Hallo, liebe Clickermenschen,
viele werden es sicher kennen, jemand kommt zügigen Schrittes auf Mensch und Hund zu und will, ohne vorher zu fragen, den Hund anfassen.
Wir haben ein ziemlich angstagressives Exemplar im Schäferhundformat (groß, schwarz, aufgrund seiner leicht kippenden Ohren aber stets als "oh-wie-niedlich"-wirkend, da jung erscheinend).
Lorbas ist ein Fundhund, jetzt ca. 14 Monate jung, kastriert, wir haben ihm mit 7-8 Monaten im Winter sehr verwahrlost im Wald angeleint gefunden und seitdem schon recht gut nachsozialisiert und seine Wunden größtenteils geheilt (körperlich alle, seelisch die meisten).
Es bestehen natürlich noch einige Probleme, wir erwarten auch keine Wunder, sondern üben und heilen geduldig weiter.
Zwei Situationen sind allerdings nach wie vor extrem "eng" und über Blickkontakt (der mit wachsendem Vertrauen nun so langsam steigt, den konnten wir uns nicht ausschließlich erclickern, Lorbas ist allerdings auch nicht unser erster aus-Unsicherheit-lieber-wegguck-Hund) alleine (noch) nicht zu lösen.
1. Wenn jemand zügig direkt auf uns zukommt (also nicht als "Gegenverkehr", damit kann Lorbas zum Glück inzwischen gut umgehen, alles, was sich an uns vorbeibewegt, ist kein Problem mehr, gute Freunde als Trainingspartner, Clicker und viiiele Leckerli sei Dank), ihn (Lorbas) anschaut und ihn ungefragt anfassen will, dann bekommt Lorbas Panik und verbellt bzw., wenn das Gegenüber es dann trotzdem "wissen will", drohschnappt er in die Richtung.
Sofern abzusehen ist, dass uns jemand so entgegenkommt, weiche ich natürlich aus bzw. mache ein "ich bin noch gefährlicher als der Hund"-Gesicht oder sage sehr deutlich, dass Lorbas kein Streichelhund ist. Es kommen ja aber auch gelegentlich Menschen um die Ecke, aus einem Haus, oder woher auch immer, die in absoluter "Streichellaune" den Hund fixieren und straight auf ihn zugehen (Lorbas erblickt dabei scheint's eher ein "auf ihn losgehen"
.
Nimmt der Mensch mit mir Blickkontakt auf, geht es inzwischen schon ganz gut, sofern ein bischen Abstand bleibt. Aber welcher Fremde will einen schon umarmen, es sei denn er hat unlautere Absichten, das ist also kein Problem.
Meine Frage nun, da es hier auch Straßen und Situationen gibt, wo wir nicht "mal eben" ausweichen können (eine Seite Hecke, andere Seite parkende Autos, dazwischen 1 Meter für alle sonstigen Verkehrsteilnehmer/innen), aber trotzdem soviel Verkehr, dass wir Lorbas nicht immer frei laufen lassen können, weil er in Angstsituationen noch zur (kopflosen) Flucht neigt, sofern er frei ist: Wie verclickere ich Lorbas am besten, dass ich ihm die Menschen vom Hals halte und dass er mir diese Chance, notfalls laut "Lassen Sie sofort den Hund in Ruhe" zu sagen, geben soll?
Ich will ihn nicht zu einem "jeder darf Dich anfassen Hund" erziehen, er signalisiert von sich aus, dass er kein Interesse an fremden Streichlern hat, und ich akzeptiere seine Autonomie in dem Punkt (ich lasse mich auch nicht von jedem anfassen, aber ich wehre mich nicht sofort durch Drohschnappen).
Die Situationen immer meiden fällt aus, wir leben in einem zwar sehr grünen, aber alten Stadtteil, und unsere Wege zum Park, zur Wiese, zum Auto (um rauszufahren und ihm täglich ein ausgiebiges "Austoben" und Spielen mit Hundefreunden zu ermöglichen) führen über diese Straßen.
2. Ähnliche Situationen mit Hunden. Lorbas hat bestimmte "Feindbilder", die er seit einem Überfall durch ein Hunderudel (er ist in weitem Bogen drumherumgelaufen, und fünf große Hunde haben ihn "gestellt" und sehr unsanft kollektiv unterworfen und festgehalten, bis die Halter ihre Hunde dann doch mal abgerufen haben) halt "intus" hat.
Nun üben wir gezielt beim Auftauchen solcher "Feindbilder" entweder, sofern Raum dafür ist, abrufen, zügig weitergehen und dann spielen, oder aber, an Engstellen ohne Rückzugsmöglichkeit, absitzen, "Feind" vorbeilassen, und dann spielen. Wenn aber so ein "Feind" trotz Lorbas' eindeutiger Signale, nicht näher zu kommen, zu ihm kommt (womöglich noch vom Halter direkt neben uns zu ihm geschickt wird, obwohl Lorbas sitzt und ich ihn vorher schon ermutige, mich anzusehen), dann ist unter 1 Meter Abstand wieder "Feind" genau beobachten, Panik und Verbellen angesagt. Für Futter, Ablenkung durch Spielzeug o.ä. hat Lorbas dann erstmal keinen Sinn mehr frei (verstehe ich gut, wenn ich mich fürchte, will ich auch nicht Seilhüpfen oder sonstwas, sondern will entweder weg oder den "Feind" vertreiben).
Nochmal zum Verständnis: es geht uns nicht darum, den Hund citytauglich zu "machen" oder ihn mit in's Open-Air-Konzert nehmen zu wollen, auch Eisdielen und Caféterassen haben Zeit, wenn es irgendwann mit ihm klappt, ist es schön, wenn nicht, ist es nicht schlimm. Es wäre nicht unser erster traumatisierter Hund, der sowas nicht auch noch lernen muß (auch wenn wir schon Hunde hatten, die das wirklich locker mitgemacht haben).
Es geht uns darum, ihm bei seiner Panik zu helfen, damit er stressfreier durch's Leben kommt und die 100 bis 300 Meter zur Wiese, zum Park, zum Auto ohne "Zwischenfälle" bzw. entspannter bei Begegnungen "der dritten Art" übersteht.
Natürlich arbeiten wir weiter am Blickkontakt, er nimmt nun auch schon Blickkontakt auf, wenn er eine frische Wildspur entdeckt hat und "fragt" dann, ob er hinterhersausen darf (darf er natürlich nicht, wir bieten ihm immer wieder besonders tolle Beutefang- und -reißspiele an, um ihm das Abreagieren des Jagdtriebes ohne Wildern zu ermöglichen).
Hat jemand von Euch Clickertips für "Platzangst"-Panikkandidaten? Oder habe ich die elementaren Seiten im Forum übersehen (ich bin dabei, mich durch alle Archive durchzuforsten, das aktuelle Forum ist schon "geschafft"
?
Herzlich Danke für jeden Hinweis schreiben Euch
Helke und Lorbas (der anfangs "alles" unter 30 Meter Abstand verbellt hat, das konnte auch jemand sein, der gerade in der Ferne sein Auto aufschloss und ihn vor dem Bellen noch nichtmal wahrgenommen hatte...)