Martins Buch S. 115 - Kritik
von Lillie für Martin+Mi(YCH) am 10. August 2000 18:24
:Hallo Martin+Mirko
Wiedermal ist deine Antwort sehr aufschlußreich für mich ich lese grundsätzlich immer alle Antworten von dir und es gehen mir immer viele Lichter auf.Ich habe ja geschrieben das ich mit Alina Aufmerksamkeit clicke.Sie ist eigentlich ein verfressener Labbie und läßt sich keinen Krümel entgehen doch beim Spazierengehen passiert es das sie guckt ich clicke und sie einfach weiter läuft ich war immer total enttäusch das sie ihr lecker nicht abholt aber anscheinen ist dann das laufen und schnüffeln Belohnung genug oder habe ich deinen Text nicht richtig verstanden????????
Lillie
PS.Du bist superspitzetoll Grüß Euch zusammen,
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: in dem posting und den antworten sind einige interessante punkte angesprochen worden. Ich möchte ein ganz klein wenig die verschiedenen aspekte erläutern.
: Die dogge Ali auf S.115 ist zweimal nacheinander auf einem turnier mit einem ausgeprochen wackligen laufsteg konfrontiert gewesen. Beim zweiten mal geriet dieser so in schwingungen, dass sich der hund unmöglich darauf halten konnte. Er fiel herunter. Fortan weigerte er sich, laufstege zu betreten.
: In der tat durfte Ali nach dem click - wenn er es wollte - abspringen. Das geschah wenige male, dann wurde er wieder sicher. Mit der sicherheit kommt die freude am können und an der gemeinsamen aktion. Nun sprang Ali nicht mehr ab, sondern lief flott weiter, um am schluss mit einem spiel belohnt zu werden.
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: Der Click beendet das verhalten?
: Diese formulierung muss man immer dann geben, wenn jemand clickt, hund wendet sich erfreut zum futter oder zum schnuffeln oder sonstwem zu und die reaktion des hundeführers ist "nein!" (du sollst doch weiter machen.) Also C&nein? Das kann es ja wohl nicht sein. Diese hundeführer müssen lernen, dass der hund die auswahl hat, sich zu holen, wonach ihm gerade ist. Hunde haben motivationen, für die sie handlungen aus anderen bereichen einsetzen lernen, um zu ziel zu kommen. Wenn wir das nicht beachten, wird der clicker zum senfgefüllten Berliner - ein faschingsscherz, über den auch nicht jeder lachen kann.
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: Auf der ersten seite (inhaltsangabe) unten links ist ein kleines bild mit Bijou, die gerade eine ausgesprochen hässliche stahlrohrleiter hochgeht. Sie bekam für jedes richtige setzen des fußes ein click, aber sie dachte im traum nicht daran, futter zu wollen oder herunter zu springen. Am ende der leiter wurde sie herunter gehoben, einmal sprang sie nach aufforderung herunter. Insgesamt ist sie für eine videosequenz wohl sechsmal diese leiter hoch von beiden seiten. Wenn das ganze keine bestärkende situation gewesen wäre, hätte sie das bestimmt nicht wiederholt. Der hund zeigt, was ihn bestärkt.
: Im video "sit - clap - furbish" von Karen Pryor, kann man genau diese situation sehen.
: (Auch in unserem hobby-video, als anschauungsmaterial gedacht, nicht als lehrvideo) kann man Bijou in ihrem eifer bewundern.)
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: : Das ist es ja gerade: es ist eine Methode, die so leicht durchschaubar scheint, aber im Detail dann doch sehr schwierig ist und leicht missverstanden wird.
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: Genauso ist es. Darum wiederhole ich immer C&B. Wenn man dann viel erfahrung gesammelt hat, weiss man, wann man einige "trockene" clicks einstreuen kann.
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: : Wie gesagt, wenn man an den Hund heran kommt, ist m. E. eigentlich nicht so das Problem. z. B. schwierige Übung - "Hängebrücke aus Feuerwehrschläuchen, mit Sprossen in ca. 20 cm Abstand", super wackelig - Hund steht am Ablauf auf noch festem Boden, setzt die erste Pfote in Richtung der ersten Sprosse - C&B (er kann ja am Ablauf zunächst stehen stehen bleiben); zieht die nächste Pfote nach - C&B, usw.
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: Genauso ist der anfang. Und dann entscheidet der hund, ob er weiter die leiter hinauf will oder ob er erst einmal an den anfang zurückgeht.
: Im grunde erhält der clicker bei solchen problemen die funktion eines "keep going signals". Darauf konnte ich im buch nicht mehr eingehen (besser gesagt, ich habe kapitelweise kürzen müssen). Dafür kann man ganz bewusst ein extra signal einführen. Dessen bedeutung ist - "so ist es richtig, mach es genau so weiter. Wenn das signal aussetzt, machst du einen fehler." Richtig über die erwünschte dauer befolgt, endet dieses signal in einer bestärkung. Das ist gerade in der entfernung zum hund sehr hilfreich. (erprobt wurden solche techniken bei delfinen, um sie mit einer haftladung zu einem gegnerischen u-boot zu dirigieren.)
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: Ich würde mich über weitere kritik sehr freuen, denn sie zeigt, wo missverständnisse entstehen. Nur wenn man sie kennt, kann man sie ausräumen.
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: tschüß Martin & Mirko