Total ängstlicher Hund :: Clickertraining

Total ängstlicher Hund

von Dagmar(YCH) am 14. Dezember 1999 14:12

Hallo Clickergemeinde !

Ich möchte mir mal wieder Anregungen oder Meinungen zu einem Hund einholen.
Ich arbeite derzeit mit der Rhodesian Ridegback Hündin Rheika, 2,5 Jahre alt. Keine Frage, das bei der Sozialisierung des Hundes etwas schief lief als sie mit 15 Wochen zu ihrer heutigen Familie kam. Aber das sind alte Kamellen und wir sind nun daran das Leben für Rheika wieder lebenswerter zu gestalten. Aufzuzählen wovor sie Angst hat würde lange dauern, wahrscheinlich ist es einfacher zu erzählen was ihr keine Angst macht.
Sie verträgt sich sehr gut mit anderen Hunden und auch allen anderen Tieren.
Eine generelle Lärmempfindlichkeit besteht nicht, denn sie folgt Herrchen am Rasenmäher. Aber sie schießt sich auf Geräusche ein, vor denen sie dann plötzlich (selbst am Vortag war noch alles okay) panische Angst zeigt, wie z.B:
Autoanlasser (fahren mag sie gerne)
Trillerpfeifen
Hupen
Kindergeschrei
Fernsehgeräusche

Sie hat Angst verschiedene Untergründe zu betreten. Nach einwöchigem Trainig geht sie jetzt in die Küche, vorher hat sie nie einen Fuß auf Fliesen gesetzt. Sie geht allerdings dabei schon so stockelig, das sie dann auch tatsächlich ausrutscht, was ihr wiederrum große Angst macht.
Wenn sie Angst bekommt, aus einem der oben genannten Gründe, dann bleibt sie den Rest des Tages in ihrem Korb.
Ach ja, Treppen geht sie nicht. Organisch ist der Hund in Ordnung.
Den Clicker findet sie klasse und sie arbeitet auch gut mit, bis die Angst kommt.

Wir arbeiten vorsichtig und immer nur so weit wie der Hund mag. Zwischendurch folgt Spiel, was ihr großen Spaß macht. Ich bin generell der Ansicht, daß der Hund schon eine solch eingeschränkte Umwelt hat, durch die Angst, daß ihr dringend geholfen werden muß.
Seit wir clickern hat sie keine neuen Angstobjekte asugeguckt, wobei vorher, bevor die Leute anriefen, fast täglich ein Geräusch dazu kam vor dem sie plötzlich Angst hatte.
Das der Hund notorisch unterbeschäftigt ist, habe ich den Leuten schon gesagt und sie arbeiten jetzt daran. Das ging sogar soweit, daß der Hund nur wenig trank damit er ja nicht raus muß. Erschreckend oder ?

Mit Hilfe des TA werden wir jetzt die Clickerarbeit mit Bachblüten unterstützen, damit Rheika von vorneherein gelassener an neue Situationen herangeht.

Habt ihr ähnliche Erlebnisse ? Oder gar Erfolge bei ängstlichen Hunden zu verbuchen ?
Eure MEinung interessiert mich sehr !

Bis dahin liebe Grüße
Dagmar & Lena


von Hanny(YCH) am 14. Dezember 1999 20:16

Hallo Dagmar!

: Das der Hund notorisch unterbeschäftigt ist, habe ich den Leuten schon gesagt und sie arbeiten jetzt daran. Das ging sogar soweit, daß der Hund nur wenig trank damit er ja nicht raus muß. Erschreckend oder ?

Kannst Du das einmal näher erklären? Ich meine, bekam der Hund extra wenig zu trinken oder trank er von sich aus zu wenig?

vielen Dank
Grüßle
Hanny & Co

von Carola(YCH) am 15. Dezember 1999 00:12

Hallo Dagmar,
ich mal einen Versuch machen, Euch aus der Ferne zu raten, vielleicht ist Dir das aber auch bekannt. Deine Schilderungen werfen allerding einige Fragen auf.


: Ich arbeite derzeit mit der Rhodesian Ridegback Hündin Rheika, 2,5 Jahre alt. Keine Frage, das bei der Sozialisierung des Hundes etwas schief lief als sie mit 15 Wochen zu ihrer heutigen Familie kam:

Was aber ist in über 2 Jahren mit dem Hund passiert, wie sind die Halter in der Zwischenzeit mit der Hündin umgegangen? Ich möchte hier um Himmels Willen niemandem etwas Böses unterstellen, Fehler passieren ja meistens eher unbewußt. Es ist unumgänglich hier den alltäglichen Umgang der Halter mit ihrer Hündin zu analysieren, bis ins Detail und korrigierend eingreifen. Du hast leider nicht geschrieben, ob Du bei den Haltern auch zu Hause warst. RR sind sehr spätreife Hunde, die Sozialisierungsphase verschiebt sich hier auch nach hinten und ich denke nicht, dass alle Ängste nur auf die ersten 15 Lebenswochen zurückzuführen sind.
RR allgemein und diese Hündin wohl besonders sind ausgesprochen sensible, um nicht zu sagen mimosenhafte Hunde, die sich jegliche Ereignisse, die bei ihnen emotionale Reaktionen auslösen(positiv wie negativ)in ihr elefantösen Gedächtnis eingraben und diese Erfahrungen später in unterschiedlichen, für uns nicht immer durchschaubaren Zusammenhängen in ihr Verhaltensrepertoire einfließen lassen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Ängstlichkeit der Hündin in ihrem zu Hause durch Konditionierung manifestiert hat.Die Ursachen hierfür herauszufinden, steht meineserachtens an erster Stelle. Ich habe einen 6 Monate alten RR- Rüden mit erheblichen Verhaltensauffälligkeiten aus dem Tierheim übernommen und er hat sich zu einem angenehmen Begleiter entwickelt. Will damit nur sagen, dass selbst in 6 Monaten Vorleben der Hund nicht unwiderruflich verkorkst war und auch viel ältere Tierheimhunde eine hervorragende Verhaltensänderung bei entsprechender Führung erfahren können.
Gewiß gehören die Angststörungen zu den am schwierigsten zu beeinflussenden Verhaltensauffälligkeiten. Sinvoll wäre hier vielleicht genaue Diagnsotik möglichst von einem in Verhaltenstherapie erfahrenen Tierarzt, um überschaubare Ängste bei einem hochgradig unsicheren Hund von echten Phobien mit Panikanfällen zu trennen und gegebenefalls medikamentös den Teufelskreis der Angst unterbrechen zu können, um den Hund für eine Verhaltensänderung überhaupt zugänglich zu machen.
Aber ich hoffe, so schwerwiegend ist der vorliegende Fall nicht.
An erster Stelle braucht die Hündin ein sicheres Auftreten ihrer Besitzer, die auch nicht unbedingt als "Trost" für ihre Angst und aus falschverstandener Fürsorge eine übertriebene Aufmerksamkeit, gepaart mit den besten Plätzen in Bett und Sofa zukommen lassen müsen.
Im Umgang mit Rheika sollte freundliche, unerschütterliche Gelassenheit und Konsequenz oberstes Prinzip sein. Ihre ängstlichen Reaktionen müssen die Besitzer ignorieren. Sollte sie bespielsweise Angst vor dem Küchenboden haben, sollte sie keinesfalls wortreich mit vorgehaltenem Futter hineingelockt werden.
Es genügt, wenn am Eingang mal ein besonderes Leckerchen liegt, welches sie sich selbständig holt, der Abstand von der Küchentür kann dann in kleinen Schritten allmählich gesteigert werden. Es muß unbedingt in kleinen Schritten gearbeitet werden ohne jegliche Ungeduld und vorschnelles Einwirken auf den Hund. Wenn sie keine schwere Neurose
hat, kann man sie so durch Versuch und Irrtum lernen lassen, manchmal hilft vielleicht die Leine dazu, um ihr über ungewohnte Untergründe zu helfen, aber wie gesagt nicht ständig aufgeregt locken oder sie gar ziehen. Das verstärkt ihre Angst und ich denke, da ist schon einiges passiert.
Was mich allerdings wundert, wieso die Hündin über 2 Jahre nicht in der Küche war ???-RR sind unglaublich verfressen!! Wo wird sie denn gefüttert? Oder habe ich da was falsch verstanden?

: Sie verträgt sich sehr gut mit anderen Hunden und auch allen anderen Tieren.:
Das wäre doch ein Ansatz: jegliches ungezwungene, freundliche und sichere Verhalten sollte man bestätigen.

: Eine generelle Lärmempfindlichkeit besteht nicht, denn sie folgt Herrchen am Rasenmäher. Aber sie schießt sich auf Geräusche ein, vor denen sie dann plötzlich (selbst am Vortag war noch alles okay) panische Angst zeigt, wie z.B:
: Autoanlasser (fahren mag sie gerne)
: Trillerpfeifen
: Hupen
: Kindergeschrei
: Fernsehgeräusche

Hier sollten die Situationen auch genau analysiert werden. Das klingt schon ein wenig nach "erlernter" Angst bei einem unsicheren Wesen.
Über die Möglichkeit einer akustischen Desensibilisierung sollte man sich ebenfalls mit einem TA beraten.

: Wenn sie Angst bekommt, aus einem der oben genannten Gründe, dann bleibt sie den Rest des Tages in ihrem Korb.

Dabei hat sie allerdings wohl zu viel Bestätigung durch ihre Besitzer erfahren. Wie beschäftigen sie den Hund?

: Ach ja, Treppen geht sie nicht.:

Organisch ist der Hund in Ordnung. :
Hier kann man die Treppenstufen mit Leckerchen belegen, RR sind in der Regel sehr verfressen.

: Den Clicker findet sie klasse und sie arbeitet auch gut mit, bis die Angst kommt.

: Wir arbeiten vorsichtig und immer nur so weit wie der Hund mag.:

Ihr solltet unbedingt VORHER aufhören(wie arbeitet Ihr genau?), nicht erst wenn Ihr merkt, dass die Motivation nachläßt oder Unsicherheiten auftreten, Schritte eben noch weiter verkürzen. RR halten nicht viel von zu häufigen Wiederholungen!!

: Zwischendurch folgt Spiel, was ihr großen Spaß macht. Ich bin generell der Ansicht, daß der Hund schon eine solch eingeschränkte Umwelt hat, durch die Angst, daß ihr dringend geholfen werden muß.

Ja unbedingt und den Haltern!

: Seit wir clickern hat sie keine neuen Angstobjekte asugeguckt:

Die Hündin guckt sich, glaube ich, keine neuen Angstobjekte aus, sie ist offensichtlich grundsätzlich ängstlich, den Angaben dieser Leute würde ich eigentlich nicht trauen.

: Das der Hund notorisch unterbeschäftigt ist, habe ich den Leuten schon gesagt und sie arbeiten jetzt daran. Das ging sogar soweit, daß der Hund nur wenig trank damit er ja nicht raus muß. Erschreckend oder ?

Grauenvoll. Allmählich gewinne ich eher den Eindruck, dass der Hund dringend in geeignete Hände sollte- auch wenn das jetzt hart klingt, aber die Entwicklung der Hündin ist haarsträubend!

: Mit Hilfe des TA werden wir jetzt die Clickerarbeit mit Bachblüten unterstützen, damit Rheika von vorneherein gelassener an neue Situationen herangeht.

Hilfreich fände ich auch Tellington Touch bei Angststörungen.

Bei ängstlichen Hunden sehe ich persönlich allerdings große Gefahren beim Clicker , hier ist die Fehlergefahr recht hoch und die Folgen schwerwiegender, ein falsches Timing und man wird um Lichtjahre zurückgeworfen.Übrigens würde ich die Besitzer, die offensichtlich über 2 Jahre der Angst ihrer Hündin ratlos zugesehen und sie mit Sicherheit auch verstärkt haben NICHT clickern lassen.
Das ist ihnen eher nicht zuzutrauen und wie gesagt, ich habe angesichts des bisherigen Lebens der Hündin da generelle Zweifel(s.o.).
So, bei dieser doch recht komplizierten Lage konnte ich Dir nur einige meiner Gedanken vermitteln, vielleicht sind Sie Anregung für Dich.
Ich hoffe, dass für die Hündin wirklich glückliche Tage kommen werden.
Und nochmal: nicht nur die Symptome am Hund behandeln, dann gibt es keine Heilung- ganzheitliche Betrachtungen sind hier dringend gefragt.


Herzliche Grüße
Carola

P.S.Schreib doch mal, wie es weitergeht(auch als mail an mich- mich würde auch die Herkunft des Hundes interessieren)
:
:


von Dagmar(YCH) am 15. Dezember 1999 10:49


Hallo Hanny !
:
: : Das der Hund notorisch unterbeschäftigt ist, habe ich den Leuten schon gesagt und sie arbeiten jetzt daran. Das ging sogar soweit, daß der Hund nur wenig trank damit er ja nicht raus muß. Erschreckend oder ?
:
: Kannst Du das einmal näher erklären? Ich meine, bekam der Hund extra wenig zu trinken oder trank er von sich aus zu wenig?
:

Der Hund hat natürlich den ganzen Tag Zugang zu frischem Wasser, drinnen und draußen. Aber sie säuft nur ganz wenig, damit sie nicht raus muß.
Ich höre auch das erste Mal davon und war ziemlich bestürzt.

Viele Grüße
Dagmar

von Elvira(YCH) am 15. Dezember 1999 10:54

Hallo Dagmar,
wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist eine RR-Hündin gemeint.
Alles mal außer Acht gelassen, meine RR-Hündin trinkt auch ausgesprochen wenig, höchstens (!) ein Mal am Tag.
Selbst im Hochsommer, außer aus Bächen etc., im Haus nur sehr sehr wenig.
Da ich mir auch darüber Sorgen gemacht habe, bin ich dazu übergegangen, ihr abendliches Futter in Wasser einzuweichen.
Wenn sie dann doch mal im Haus trinken will, im Leben nicht aus einem Napf.
Sie steht dann vor Toilette und macht sich bemerkbar und trinkt dann natürlich nur leicht fließendes Wasser.
Also, das mit dem wenigen Trinken scheint bei RR's wohl nicht allzu selten zu sein.

Beste Grüße
Elvira

von Dagmar(YCH) am 15. Dezember 1999 11:44


Hallo Carola !

Zuerst einmal vielen Dank für Deine Antwort. Genauso hatte ich mir einen Gedankenaustausch gewünscht.
Ich beantworte hier Deine Meldung, weil es vielleicht auch andere Leute interessiert.
Aber ich würde mich ebenfalls über einem Mailkontakt freuen.

ich mal einen Versuch machen, Euch aus der Ferne zu raten, vielleicht
ist Dir das aber auch bekannt. Deine Schilderungen werfen allerding
einige Fragen auf.

: Ich arbeite derzeit mit der Rhodesian Ridegback Hündin Rheika, 2,5
Jahre alt. Keine Frage, das bei der Sozialisierung des Hundes etwas
schief lief als sie mit 15 Wochen zu ihrer heutigen Familie kam:

Was aber ist in über 2 Jahren mit dem Hund passiert, wie sind die Halter
in der Zwischenzeit mit der Hündin umgegangen? Ich möchte hier um
Himmels Willen niemandem etwas Böses unterstellen, Fehler passieren ja
meistens eher unbewußt. Es ist unumgänglich hier den alltäglichen Umgang
der Halter mit ihrer Hündin zu analysieren, bis ins Detail und
korrigierend eingreifen. Du hast leider nicht geschrieben, ob Du bei den
Haltern auch zu Hause warst. RR sind sehr spätreife Hunde, die
Sozialisierungsphase verschiebt sich hier auch nach hinten und ich denke
nicht, dass alle Ängste nur auf die ersten 15 Lebenswochen
zurückzuführen sind.

Also, ich fahre grundsätzlich zu den Leuten nach Hause. Nur dort kann ich sehen, wie sich der Hund in gewohnter Umgebung oder auf den gewohnten Spaziergängen verhält.
Sicher ist, dass natürlich auch die Halter Fehler machen, aber ich finde es schon einen richtigen Schritt sich Hilfe zu besorgen. Wie Du weiter unten vermutest, lesen die Besitzer ihrem RR fast jeden Wunsch von den Augen ab. Wenn sie die Hündin ängstlich zeigt, ist fast sofort die ganze Familie zur Stelle. Daran arbeiten wir im Moment. Ich hab mir die Person die am engsten mit Rheika verbunden ist herausgesucht (der Mann) und gebe ihm auch schriftliche Ausführungen. Wir üben Gelassenheit und Konsequenz, ohne die Geduld zu verlieren oder wieder unpassenden Trost zu spenden.
Anfügen muß ich noch, dass wenn ich einen Hund besuche, ich darauf bestehe, immer alle Leute die mit dem Hund zu tun haben, an einen Tisch zu bringen.

RR allgemein und diese Hündin wohl besonders sind ausgesprochen
sensible, um nicht zu sagen mimosenhafte Hunde, die sich jegliche
Ereignisse, die bei ihnen emotionale Reaktionen auslösen(positiv wie
negativ)in ihr elefantösen Gedächtnis eingraben und diese Erfahrungen
später in unterschiedlichen, für uns nicht immer durchschaubaren
Zusammenhängen in ihr Verhaltensrepertoire einfließen lassen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Ängstlichkeit der Hündin in
ihrem zu Hause durch Konditionierung manifestiert hat.Die Ursachen
hierfür herauszufinden, steht meineserachtens an erster Stelle. Ich habe
einen 6 Monate alten RR- Rüden mit erheblichen Verhaltensauffälligkeiten
aus dem Tierheim übernommen und er hat sich zu einem angenehmen
Begleiter entwickelt. Will damit nur sagen, dass selbst in 6 Monaten
Vorleben der Hund nicht unwiderruflich verkorkst war und auch viel
ältere Tierheimhunde eine hervorragende Verhaltensänderung bei
entsprechender Führung erfahren können.

Genau das ist mein Problem. Ich bin mir sicher, hätte ich ab Morgen die Hündin bei mir daheim, dann würde es Schritt für Schritt aufwärts gehen. Aber ich kann leider nicht jeden Hund aufnehmen.

Gewiß gehören die Angststörungen zu den am schwierigsten zu
beeinflussenden Verhaltensauffälligkeiten. Sinvoll wäre hier vielleicht
genaue Diagnsotik möglichst von einem in Verhaltenstherapie erfahrenen
Tierarzt, um überschaubare Ängste bei einem hochgradig unsicheren Hund
von echten Phobien mit Panikanfällen zu trennen und gegebenefalls
medikamentös den Teufelskreis der Angst unterbrechen zu können, um den
Hund für eine Verhaltensänderung überhaupt zugänglich zu machen.
Dazu muß ich sagen, ich wohne in einer sehr ländlichen Gegend. Bei aller Liebe, ich habe einen tollen TA, aber auf die Frage wie viel Verhaltensforschung eigentlich ins Studium einfließt, sagte er ehrlich "null". Deshalb arbeiten wir eng zusammen und ich habe die RR auch über ihn kennengelernt. Die Halter vermuteten nämlich, ihr Hund sei behindert. Das konnte ich aber in der Zwischenzeit verneinen. Es ist nicht immer ganz einfach mit Menschen zusammen zu arbeiten (mit Hunden hab ich da weniger Probleme). Bin ich zu schroff rufen sie nie wieder an, dass tut mir einfach für den Hund leid. Ebenso schwierig ist es wenn sich nicht schnell genug (aus Haltersicht) Erfolge einstellen, hier ja Gott sei Dank die Küche, verlieren sie die Geduld.

Aber ich hoffe, so schwerwiegend ist der vorliegende Fall nicht.
An erster Stelle braucht die Hündin ein sicheres Auftreten ihrer
Besitzer, die auch nicht unbedingt als "Trost" für ihre Angst und aus
falschverstandener Fürsorge eine übertriebene Aufmerksamkeit, gepaart
mit den besten Plätzen in Bett und Sofa zukommen lassen müsen.
Im Umgang mit Rheika sollte freundliche, unerschütterliche Gelassenheit
und Konsequenz oberstes Prinzip sein. Ihre ängstlichen Reaktionen müssen
die Besitzer ignorieren. Sollte sie bespielsweise Angst vor dem
Küchenboden haben, sollte sie keinesfalls wortreich mit vorgehaltenem
Futter hineingelockt werden.

Rheika hat ein EIGENES Zimmer, mit Teppichboden ausgelegt. Dort steht der Freß- und Wassernapf und der Schlafkorb, sowie eine Hundesofa. Die Tür steht immer auf.
Wir haben angefangen, den Fressnapf einen Schritt weit in die Küche zu stellen. Anderweitige Futtergaben waren verboten. Am zweiten Tag hat sie mit den Vorderbeinen auf den Fliesen stehen gefressen. Danach hieß es, einen Schritt weiter den Napf entfernen. Usw.!

Es genügt, wenn am Eingang mal ein besonderes Leckerchen liegt, welches
sie sich selbständig holt, der Abstand von der Küchentür kann dann in
kleinen Schritten allmählich gesteigert werden. Es muß unbedingt in
kleinen Schritten gearbeitet werden ohne jegliche Ungeduld und
vorschnelles Einwirken auf den Hund. Wenn sie keine schwere Neurose
hat, kann man sie so durch Versuch und Irrtum lernen lassen, manchmal
hilft vielleicht die Leine dazu, um ihr über ungewohnte Untergründe zu
helfen, aber wie gesagt nicht ständig aufgeregt locken oder sie gar
ziehen. Das verstärkt ihre Angst und ich denke, da ist schon einiges
passiert.

Die Leine haben wir vermieden. Wie Du schon geschrieben hast, wollte ich sie selber dazu bringen, die Fliesen zu betreten, damit sie merkt, dass nichts geschieht.

Was mich allerdings wundert, wieso die Hündin über 2 Jahre nicht in der
Küche war ???-RR sind unglaublich verfressen!! Wo wird sie denn
gefüttert? Oder habe ich da was falsch verstanden?

Siehe oben, gefüttert wird sie in ihrem Zimmer. Sie war tatsächlich nicht in der Küche. Sie stand wenn es gut roch nur auf dem Flur und wimmerte. Meistens brachte man ihr dann einen Leckerbissen raus.......

: Sie verträgt sich sehr gut mit anderen Hunden und auch allen anderen
Tieren.:
Das wäre doch ein Ansatz: jegliches ungezwungene, freundliche und
sichere Verhalten sollte man bestätigen.

Das sehe ich genauso !

: Eine generelle Lärmempfindlichkeit besteht nicht, denn sie folgt
Herrchen am Rasenmäher. Aber sie schießt sich auf Geräusche ein, vor
denen sie dann plötzlich (selbst am Vortag war noch alles okay) panische
Angst zeigt, wie z.B:
: Autoanlasser (fahren mag sie gerne)
: Trillerpfeifen
: Hupen
: Kindergeschrei
: Fernsehgeräusche
Hier sollten die Situationen auch genau analysiert werden. Das klingt
schon ein wenig nach "erlernter" Angst bei einem unsicheren Wesen.
Über die Möglichkeit einer akustischen Desensibilisierung sollte man
sich ebenfalls mit einem TA beraten.

Wir werden dass sobald ich sicher sein kann, dass die Bachblüten einigermaßen anschlagen mit einer Casette in Angriff nehmen auf dem Autohupen aufgenommen wurde. Natürlich minimale Laustärke, dafür aber über langen Zeitraum und wahrscheinlich in ihrem Zimmer.
Die Fernsehabneigung ist z.B. nach Angabe der Halter nach ca. 1,5 Jahren aufgetreten. Dabei konnte mir niemand sagen ob zu diesem Zeitpunkt gerade Schüsse oder Musik oder was sonst zu hören war. Der Hund lag bis zu diesem Zeitpunkt an Herrchens Füßen. Verließ plötzlich ängstlich den Raum und verchwand im Hundekorb. Seitdem passiert das täglich wenn die Familie Fernsehn sieht. Die entscheiden sich nun, ob sie ihren Hund da haben wollen, dann guckt keiner, oder ob sie gucken, dann ist der Hund weg. Ich habe mir versichern lassen, dass der Ton auf normaler Lautstärke steht und nicht zu sehr dröhnt. Als nächstes plädiere ich dafür die Tür ihres Zimmers zu schließen und den Hundekorb erst einmal auf den Flur zu stellen wenn der Fernseher läuft.
Später dann ins Wohnzimmer.

: Wenn sie Angst bekommt, aus einem der oben genannten Gründe, dann
bleibt sie den Rest des Tages in ihrem Korb.
Dabei hat sie allerdings wohl zu viel Bestätigung durch ihre Besitzer
erfahren. Wie beschäftigen sie den Hund?

Bisher gar nicht. Früher waren vier mal am Tag Spaziergänge angesagt, die sich jetzt auf 1 bis 2 beschränken, da der Hund vor allen möglichen Sachen Angst hat und die Besitzer dann wieder umdrehen und heimgehen.
Sie stemmt sich in die Leine oder setzt sich einfach hin. Ist sie abgeleint, läuft sie alleine nach Hause.

: Ach ja, Treppen geht sie nicht.:
Organisch ist der Hund in Ordnung. :
Hier kann man die Treppenstufen mit Leckerchen belegen, RR sind in der
Regel sehr verfressen.

Mit Leckerchen konnte ich sie nicht mal überreden, den Vorraum der Treppe zu betreten. Dabei jammert sie wieder, weil sie wirklich sehr verfressen ist. ABER, da die Treppe aus Stein ist, ähnlich wie Fliesen, hab ich die Leute vorerst gebeten, Teppichfliesen auf die Stufen zu kleben. Wenn sie dem Hund ein eigenes Zimmer einrichten, sollte der Aufwand nicht zu groß sein. Wie gesagt, fremde Untergründe, bereiten ihr am auffälligsten Probleme.

: Den Clicker findet sie klasse und sie arbeitet auch gut mit, bis die
Angst kommt.
: Wir arbeiten vorsichtig und immer nur so weit wie der Hund mag.:
Ihr solltet unbedingt VORHER aufhören(wie arbeitet Ihr genau?), nicht
erst wenn Ihr merkt, dass die Motivation nachläßt oder Unsicherheiten
auftreten, Schritte eben noch weiter verkürzen. RR halten nicht viel von
zu häufigen Wiederholungen!!

Wie wahr. Ich musste ja zuerst testen, ob sie nicht vor dem Clickergeräusch Angst hat. Aber keine Bohne. Dann habe ich in enstpannter Situation (im Wohnzimmer) angefangen sie für ganz banale Dinge zu clicken z.B. Sitz oder Platz. Es hat ihr großen Spaß gemacht. Bisher hat der Hund außer Ballspielen in der Wohnung keine Ablenkung oder Beschäftigung. Mir war von Anfang an klar, dass hier nicht alles mit dem Clicker zu bewältigen ist. Aber ich möchte die Besitzer anleiten, ihren Hund auch mit dem Kopf arbeiten zu lassen. Meinetwegen kleine Kunststücke oder Tricks einzuüben. Wenn sie schon vorerst draussen aus Angst nicht toben mag oder rennen, dann muß sie wenigstens Denksportaufgaben haben. Die Angstkonflikte bestärke ich hin und wieder mit dem Clicker, aber in erster Linie arbeite ich mit den Besitzern aus, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten bzw. was sie ignorieren sollen.

: Zwischendurch folgt Spiel, was ihr großen Spaß macht. Ich bin generell
der Ansicht, daß der Hund schon eine solch eingeschränkte Umwelt hat,
durch die Angst, daß ihr dringend geholfen werden muß.
Ja unbedingt und den Haltern!

Wir arbeiten daran J) !

: Seit wir clickern hat sie keine neuen Angstobjekte ausgeguckt:
Die Hündin guckt sich, glaube ich, keine neuen Angstobjekte aus, sie ist
offensichtlich grundsätzlich ängstlich, den Angaben dieser Leute würde
ich eigentlich nicht trauen.

Durch einen ausgearbeiteten Fragebogen mache ich mir im Vorgespräch immer ein Bild. Da dann alle Familienmitglieder anwesend sind, kommt schon eine Menge Info zusammen. Lustig ist das jeder der Anwesenden eine Situation anders interpretiert. Das macht es nicht immer leichter aber manchmal kann man wie bei einem Puzzel, die Teilchen zu einem kompletten Bild zusammen fügen.
Für die Leute kommen Rheikas Angstanfälle meist ziemlich plötzlich. Sie beobachten den Hund aber in der Zwischenzeit auch mit Argusaugen.
Wenn sie gestern noch an spielenden Kinder ohne Zögern vorbeiging, dann tut sie es heute plötzlich nicht mehr und dann auch generell NIE mehr. Verständnishalber muß ich sagen, dass ich das noch nicht selber gesehen habe, denn ich beschäftige mich zu Anfang immer in reizarmer, gewohnter Umgebung. Aber nächste Woche, werden wir zusammen spazieren gehen.

: Das der Hund notorisch unterbeschäftigt ist, habe ich den Leuten schon
gesagt und sie arbeiten jetzt daran. Das ging sogar soweit, daß der Hund
nur wenig trank damit er ja nicht raus muß. Erschreckend oder ?
Grauenvoll. Allmählich gewinne ich eher den Eindruck, dass der Hund
dringend in geeignete Hände sollte- auch wenn das jetzt hart klingt,
aber die Entwicklung der Hündin ist haarsträubend!

Ich weiß. Die Leute sind wirklich nicht eklig oder fies zu dem Hund, sie behüten sie eher zu sehr und haben manchmal ihre eigene Meinung was Situationskonflikte angeht. Als Außenstehender hat man es da nicht immer leicht, weil ich ja nur 2 Std. die Woche präsent bin. Ich biete allerdings allen Haltern immer an, bei der Vermittlung eines Hundes zu helfen, wenn sie die Geduld verlieren oder den Hund nicht mehr wollen. Denn leider ist die Mehrzahl der Hundehalter da draußen nicht so wie die Leute hier im Board.

: Mit Hilfe des TA werden wir jetzt die Clickerarbeit mit Bachblüten
unterstützen, damit Rheika von vorneherein gelassener an neue
Situationen herangeht.
Hilfreich fände ich auch Tellington Touch bei Angststörungen.
Bei ängstlichen Hunden sehe ich persönlich allerdings große Gefahren
beim Clicker , hier ist die Fehlergefahr recht hoch und die Folgen
schwerwiegender, ein falsches Timing und man wird um Lichtjahre
zurückgeworfen.

Das ging aus meinen Text nicht eindeutig hervor, ich weiß. Aber der Clicker wir hier nur Unterstützend als Beschäftigungstherapie angeboten. Man kann sicher viel damit machen, erlebe ich immer wieder, aber in diesem Fall müssen auch grundlegende Änderungen im Verhalten der Halter erfolgen !
Also praktisch eine duale Therapie unterstützt von Bachblüten.

Übrigens würde ich die Besitzer, die offensichtlich über
2 Jahre der Angst ihrer Hündin ratlos zugesehen und sie mit Sicherheit
auch verstärkt haben NICHT clickern lassen.

Du hast sicher gedacht, dass ich die Leute gegen Rheikas Angst clickern lassen. Das tu ich nicht ! Aber sie sollen sich in erster Linie endlich mal sinnvoll mit ihrem Hund beschäftigen. Früher waren das die Spaziergänge die heute in eine Farce ausarten. Ich habe ihnen gezeigt und erklärt, sogar schriftlich was sie wie mit ihrem Hund spielerisch üben können. Dabei gibt es ein Zeitlimit von 10 Minuten täglich. Das sind immerhin 10 Minuten Spaß die der Hund noch vor 2 Wochen nicht hatte. Bei meinem nächsten Besuch sprechen wir dann durch, was wie geklappt hat und sie haben ja auch durchaus Erfolgserlebnisse und somit wieder Motivation. Ich denke einfach jede positive Beschäftigung schweißt Herr und Hund zusammen und das ist schon enorm wichtig.
Irgendwann steht man halt vor der Erkenntnis dass der selbe Hund bei mir wahrscheinlich einen Großteil der Problem nicht hätte, aber die HALTER lernen sollen ihren Hund möglichst richtig zu verstehen. Ich kann sie halt, wie schon oben erwähnt, nicht alle aufnehmen und deswegen schreibe ich mir auf die Fahnen
"Was ich weiß können auch alle anderen lernen, vielleicht nicht gleich schnell oder immer richtig, aber es wird besser." Damit hab ich dann die Gewissheit dass es wieder einem Hund besser geht. Immer mit dem erhobenen Zeigefinger durch's Ländle laufen, hat sich bei mir nicht bewährt. Natürlich muß ich hier einschränken, sehe ich dass ein Hund gequält oder mißhalndelt wird, dann schalte ich die Behörden ein, aber in Rheikas Fall versuche ich zu dolmetschen !

Das ist ihnen eher nicht zuzutrauen und wie gesagt, ich habe angesichts
des bisherigen Lebens der Hündin da generelle Zweifel(s.o.).
So, bei dieser doch recht komplizierten Lage konnte ich Dir nur einige
meiner Gedanken vermitteln, vielleicht sind Sie Anregung für Dich.
Ich hoffe, dass für die Hündin wirklich glückliche Tage kommen werden.
Und nochmal: nicht nur die Symptome am Hund behandeln, dann gibt es
keine Heilung- ganzheitliche Betrachtungen sind hier dringend gefragt.

Der Gedankenaustausch mit Dir hat mir großen Spaß gemacht Noch mal danke. Ich hoffe ich konnte die verfahrene Situation noch ein wenig besser darstellen.
Ich denke aber es ist nicht hoffnungslos.

P.S.Schreib doch mal, wie es weitergeht(auch als mail an mich- mich
würde auch die Herkunft des Hundes interessieren)

Ganz kurz zur Herkunft. Rheika wurde auf einem Gehöft weit außerhalb jeglicher Reize geboren und aufgezogen. Insgesamt 5 Hunde wurden dort von einer 84 jährigen Frau betreute, die nur ab und zu Besuch und Unterstützung ihrer Tochter bekommt. Rheika hat keine Papiere und hätte meiner Meinung nach nie aus Mitleid gekauft werden dürfen.
Am schlimmsten fand ich die Schilderung der Halter, dass sie den Welpen nach dem Kauf ins Wohnzimmer brachten und dann alle nach einiger Zeit in die Küche zum essen gingen.
Der Welpe ist ihnen nicht gefolgt sondern hat in der ganzen Zeit auf der Decke im Wohnzimmer gewartet !!!!!
Ich finde das sagt schon einiges.

So jetzt müssen aber meine Beiden erst mal raus.
Viele liebe Grüße
Dagmar

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