer hin, wenn eine leckere Fährte lockt und man hat die Möglichkeit, sie dafür ausgiebig zu loben und dann abzulenken.
Wenn Du die Möglichkeit hast, dann solltest Du mit Milka ganz bewußt Wildwechsel aufsuchen und an diesen gezielt mit der Schleppleine üben. Bei sehr jagdpassionierten Hunden kannst Du locker von einer Übungszeit von mehreren Monaten ausgehen. Und es funktioniert nur, wenn Du TÄGLICH übst und IMMER konsequent bist. Ein einziger unerlaubter Jagdausflug macht die Arbeit von Wochen zunichte, da Jagen eine sog. selbstbelohnende Tätigkeit ist, unabhängig davon, ob sie zum Erfolg führt oder nicht.
Meine *Jagd*-Hündin hat einen ganz speziellen Ball, auf den ich sie von klein auf "heiß" gemacht habe. Dieser Ball kommt NUR auf Spaziergängen zum Einsatz, zu Hause ist er tabu. Aber nur mit Spiel wäre ihre Jagdleidenschaft auch nicht zu bremsen, denn obwohl sie im Gegensatz zu Milka geradezu spielsüchtig ;-))) ist, wäre das zu eintönig. Also werden während des Spazierganges auch immer wieder UO-Übungen eingbaut. Ein Spaziergang mit Coco ist Schwerstarbeit, da darf nicht ein einzige unbeschäftigte Minute auftreten! (Meine andere Hündin dagegen braucht man praktisch gar nicht zu beachten *erleichtertSeufzen*) Aber mit dieser Dauerbeschäftigung haben wir es geschafft, dass in den letzten 3 Jahren kein einziger "Jagdausflug" mehr stattfand, obwohl wir in sehr wildreichem Gebiet wohnen. Außerdem klappt das "Platz" auf Entfernung heutzutage - nach langem, langem Üben - zu 99%, was einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor darstellt.
Wenn Milka wegläuft, wenn Du schimpfst, dann lass das Schimpfen SOFORT sein - damit vertiefst Du ja nur das Weglaufen. Überhaupt ist Schimpfen ein denkbar ungeeignetes Erziehungsmittel - der Hund versteht eh nicht, was Du sagst. Benutze hundeverständliche Strafmittel wie Schnauzengriff und Niederdrücken. Aber auch nur, wenn Du es in exakt dem Moment anwenden kannst, wenn Milka gerade losstürmen will. Denke daran, dass ein Hund nur Handlungen, die innerhalb von 2 Sekunden liegen, verknüpfen kann. Bist Du zu spät dran, lass es bleiben - es würde sonst nur Deine Autorität untergraben und Milkas Vertrauen in Dich erschüttern, da Du in ihren Augen ein unberechenbares Wesen wärst.
Zu Leckerlis: nirgendwo steht geschrieben, dass ein Hund sein Futter unbedingt aus dem Napf fressen muss. Zur Festigung der Bindung Deines Hundes an Dich solltest Du Milka ruhig eine Zeitlang AUSSCHLIEßLICH während des Spazierganges über Belohnungshappen füttern - und zwar ihre gesamte Tagesration, verteilt auf alle Gassi-Gänge. Die Belohnung sollte dabei möglichst nicht für den Hund berechenbar sein - aber wenn Du mit Clicker arbeitest, kennst Du das Prinzip ja bereits.
Zu Hause solltest Du Milka weitestgehend ignorieren. Schmusen und Spielen nur dann, wenn DU es willst - und ruhig damit knausern, also nicht ständig den Hund mit Aufmerksamkeit überschütten. Dagegen sollte auf Spaziergängen dem Hund Deine ungeteilte Aufmerksamkeit gelten.
Etwas ganz Wichtiges zum Schluss: Du schreibst, dass Du versuchst Milkas Aufmerksamkeit auf Dich zu lenken, indem Du sozusagen den Kaspar machst. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn - ja wenn DU voll dahinter stehst! Ich kenne viele Hundehalter, die einfach vom Charakter her sich schwer tun mit juchzendem Gehüpfe, es aber krampfhaft versuchen, weil es immer heißt, man solle den Hund so motivieren. Leider wird dabei vergessen, wie feinfühlig Hunde sind. Die merken genau, ob man wirklich Bock auf so ein Verhalten hat oder es nur zeigt, aber innerlich genervt davon ist. Dann sollte man es lieber sein lassen!
Ich wünsche Dir viel Glück und Durchhaltevermögen!
Gruß
Inge + BC