von Kathi & 3 Akita(YCH) am 08. November 2000 10:40
Hi Claudia,
nochmal ich :-)))
in dem folgenmdem Artikel wird die Uni Giessen erwähnt, vielleicht fragst Du dort mal an (Giessen hat auch einen sehr guten Ruf!)
"Ellbogengelenksdysplasie beim Hund (unter besonderer Berücksichtigung der Osteochondrosis dissecans im Bereich der Trochlea humeri sowie des fragmentierten Processus coronoideus medialis ulnae) © Sigrid Schleich (Chirurgische Veterinärklinik der Universität Giessen)
Einführung: Während der vergangenen 15-20 Jahren traten
in zunehmender Häufigkeit Lahmheiten an den Vordergliedmassen bei jungen
Hunden grosswüchsiger Rassen auf, die schon im jugendlichen Alter zur Entstehung degenerativer, arthrotischer Veränderungen an den betroffenen Gelenken führen.
Hierbei war eine ständig wachsende Anzahl an Ellbogengelenkserkrankungen
festzustellen deren Differenzierung zunehmend exakter wurde. Anfang der sechziger
Jahre war nur der sogenannte Isolierte Processus Anconeus (IPA) (vorwiegend bei
DSH auftretend) bekannt, andere Ellbogenerkrankungen, die mit Arthrosen
einhergingen wurden als idiopatische Gelenkarthrose bezeichnet (und so nur
konservativ behandelt). Zu Beginn der siebziger Jahre wurden erstmals der (damals
so bezeichnete) Isolierte Processus Coronoideus medialis (IPC) und die
Osteochondrosis Dissecans (OCD) am Ellbogengelenk junger, lahmender Hunde
beschrieben. Nachdem man herausgefunden hatte, dass der Processus coronoideus
medialis ulnae keinen eigenen Verknöcherungskern aufweist, wurde der ICP in
„Fragmentierten Processus Coronoideus" (FCP) umbenannt. Anatomie: Das
Ellbogengelenk, ein sogenanntes Scharniergelenk, besteht aus drei verschiedenen
Knochenanteilen. Die proximale Gelenkfläche wird von der Gelenkwalze des
Oberarms gebildet. Diese wird vom oberen Anteil der Elle umfasst, die eine
halbmondförmige Aussparung aufweist, wobei sie im oberen Teil den Processus
anconeus als zapfenförmigen Fortsatz aufweist und nach unten in einem aussen
gelegenen kleineren Processus coronoideus lateralis und innen in einem grösseren
Processus coronoideus medialis (innerer und äusserer Kronfortsatz) ausläuft. Diese
beiden unteren Fortsätze umgreifen wiederum den Radiuskopf, dessen Gelenkfläche
ca. 80% des Körpergewichtes trägt (die beiden Processus coronoidei zusammen
übernehmen ca. 20 %). Abb. 1: Aufsicht auf die Gelenkfläche des Ellbogengelenkes
bestehend aus Speiche und Elle mit den beiden Kronfortsätzen. Abb. 2: Ansicht der
Gelenkwalze des Oberarmes von vorne. Rechts unten der Bereich in dem sich eine
OCD am Ellbogen manifestiert. Ätiologie: Sowohl FCP als auch OCD treten häufig
bei Hunden im Alter von vier bis fünf Monaten (seltener bei älteren Tieren) während
der Hauptwachstumsphase auf. Verschiedene Rassen z.B. Rottweiler, Golden
Retriever, Labrador Retriever, Berner Sennenhunde, Bernhardiner, Chow-Chow, aber
auch Mischlinge, die mit einer dieser Rassen verwandt sind, sind gehäuft betroffen.
Die Tiere sind häufig im Vergleich zu Altersgenossen relativ schwer (ca. 17-25 kg
Körpergewicht). Männliche Tiere, die in der Regel schneller wachsen, sind öfter
betroffen als weibliche Hunde. Häufig handelt es sich um besonders
bewegungsfreudige Tiere, die auch früh beansprucht werden (lange Spaziergänge,
Spielen mit älteren Hunden) und zusätzlich zum bereits reichhaltigen Welpenfutter
noch Mineralstoffzusätze erhalten womit wiederum die Wachstumsgeschwindigkeit
beschleunigt wird. OCD: Die Osteochondrosis dissecans im Bereich des innen
gelegenen Abschnittes der Gelenkwalze des Oberarms stellt eine Störung der
enchondralen Ossifikation dar. Das Wachstum der Röhrenknochen erfolgt, sowohl im
Bereich der Gelenkflächen, als auch an den Wachstumsfugen, zunächst in Form von
Knorpelzellen, die dann später verkalken und in Knochenzellen umgewandelt
werden. Die Knorpelzellen im Bereich der Gelenkflächen werden durch Diffusion der
Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit ernährt. Wird die Knorpelschicht infolge einer zu
hohen Wachstumsgeschwindigkeit (zu langsame Verknöcherung) zu dick, führt dies
zum Absterben von Knorpelzellen an der Grenze zum Knochen. Zusätzliche
mechanische Beanspruchung stellt einen weiteren Faktor dar, so dass Risse und
Fissuren im Gelenkknorpel entstehen und sich teilweise ganze Schuppen ablösen.
Als Folge gelangt Gelenkflüssigkeit in Kontakt mit dem unter dem Knorpel
gelegenen Knochen und den abgestorbenen Knorpelzellen. Eine
Entzündungsreaktion wird hervorgerufen die eine vermehrte Gelenkfüllung, Dehnung
der Kapsel, Schmerz und damit Lahmheit bewirkt. Abgelöste Knorpelschuppen
verbleiben in der Regel an ihrem Platz, können aber auch als freie Gelenkkörper im
Gelenk gefunden werden. FCP: (Fragmentierter Processus Coronoideus medialis) Der
Processus coronoideus medialis verknöchert bei Hunden grosswüchsiger Rassen erst
im Alter von vier bis fünf Monaten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist er sehr empfindlich
gegenüber jeglicher Überbelastung. Kommt es zu einer Stufenbildung im
Ellbogengelenke durch unterschiedliches Längenwachstum von Elle (Ulna) und
Speiche (Radius), kann es, bei einer längeren Elle, zur Überbelastung des Processus
coronoideus medialis kommen, so dass dieser partiell von der Elle abbricht. Auch
wenn die Aussparung in der Elle, die den Oberarm umfasst zu „eng" ist, kommt es,
durch eine Gewichtsverlagerung der Gelenkwalze nach vorne, zur Stressfraktur des
Fortsatzes. Im Falle einer Fraktur (Bruch) dringt Gelenkflüssigkeit in den Bruchspalt
ein, wodurch wieder ein Entzündungsprozess in Gang gesetzt wird. Zusätzlich zur
klinisch sichtbaren Lahmheit führen beide Erkrankungen zur Entstehung sekundärer
Arthrosen, welche die Nutzbarkeit des Hundes in seinem weiteren Leben erheblich
beeinträchtigen können. FCP und OCD treten bei vielen Hunden an beiden
Vordergliedmassen auf. Somit bedarf es oft eines zusätzlichen Traumas
(mechanischer Enwirkung) an einem der beiden Vordgliedmassen, bis der
Hundehalter an dem stärker schmerzhaften Bein eine Lahmheit erkennen kann. Zu
diesem Zeitpunkt haben die Hunde oft schon eine Alter von 10-14. Monaten erreicht
und die Arthrosen sind entsprechend weit fortgeschritten. Untersuchungen in
Schweden, Norwegen und England haben ergeben, dass bei beiden Erkrankungen
eine genetische Disposition vorliegt. Durch eine Anpaarung von Hunden ohne FCP
und/oder OCD bzw. ohne Arthrose, konnte die Häufigkeit der Erkrankung deutlich
herabgesetzt werden (ähnlich wie bei der Hüftgelenksdysplasie). Klinische
Symptomatik: Die erkrankten Hunde zeigen häufig eine Auswärtsstellung der
Vorderpfoten, die Ellbogengelenke werden eng am Körper gehalten. Tritt eine
Lahmheit auf, ist diese anfangs intermittierend, stärker nach Ruhe und/oder
Belastung und verstärkt sich im weiteren Krankheitsverlauf oft bis zur hochgradigen
Lahmheit. Bei längerer Krankheitsdauer kann sich eine Muskelatrophie der
Oberarmmuskulatur entwickeln. Die Gelenke sind vermehrt gefüllt und schmerzhaft
bei Manipulation (passiver Bewegung und Druck). Bestehen schon erhebliche
Arthrosen, können Reibegeräusche hörbar sein und Bewegungseinschränkungen des
Gelenkes vorhanden sein. Radiologie: Eine wichtige Rolle bei der Diagnostik und
Differenzierung der verschiedenen Ellbogenglenkerkrankungen kommt der
radiologischen Untersuchung zu. Dazu ist eine hohe Aufnahmequalität von grosser
Wichtigkeit, da, besonders im Anfangsstadium der Erkrankung die
Röntgenveränderungen sehr diskret sein können und eine genaue Betrachtung der
Aufnahmen erforderlich ist. Es sollten immer, auch bei einseitiger Lahmheit, beide
Ellbogengelenke geröntgt werden. Zur exakten radiologischen Darstellung des
Ellbogengelenkes existiert eine grosse Anzahl von unterschiedlichen
Röntgenprojektionen, bei denen jeweils unterschiedliche Gelenkabschnitte
besonders hervorgehoben werden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Anfertigung
von Schichtaufnahmen. Während man die Osteochondrosis dissecans in der Regel
direkt durch Röntgenaufnahmen nachweisen kann, ist dies bei Brüchen im Bereich
des Kronfortsatzes nur selten möglich. Zum radiologischen Nachweis eines FCP ist
man meistens auf die Interpretation sekundärer Veränderungen angewiesen. Das Ziel
ist es, die Erkrankung vor dem Auftreten massiver Arthrosen zu diagnostizieren.
Therapie: Währen OCD-Defekte ohne Schuppenbildung oder freie Gelenkmäuse bei
strikter Ruhe und Futterumstellung ausheilen können, besteht bei grösseren Läsionen
oder dem Vorliegen von Knorpelschuppen nur die Möglichkeit der operativen
Entfernung der Dissekate und des Auskratzen des Dissekatbettes. Auch beim FCP
sollte die operative Therapie mit Exstirpation des abgebrochenen
Knorpel-Knochenstückes möglichst frühzeitig vorgenommen werden. Ziel der
Untersuchung: Ziel der Untersuchung ist es, im Zusammenhang mit den klinischen
Befunden, möglichst frühzeitig geringste Röntgenveränderungen zu diagnostizieren
und sie gegenüber weiteren, differentialdiagnostisch in Frage kommenden
Erkrankungen wie andere erblich bedingte Erkrankungen, angeborene und
traumatisch bedingte Veränderungen abzugrenzen. Es soll erreicht werden die
Diagnose der geschilderten Erkrankungen, besonders bei den prädisponierten Rassen
so frühzeitig als möglich zu stellen, um vor dem Auftreten starker arthrotischer
Veränderungen eine Behandlung einzuleiten. In der Folge sollen
Langzeitergebnisse konservativ und operativ behandelter Hunde erhoben werden, da
hierüber noch keine aussagefähigen Untersuchungsergebnisse vorliegen, bzw.
schlechte Ergebnisse eventuell auf das operative Vorgehen und/oder die schon
deutlichen Veränderungen vor der Operation zurückzuführen sind. Prophylaxe: Für
IPA, FCP und OCD sind genetische Dispositionen (ähnlich wie bei der
Hüftgelenksdysplasie) nachgewiesen. Die Manifestation der Erkrankung oder ihr
Schweregrad können durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen beeinflusst
werden. Dazu gehören vor allem Fütterung und Bewegung. Wenn die Hunde älter
als drei Monate sind dürfen sie nicht „überfüttert" werden (zu hoher
Gesamtenergiegehalt; Rohprotein sollte 22-25% betragen) und das Zufüttern von
Mineralstoff.- und/oder Vitaminpräparaten sollte, ausser bei nachgewiesenen
Mangelzuständen, unterbleiben. Die „kontrollierte" Fütterung wird die Endgrösse der
Tiere nicht beeinflussen sondern zu einer langsameren, gleichmässigeren
Wachstumsgeschwindigkeit führen und damit das Risiko für die Manifestation von
„Wachstumserkrankungen", die im Alter von drei bis sieben Monaten auftreten,
herabsetzen. Für die frühzeitige Diagnose ist es wichtig, lahmende junge Hunde
prädisponierter Rassen einer genauen Untersuchung zu unterziehen (klinisch und
radiologisch). Sind bei Hunden im Alter von vier bis fünf Monaten noch keine
Röntgenveränderungen im Ellbogengelenk zu finden , müssen vier bis sechs Wochen
später unbedingt Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden!!! Da nachgewiesen
ist, dass FCP/OCD erblich Erkankungen sind, besteht das Ziel darin, ihr Auftreten
durch Selektion in der Zucht zu verhindern. 1989 wurde die IEWG (International
Elbow Working Group) gegründet, der spezialisierte Tierärzte verschiedener Länder,
aber auch andere Mitglieder angehören. Ihr Ziel ist es, die erblichen
Ellbogengelenkerkrankungen nach einem international einheitlichen Screening zu
erfassen, ihre Häufigkeit zu ermitteln und die erhobenen Daten statistisch
auszuwerten. Da zur Diagnose von OCD/FCP viele verschiedene
Röntgenprojektionen gefordert werden, ein Verfahren das sich für
Reihenuntersuchungen, ähnlich dem HD-Röntgen nicht eignet (z.B. aus finanziellen
Gründen), wurde als Standardaufnahme pro Ellbogen je eine mediolateral-gebeugte
Projektion, im Winkel von ca. 45° gefordert. Manche Gutachter verlangen zusätzlich
eine craniocaudale Aufnahme. Mit diesen Aufnahmen, die im Alter von mindestens
einem Jahr angefertigt werden sollen, werden die sekundär entstehenden
arthrotischen Veränderungen in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Die
Ergebnisse dieser Untersuchungen sollten allen Interessierten (z.B. Tierärzte,
Züchter, Genetiker) zur Verfügung stehen, so dass Informationen über den Status der
Ellbogengelenke einer Hündin/eines Rüden vor der Belegung verfügbar sind. In
skandinavischen Ländern, wo solche Zuchtprogramme schon seit vielen Jahren
durchgeführt werden, werden Hunde mit Arthrosen am Ellbogengelenk nicht
automatisch von der Zucht ausgeschlossen, aber die Züchter nutzen die Möglichkeit,
mit den zur Verfügung stehenden Daten, nicht betroffene Hunde in der Zucht zu
bevorzugen. Bereits dadurch konnte die Inzidenz von FCP und OCD deutlich
herabgesetzt werden."
Gruß´
Kathi