von Renate(YCH) am 19. August 2002 14:59
Hallo P.H,
: Hast Du mehr als einen Hund? Wenn ich alle gleichzeitig rauslasse, dann drückt der dominanteste gleich mal ein paar nieder. Das Fressen wird verteidigt, wenn Alpha kommt, dann geht der, der liegt weg, usw. Wird nicht gehorcht, dann droht er, nützt das nichts, dann gibt’s Guti.
Ich habe noch ein bisschen im Diskussionverlauf geschmökert und hier noch einen Punkt gefunden, der in meinen Augen weiterer Diskussion bedarf.
Bei solchen Auseinandersetzungen im Hunderudel und solchen Zurechtweisungen geht es um Ressourcen: um Futter, Vorrechte im Revier, Deine Zuneigung oder ähnliches, niemals um das Erlernen neuer Fertigkeiten und Verhaltensweisen, sowas lernt jedes Lebewesen ausschliesslich durch Erfolg und Mißerfolg, wenn man von einigen angeborenen Verhaltensweisen mal absieht.
Ich halte es im übrigen doch für etwas bedenklich, wenn es bei Auseinandersetzungen innerhalb Deines Rudeln relativ regelmäßig zu Beschädigungsbeissen kommt wie Du es beschreibst. Das ist nämlich meiner Ansicht nach in einem festen gut sozialisierten Rudel mit klaren Rangordnungsverhältnissen alles andere als völlig normal.
In unserem Haushalt hier leben auch ständig zwischen drei und vier Hunden, da kommt es auch häufig zu gewissen Auseinandersetzungen, die laufen aber nach ganz klarem Schema ab, sehr ritualisiert, wenn auch manchmal recht lautstark. Zu Verletzungen kommt es dabei in aller Regel nicht und wenn es sehr selten doch mal vorkommt, dann sind es kleine Kratzer im Kopfbereich, die nur die oberen Hautschichten betreffen und niemals genäht werden müssen.
Wenn sich Hunde innerhalb eines Rudels ernsthaft verletzen, dann stimmt da meiner Meinung nach irgentwas nicht, was wiederum viele Ursachen haben kann.
Wie auch immer, bei solchen Verhaltensweisen unter Hunden geht es darum etwas zu verteidigen, allenfalls darum beim anderen Meide oder Beschwichtigungsverhalten auzulösen, nicht darum, dem anderen aktiv etwas beizubringen.
Darin liegt einfach in meinen Augen der entscheidende Unterschied, deshalb sträube ich mich auch immer dagegen, Lernen und Lehren mit Rangordnungsfragen gleichzusetzen.
Es geht bei einer Ausbildung in der man weitestgehend mit positiver Bestärkung und Motivation arbeitet nicht darum, daß das ganze Leben ein Spiel sein muss, es geht darum, daß der Hund über Versuch und Irrtum lernt, welche Verhaltensweisen zum Erfolg führen und welche nicht, genau so wie es jedes Lebewesen auch im "wahren Leben" tut. Meine Aufgabe als Tainerin sehe ich darin, die Auswahl dieser zum Erfolg führenden Verhaltenweisen zu beeinflussen.
Viele Grüsse, Renate