von Antje(YCH) am 21. Juni 2000 12:21
Hallo Heidrun,
tut mir leid, habe immer nur zwischendurch Zeit für's Internet und Nachmittags und Abends gibt es kein "Zwischendurch" mehr für mich, habe schließlich Hunde, die beschäftigt werden wollen.
: Aber ich habe diese Meldung als Provokation empfunden, v.a. im Hinblick auf die Diskussion "Zwangsapport" ...
Was hat das den jetzt miteinander zu tun???
: Nein, der jault im allgemeinen. Und wenn man versucht, das Ganze aus einer gewissen Distanz zu betrachten - und wenn man über seine Mitdiskutierer etwas mehr weiss (wie das bei Dir und Christiane gegeben zu sein scheint, bei Dir und mir aber nicht der Fall ist)
Ich kenne Christiane genauso viel und genauso weinig wie Dich
: ... musst Du zugeben, dass Deine Zugeständnisse an die "Nicht-Hundesportler" nicht allzu gross sind...
Meine Zugeständnisse an "Nicht-Hundesportler" sind riesengroß! Meiner Meinung nach sollte jeder den Hund haben, den er möchte, und mir ist es ganz egal, ob der groß, klein wuschelig oder sonstwas ist; und jeder sollte auch das mit seinem Hund machen können , was er am liebsten mag, SchH-Sport, THS, Agility, Schlittenhunderennen, Eierlaufen usw. oder gar nix (aber nur, solange der Hund mit letzterem zufrieden ist). Nur möchte ich, daß meine Ansprüche genauso toleriert werden, und das Gefühl habe ich hier im Forum manchmal weiß Gott nicht.
: ... und Du Dich auch gerne in die Ecke der armen, unverstandenen und von der breiten Masse der Hundehalter diskrminierten SH-Sportler stellst.
Da stehe ich dann zusammen mit dem armen, unverstandenen "Nicht-Hundesportler" und kann ein bischen plauschen...
: In Deiner Meldung auf Christianes Antwort, folgend auf ihren Satz mit dem "Himpi-Limpi-Kram" bestätigtest Du: " Das stimmt, diese Ausbildungsarten beschäftigen zwar Hundeführer und Hund (durchaus sehr wichtige Aspekte), aber sie stellen keinen Anforderungen in Bezug auf die Selektion von Gebrauchshundeeigenschaften" - und wenn Du einen Satz, wie den von Christiane erst einmal mit "das stimmt" kommentierst, läufst Du eben Gefahr, dass man Deine Zustimmung SO interpretiert.
Ich denke, ich habe in dem vor Dir zitierten Abschnitt genau definiert, was ich meine; " Das stimmt, diese Ausbildungsarten beschäftigen zwar Hundeführer und Hund (durchaus sehr wichtige Aspekte), aber sie stellen keinen Anforderungen in Bezug auf die Selektion von Gebrauchshundeeigenschaften". Das ist nun mal meine Meinung und wer sich dadurch auf den Schlips getreten fühlt kann zwei Dinge machen; Eingeschnappt sein und/oder mich vom Gegeteil überzeugen.
: Sollte das eine Fehlinterpretation meinerseits gewesen sein, tut es mir ...
Das kann ich leider nicht beurteilen, ob es wirklich eine Fehlinterpretation war.
: : ... Tatsache ist aber auch, daß diese Sportarten die
: natürliche Triebveranlagungen
:
: hast Du Dich nicht schon einmal beim Thema Clickern mit jemandem über die Definition und Sinn und Unsinn dieses Begriffs ausgetauscht oder verwechsele ich Dich da?
Tut mir leid, daran kann ich mich nicht erinnern. Was ist an dem Begriff "Triebveranlagung" Deiner Meinung nach nicht O.K.? Müssen wir jetzt wieder allen Dingen wieder neue Namen geben?
: aber dass der SH-Sport als das allein seligmachende für bestimmte Hunde hingestellt wird, zeugt auch nicht davon, dass man sich schon ausführlicher in der Praxis mit anderen Sportarten beschäftigt hätte.
Was gibt's denn noch so alles Weltbewegendes außer SchH/FH, THS, Agility, Ringsport, das Rettungshundewesen und der Schlittenhundebereich, mit dem man sich näher beschäftigen könnte. Zugegebenermaßen, von Flyball habe ich keinen Schimmer, ineressiert mich aber auch nicht so sonderlich.
: : Wenn Du mit eine SchH-Hund 1 Stunde wöchentlich trainierst, dann machst Du SchH1, wenn der Hund 12 Jahre ist...
:
: So alt werden die meisten Hunde leider nicht...
Wieso nicht?
: Finde ich auch sehr schwach, aber - jedem sein Vorurteil. Toleranz auf allen Seiten wäre auch zu schön, um wahr zu sein...
Oha...
: Ich besitze übrigens eine graue Schäferhündin aus einer Leistungslinie - ist aber wohl eher das "schwarze Schaf der Familie" gewesen...
Wieso? Hat sie zwei Köpfe oder nur drei Beine?
: : Das muß bei einem Gebrauchshund nicht unbedingt im SchH-Sport geschehen, aber irgendeine Beschäftigung sollte der Hund schon haben, das kann auch Agility oder Turnierhundsport sein.
:
: UUUPS - ganz genau das - dachte ich - sei so verpönt! Da habe ich Dich dann die ganze Zeit völlig falsch verstanden. Noch einmal zu Deiner Antwort auf Christianes Meldung:
: Sie schrieb: "Alle Anderen - Turnierhundesport oder Agility - und was es sonst noch alles gibt, beschäftigen Ihren Hund absolut einseitig. .... Ich habe allerdings schon sehr gut veranlagte Gebrauchshunde in diesen Reihen gesehen, und denke das es wirklich schlimm ist, das solche Hunde so einen Himpi-Limpi Kram machen."
: Und ich hatte Dich so verstanden, dass Du ihr dabei Recht gegeben hast. Also, sollte das so nicht der Fall sein, muss ich mich entschuldigen!
Also, bis auf den Ausdruck Himpi-Limpi muß ich Christiane Recht geben; im Turnierhundsport und Agility wird der Hund nur beschäftigt, bestenfalls der Beutetrieb (Ball etc.) angesprochen. Aber damit werden diese Sportarten nicht verpönt. Zum anderen finde ich es persönlich auch immer schade, einen sehr gut veranlagten Gebrauchshund gleich welcher Rasse zu sehen, der nicht so ausgebildet und gefordert wird, daß er die Zuchtzulassung erlangen und seine Vorzüge weitervererben kann. Davon haben wir halt, mit Ausnahme des Malis, einfach zu wenig wirklich erstklassig Hunde in der Zucht und zu viel Mittelmaß. Trotzdem ist es meiner Meinung nach sogar notwendig, einem Arbeitshund mit THS oder Agility eine Beschäftigung zu geben, wenn er nicht anderweitig (Diensthundebereich/SchH-Sport/Rettungshundewesen) gefordert wird.
: : ... unterbeschäftigen Arbeitshunde, egal welcher Rassen, verursachen oft Probleme, um die sich dann die Tierschützer kümmern müssen ,weil die Hudne früher oder später im Tierheim landen.
:
: Da landen leider auch die Hunde, die für den Sport (aus welchen Gründen auch immer) nicht (mehr) taugen. Dazu könnte ich fast ein Buch schreiben - auch meine Hündin stammt von einem "Verbraucher".
Und hier sind wir wieder bei der Ursprungsmeldung: Dann ist es doch aber O.K., wenn sich einige wenige Züchter zusammentun und einen Arbeitshund züchten wollen, bei dem es so gut wie keine Ausfälle mehr im Leistungsbereich gibt. Umso weniger Hunde werden dann abgeschoben, weil sie für Dienst, Sport oder sonstwas "nicht taugen".
: : Die können auchhervorragende Familienhunde sein, genau wie jeder Arbeitshund bzw. "Gebrauchshund", wenn er entsprechend ausgelastet wird.
:
: Da widersprichst Du Dir entweder selbst, oder ich habe Dich schon wieder falsch verstanden.
Wieso? Gerade der trieblich ausgeglichen, wesensfeste Hund ist der, der im normalen Leben am wenigsten Unfälle verursacht, vorausgesetzt, er wird entsprechend ausgelastet (durch SchH-Ausbildung, THS, Agility oder sonst was).
: : Fachleute wie Herrn Wachtel
:
: Wer ist das? (sorry, Bildungslücke Nr. 462)
Ein Populationsgenetiker, der das momentan einzige Buch über Populationsgenetik in der Hundezucht auf den Markt gebracht hat ("Hundezucht 2000" aus dem Gollwitzerverlag).
: Der Mali ist - zum grossen Glück - nicht so bekannt bei uns und hat auch noch keine Fernsehkarriere gemacht. Ausserdem ist er ein "Ausländer" (NEIN, ich bin kein...!!!), um den kein solcher Kult betrieben wird, wie beim DSH. Der DSH ist nunmal immernoch Exportschlager, Statussymbol und goldenes Kalb vieler Deutschen - und dafür muss er seit Jahrzehnten leiden. Nun profitiert der Mali auch davon, nicht NUR von den hohen Anforderungen, die an ihn gestellt werden.
Ich habe nicht von der allgemeinen Beliebtheit der Rasse gesprochen, sondern von seiner Eignung für sein Zuchtziel; inzwischen stellt der Mali ca. 45% der Hunde auf der dhv-DM bei einem Zuchtaufkommen von ca. 500 Welpen pro Jahr in Deutschland, der DSH (bei ca. 27.000 Welpen pro Jahr, Tendenz abnehmend) weitere 45% und die restl. ca. 10% verteilen sich auf alle anderen Rassen und Mischungen. Der Mali ist bei weitem der Hund, der im Durchschnitt einer hohen Leistungserwartung gerecht wird. Die Bundeswehr kauft inzwischen fast nur noch Malis an, und generell im Diensthundebereich ist er fast überall überproportional vertreten, proportional zum Zuchtaufkommen gerechnet (Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland). Der Mali IST gesund und leistungsfähig, ohne Blutlinienzucht, ohne HD-Verfahren eetc. Und das resultiert NUR aus den hohen Anforderungen, die an ihn im Ringsport gestellt werden. Unsere SchH-Prüfung ist dagegen, auch wenn wir ohne sie überhaupt keine leistungsfähigen Gebrauchshunde mehr züchten könnten, eher eine Behinderten-Ralley!
: Ich finde es nicht anmassend, gesunde Hunde züchten zu wollen (ich bin ja schliesslich nicht jeck!), sondern ich finde den Anspruch, gesunde Hunde nur für den Gebrauchshundesport züchten zu wollen und der Rest der Welt kann sehen, wo er einen gesunden Hunde herbekommt, anmassend.
????? Gebrauchshundezüchter sind nun wirklich nicht dafür verantwortlich, daß andere Rassen heutzutage nicht mehr gesundheitlich und wesensmäßig in Ordnung sind. Wenn man Hunde züchtet, dann kann man doch nur EIN Zuchtziel erreichen! In diesem Fall hat sich der Club auf die Fahnen geschrieben, einen gesunden, leistungsbereiten Hund zu züchten ohne den Schnickschnack von Exterieur-Überbewertung, Blutlinienfetischismus usw. Den Markt für gesunde Familienhunde abzudecken obliegt ja wohl den Liebhabern dieser Hunde! Man kann doch einem Jagdhundezüchter nicht vorwerfen, daß er zwar hervorragende Jagdhunde züchtet, aber diese Hunde für Otto-Normalverbraucher zu viel Jagdtrieb haben, das wäre paradox!
: Denn es steht zu befürchten, dass diese Hunde in Händen von "Normalhundehaltern" nicht ausgelastet sind (mit allen hier schon besprochenen oder angedeuteten Folgen) oder dass man als "NHH" gar keinen solchen Hund bekommen kann.
Darüber haben wir schon weiter oben diskutiert. Wer keinen Workoholic will darf sich keinen kaufen, ganz klar, oder er muß ihn in irgend einer Art zumindestens körperlich auslasten. Und wenn sich die Züchter ganz genau anschauen, wer bei ihnen einen Hund kaufen will, ist das schlimm?
Und da kommen wir zu meiner nächsten Befürchtung: sie sind DANN eben doch zu speziell.
S.o. mein Beispiel mit den Jagdhunden! Dürfen keine guten Jagdhunde mehr gezüchtet werden, weil ihr Jagdtrieb, wenn sie nur als Familienhunde gehalten werden, Probleme verursacht? Hier liegt dann wohl die falsche Wahl der Rasse vor bzw. maßlose Selbstüberschätzung beim Hundekäufer.
: : ... Un dje mehr die Hunde ihrem Zuchtziel entsprechen, desto besser für Mensch und Hund, denn dann gibt es weniger Fehlkäufe usw.
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: Da rechnest Du meiner Ansicht nach mit zuviel Verständnis der (künftigen) Hundebesitzer. So wie jetzt schon teilweise katastrophale Bedingungen für "Spezialisten" (BorderCollies und Herdenschutzhunde z.B.) in den falschen Händen entstanden sind, wird es dem "Sportcrack in spe" auch blühen - ausser man regeltZucht und Verkauf und dann kann eben nicht mehr jeder, der WILL, einen solchen Hund haben.
Wo siehst Du jetzt beim Malinois ein Problem? Auf den müßte das ja alles haargenau so zutreffen, soll die Zucht ähnlich erfolgen.
: : Wenn Du das meinst, was ich darunter verstehe, dann meinst Du einen Hund, der für alles ein bischen geeignet ist, aber überall keine Spitzenleistungen erzielen kann.
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: Den brauchen Hundehalter, die keinen hochanspruchsvollen Sport betreiben ja auch gar nicht. Aber man kann doch trotzdem einen gesunden Hund züchten?!
S.o.; dafür sind dann aber nicht diese Züchter zuständig. Die wollen in allererster Linie einen Hund züchten, der z.B. für den Dienst bei Polizei, Zoll und Bundesgrenzschutz geeignet wird. Hunde, die das nicht sind, laufen ja schon zu hunderttausenden herum.
: : Und wieso soll ein trieblich ausgeglichener Hund nicht alltagstauglich sein? Gerade die sind es!
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: s.o. (angesprochene Problematik der nicht ausgelasteten Spezialisten)
Nur, wenn sie nicht ausgelastet werden.
: : Zuchtziel ist nicht eine Knalltütew von Sporthund (von denen gibt es genug, sondern ein verläßlicher Arbeitshund. Und als Service-Dogs gibt es bestimmt geeignete Rassen
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: - die zwar gezüchtet werden, aber eben nicht explizit auf diese Eigenschaften hin. Hunde mit diesen beschriebenen Eigenschaften sind wiederum nicht für jeden zu haben - Bsp.: einen Golden Retriever kann sich wirklich jeder kaufen, aber einen, der die Ansprüche eines SD erfüllt, nicht. Die werden ja anderweitig wirklich "gebraucht", aber sie werden allgemein nicht darafhin gezüchtet.
Und deswegen sollen jetzt keine Hunde gezüchtet werden, die für die diensthundehaltenden Behörden geeignet sind??? Ich denke, ein Defizit in diesem Bereich sollte durch die Liebhaber dieser Service-Dogs ausgeglichen werden, nicht durch die Liebhaber von Schutz- und Diensthunden. Ganz abgesehen davon, wieso sind z.B. DSH und Mali nicht als Service-Dogs geeignet? Ich habe auf amerikanischen Videos bereits Malinois in diesem Bereich arbeiten sehen.
Viele Grüße
Antje