von Reinhold + Ayko(YCH) am 27. Oktober 2001 10:44
Hallo Sabine
du schreibst:
: wir haben das von Dir beschriebene Experiment mal mit einem
: Hund gemacht, der folgendes Problem hatte:
: Er hat gut gesucht, beim Auffinden das Opfer aber nur kurz
: abgeschnuppert, und wenn er weder sein Spieli noch
: Futter gewittert hat, ist er ohne Anzuzeigen wieder abgezogen.
: So nach dem Motto: "Lohnt sich eh nicht hier zu bellen, der
: hat ja nix dabei, was für mich interessant wäre."
Da bist du haarscharf am Kern des Themas! Ich habe einen Clickerhund,
d.h. einen Hund mit dem ich schon 4 Jahre lang Clickertraining betreibe.
Der "denkt" nicht mehr so, wie du hier schreibst, denn ich habe ihm oft
genug bewiesen, dass es auch Futter für ihn gibt, wenn ich nichts dabei
habe. Ich erzähle das Beispiel immer wieder, also auch hier noch einmal:
Ich stehe mit leeren, nach außen umgestülpten Hosentaschen im
Garten und sage zu ihm: "Gib Laut". Er bellt, obwohl er weiß, riecht
und sehen kann, dass ich kein Futter dabei habe. Er bellt, ich clicke,
(mit dem Clicker der in meiner Hand verborgen ist). Daraufhin gehen
wir schwanzwedelnd zum Kühlschrank und holen das Rinderfilet heraus,
die Truthahn-Leber oder den Geramont. Ein Vorgehen dieser Art ist
unverzichtbar für jeden Clickerhund !!!! Er muss lernen, dass es
sich lohnt zu bellen, auch wenn Herrchen kein Futter dabei hat.
Genau das Gleiche gilt für das Spielzeug. Wenn der Hund im
Garten auf mein Hörzeichen hin bellt, wird geclickt und wir
gehen gemeinsam ins Haus und holen sein Spielzeug aus dem
Schrank.
Nichts anderes geschieht, wenn man einen RH-Hund nach der von
mir beschriebenen Methode aufbaut. Anfänglich versteckt man das
Spielzeug bzw. die Futterdose an einer Stelle, die der Hund nicht
erreichen kann. Man kann z.B. beides in eine Tüte stecken, die
man hoch an einen Baum hängt. Der Hund muss das Opfer suchen
und das Opfer verbellen bis es "click" macht. Seine Bestätigung kriegt
er nur dann, wenn er sich am Opfer-Fundort richtig verhält: Bellen und
nicht weglaufen, den richtigen Abstand zum Opfer einhalten.
Die Tüte im Baum anbellen ist sinnlos, das führt nicht zum Erfolg.
Nach dem "Click" beim Opfer ist die Übung beendet, dann kann
das Opfer aufstehen, zur Futterdose oder zum Spielzeug marschieren
und den Hund belohnen.
So schlägst du zwei dicke Fliegen mit einer Klappe:
a) Der Hund lernt den menschlichen Geruch zu suchen, nicht die
Futterdose bzw. das Spielzeug. Ein Clicker riecht zwar
theoretisch auch, aber man kann variieren: Mal hat das Opfer
den Clicker dabei, mal hat der HF den Clicker dabei.
Bei diesem Vorgehen hast du immer die Kontrolle darüber,
was dein Hund sucht, ---- ob er das Signal "such und hilf!" auch
richtig mit der Suche nach menschlicher Witterung verknüpft.
Er soll eine Person suchen und finden und sonst nichts,
weder Futterdose, noch Spielzeug. Für die Trümmerprüfung
läßt sich dieses Vorgehen wunderbar ausbauen: Dort soll der
RH-Hund offen aufgestelltes Futter ignorieren und die Opfer
suchen.
b) Er lernt, dass Bedrängen sinnlos ist, es wird nämlich nur dann
geclickt, wenn er ca. 40 cm Abstand zum Opfer dauerhaft
einhält. Das kann man mit richtigem Clickereinsatz wunderbar
shapen. Ich kann wunderschön beobachten, wie mein Setter
bei der Anzeige seinen Abstand zum Opfer geringfügig
variiert, damit sucht er deutlich sichtbar den richtigen
Abstand zum Opfer. Er hat gelernt, dass er sowohl Bellen muss
als auch einen gewissen, nicht zu kleinen und nicht zu großen
Abstand zum Opfer einhalten muss, nur dann kommt er zum Erfolg,
sprich zum "Click". Er ist bei der Anzeige weder auf die
Futterdose, noch auf sein Spielzeug fixiert. Bei der Anzeige
konzentriert er sich aufs Bellen und achtet auf seinen Abstand
zum Opfer.
Und genau das ist es doch, was wir von ihm wollen. Oder etwa nicht?
Erst nach dem "Click" denkt der Hund an seine Belohung.
Dann aber mit aller Macht !!! :-))))
Das erkenne ich am Schwanzwedeln, seine Frequenz ändert sich
deutlich! :-)
Soweit nochmals zu den Vorteilen eines sekundären Bestärkers
in der RH-Arbeit. Ich hoffe meine Beobachtungen klar und deutlich
beschrieben zu haben. Meine durchweg positiven Erfahrungen damit
haben mich bewogen, diesen Thread zu beginnen. Viele der hier
in diesem RH-Forum beschriebenen Probleme wären gar nicht
entstanden, hätte man man die RH-Hunde richtig mit einem sekundären
Bestärker aufgebaut, anstatt - wie üblich - direkt zu bestätigen.
Übrigens:
Wenn der Hund das Opfer verlässt, wird auf keinen Fall geclickt,
um ihn wieder herzuholen. Stattdessen, sagt das Opfer am besten
wie im Clickertraining allgemein üblich "falsch" und bricht die
Übung sofort ab. Das heißt das Opfer steht auf und geht weg,
ohne den Hund zu weiterhin zu beachten.
Es sollte dann aber nach einigen Minuten Pause (wichtig!!!!)
eine neue, einfache, angereizte Anzeige folgen, am besten mit einer
anderen Opferperson, bei der der Hund dann wieder einen Erfolg
haben kann.
Eine abgebrochene, falsche Übung und nach einer Pause eine
richtige Übung, beides zusammen ist für den Hund eine wichtige Lektion !
Lektion meine ich hier ausschließlich im positiven Sinne!
Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko