von Antje(YCH) am 19. Juni 2000 05:23
Hallo Anila,
Hunde haben keine Hände und erledigen das meiste in ihrem Leben mit den Zähnen. So wie kleine Kinder alles Mögliche in die Hände nehmen und damit untersuchen nehmen Welpen alles Mögliche zwischen ihre Zähne und "untersuchen" es damit (mit ähnlichen bis schlimmeren Resultaten). Es ist völlig normal, daß ein Welpe oder Junghund einem in die Hände beißt. Er überträgt die Rituale, die innerhalb eines Rudels ablaufen, auf den Menschen, und die menhhclichen Hände haben für ihn eine ähnliche Bedeutung wie die Schnauze eines anderen Hundes.
Wenn erwachsene Hunde zum Rudel zurückkommen stoßen die Welpen ihnen ihre Schnauzen in die Maulwinkel; dadurch wird bei den Alttieren ein Reflex ausgelöst und sie würgen den Welpen vorverdaute Nahrung vor. Später dienen solche Gesten, z.B. das Belecken der Maulwinkel, als Beschichtigungsgeste, um zu zeigen, daß die Dominanz des anderen Hundes nicht in Frage gestellt wird. Der Hund überträgt solche Gesten auch auf den Menschen. Das Belecken der Hände und auch der Drang, "seinem" Menschen mal so richtig saftig üebr das Gesicht zu schlecken, stammen daher.
Im Gegensatz dazu ist es eine Geste, die dominante Hudne zeigen, wenn sie den Fang eines anderen Hundes ins Maul nehmen. Ähnlich verhält es sich, wenn der Hund unsere Hand ins Maul nimmt. Meistens geschieht das im Spiel, aber im Spiel wird auch die Rangfolge ausgetestet (sehr viel viel öfter als in einem Kampf). Aber so wie kleine Kinder im Spiel oft "Dominanzverhalten" zeigen, welches von Erwachsenen nicht weiter ernst genommen wird bzw. in einem ganz anderen Rahmen toleriert wird als bei erwachsenen Mitmenschen, hat auch der Welpen bzw. Junghund in dieser Hinsicht im Rudel etwas Narrenfreiheit. Die Kunst des richtigen Aufziehens von Welpen ist es, hier einen Mittelweg zu finden, nicht überzureagieren, aber sich auch nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen. Wenn es mit der Beißerei zu bunt wird, umfaßt man am besten den Fang des Welpen von oben mit einer Hand und drückt sanft, aber bestimmt zu, zusammen mit dem Kommando "nein". So macht es auch die Mutter (natürlich ohne dabei "Nein" zu sagen), sie hält den Kleinen dabei eine Zeitlang am Boden, um ihn anschließend anzulenken, z.B. mit einem Tannenzapfen. Falsch ist es, nur "Nein" zu sagen und dabei die Hände nach oben wegzuziehen, das annimiert den Kleinen nur dazu, nach ihnen zu schnappen.
Die Rangfolge im Rudel (= der Familie) wird, wie schon gesagt, spielerisch ausgetestet. Der Kleine muß jetzt bereits erfahren, daß der Mensch immer am längeren Hebel sitzt. Das darf aber nicht mit Brutalität geschehen. Und einen entgültigen Zeitpunkt, wann das "Rudelgefüge" abgeschlossen ist, gibt es nicht. Es ist völlig natürlich, daß ein Hund immer versuchen wird, in der Rangfolge aufzusteigen. Für seine freilebenden Verwandten ist das lebensnotwendig, denn wenn ein Leittier älter und gebrechlich wird, muß die Rudelführung an ein jüngeres Mitglied übergehen, damit der Fortbestand des Rudels (und somit das Überleben des einzelnen Individuums) gesichert ist. Ganz deutlich wird das manchmal beim Hund, wenn z.B. der Mensch auf einmal gehanicapt ist, z.B. durch ein Gipsbein oder aber plötzlich auf einem Pferd sitzt (manche Hudne merken dann sofort, daß ihr Mensch dann nicht mehr sofort an sie herankommt und stellen ihre Ohren dann auf Durchzug). Es ist also wichtig, daß der Hundebesitzer dem Hund fortwährend ein dominantes Verhalten "vorlebt". Dazu gehören viele privilegien, die der "Rudelführer" hat, der Hund aber nicht (z.B. zuerst essen, dem Hund nicht gestatten, auf dem Schlafplatz des "Rudelführers" zu schlafen etc.).
Wann die Hündin das erste Mal läufig wird hängt von der Größe und Rasse ab. Meine Schäferhündinnen kommen i.d.R. so ca. im 10. Lebensmonat das erste Mal in die Hitze, mnachmal auch später. Kleinere Hunde werden oft schon früher das erste mal läufig, Riesenrassen oftmals später. Mit dem Tierarzt muß auch abgeklärt werden, ob die Hündin vor oder nach der ersten Hitze kastriert werden soll. Ich persönlich halte, vor allem bei größeren Rassen, das Kastrieren für nicht ganz unbedenklich, da manche Hündinnen später an "Harnträufeln" leiden (was oftmals untertrieben ist, die Hündinnen können im Liegen den Harn nicht mehr halten und laufen Nachts regelrecht aus). Manche Rassen sind davon besonders häufig betroffen, auch darüber sollte mit dem Tierarzt gesprochen werden.
Viele Grüße
Antje