von Elke(YCH) am 21. November 2001 15:28
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: natürlich ist das nicht toll. Aber es gibt keine Garantie, daß das Verhalten des Hundes sich durch Kastration bessert, und wenn es sich nicht bessert, werden die neuen Besitzer nach wie vor überfordert sein.
Da kann ich Dir nur mit einer Erfahrung aus dem Reiterlager dienen: Es gibt Menschen, mitunter sogar ganz gute Reiter, die sich jederzeit mit einem problematischen Wallach anlegen, aber sich konsequent weigern, auf einen braven Hengst zu steigen. Das hat nach meiner Erfahrung etwas mit Psychologie zu tun. Aus dem Hundelager fehlt mir diese Erfahrung, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, daß jemand, der Probleme mit dem Verhalten des unkastrierten Hundes hatte, nach einer Kastration an dieses Problem mit wesentlich mehr Selbstvertrauen herangeht als vorher, dann wird möglicherweise das Problem nicht durch die Kastration, sondern durch die ev. sogar geringfügige Verhaltensänderung des Menschen gemindert. Außerdem ist auch der Wegfall der Entschuldigung etlicher Hundehalter "Meiner ist halt so triebig" nicht ausschließlich negativ zu sehen, oder?
Ich finde es auch überhaupt nicht toll, wenn Leute sich aus dem Tierheim einen Hund holen, mit dem sie nicht umgehen können, und sie hätten sich das besser überlegen sollen. Für sehr dominante oder schlecht sozialisierte Hunde wird es schwer, einen neuen Platz zu finden.
Wenn ich Dir jetzt nur die Fälle, in denen sich ein als problemlos übernommener Hund aus dem TH nach der Eingewöhnungsphase als durchaus schwierig erwiesen hat, die ich persönlich kenne, müssen wir eine neue Rubrik aufmachen.
Die Zauberwaffe Kastration ist ein zu schweres Geschütz; zunächst müßte ein erfahrener Ausbilder her, der den Hund führig macht, wenn die Besitzer das schon nicht selbst können, und in neun von zehn Fällen wird da etwas zu machen sein. Ich fürchte, die Notwendigkeit einer Kastration wegen mangelnder Verträglichkeit wird weitaus seltener das probate Mittel sein, als immer behauptet wird.
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Ich hänge ebenso an den Eierstöcken meiner Hündin, würde die Hündin auch NIE ohne medizinische Notwendigkeit kastrieren lassen.
Hast Du Dich schon einmal gefragt, was mehr Leid (wenn man diesen Begriff in diesem Zusammenhang überhaupt verwenden sollte) verursacht: Ein vorhandener Trieb, der nicht ausgelebt werden darf, oder der völlige Wegfall desselben?
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Da sieht man doch, in welch kranker Welt wir leben: Katzen müssen kastriert werden, damit sie durch den Stráßenverkehr weniger gefährdet sind. In einer solchen Welt ist Tierhaltung fehl am Platze, und man sollte sie aufgeben oder aufs Land ziehen.
Möglich, daß die Welt, in der wir leben krank ist, wir leben aber nun einmal in ihr und auch unsere Tiere tun das. Und obwohl ich auf dem Land lebe, finde ich immer wieder überfahrene Katzen neben der Straße (eigentlich wesentlich öfter als das in der Stadt der Fall war). Meine sind kastriert, weil ich mich weigere, aus Protest oder Ignoranz einer eben immer unnatürlicher werdenden Umwelt gegenüber, meine Tiere zu Schaden kommen zu lassen. Man kann sowieso nicht jedes Risiko ausschließen, aber wo man es vermindern kann, sollte man es meiner Meinung nach auch tun.
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:Liebe Grüße
Elke