: Hallo alle zusammen,
: ja, ich habe auch Epilepsie.Ich bin jetz 22 Jahre alt und das ganze ist noch gar nicht so lange her.Ich studiere im 7.Semester Medizin und bei mir ist die Krankheit auch ganz plötzlich aufgetreten.Ich stand morgens in der Uni Bibliothek und wollte mir eigentlich nur ein paar Bücher ausleihen.Da ist mir plötzlich ganz komisch geworden,so ein schwindliges Gefühl kam in mir auf.Und ich bekam solche Angst.Ich bin dann umgefallen und merkte, daß mein ganzer Körper sich krampfte.Ich bekam keine Luft und mein Speichelfluß erhöhte sich dermaßen, daß ich Schaum vor den Mund bekam.Ich bekam das alles mit und kann im nachhinein die Angst immer noch nicht vergessen, die ich hatte.Ich dachte,ich müßte sterben.Die Leute ringsum reagierten total erschrocken und es ging wohl auch eine leichte Panik um. Es sind wohl einige Minuten vergangen, bis mir jemand geholfen hat....und das in einer medizinischen Bibliothek mit Medizinstudenten aus jedem Semester.Naja, ich kam dann gleich 3 Häuser weiter in die Klinik und wurde nach ein paar Tagen wieder entlassen.Aber in ein ganz verändertes Leben.Ich muß Streß vermeiden,darf nicht tauchen, keine Extremsportarten, ich muß mein ganzes Leben nur noch vorsichtig sein.Ich muß ständig Tabletten nehmen und einfach immer nur aufpassen.Ich hasse diese Krankheit und mich selber dafür, daß ich sie habe.Ich hatte bisher 7 große Anfälle und mehrere kleine Attacken.Mittlerweile bin ich doch ganz gut auf Medikamente eingestellt und die Anfälle haben sich gegeben.Am schlimmsten für mich, war jedoch das Gerede der Leute.Ich studiere an einer recht kleinen Uni, und so hat sich sowas natürlich rumgesprochen.Naja, ich denke, irgendwann werden die Leute ja auch mal wieder aufhören zu reden.Ich muß wohl mit dieser Krankheit leben, aber ich komme mir selber schwach vor, daß ich soviel Rücksicht auf mich nehmen muß........und irgendwo im Hinterkopf habe ich immer das Gefühl, versagt zu haben.
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liebe julia!
ich kann dir voll und ganz nachfühlen, da ich an der selben krankheit wie du leide. ich muss sagen, dein brief hat mich sehr bewegt.
mein erster anfall hatte ich am 24. april 98 und bin 16 jahre alt. mein gott, ich werde diesen tag nie vergessen, es war das schlimmste erlebnis meines lebens!!! es war ungefähr so wie bei dir. ich habe die generalisierte tonische epilepsie mit anschliessenden grand-mal anfällen. das heisst, es geschieht immer von der gleichen stelle aus (im gehirn), so dass es bei mir auch mit starken zuckungen beginnt, so, dass mein kopf sich immer weiter und verkrampfter nach rechts dreht, bis ich zu boden falle und irgendwann mein bewusstsein verliere. wie du dachte auch ich beim ersten mal, ich stürbe.
bei mir war es zum glück beim mittagstisch, so dass mir sofort geholfen werden konnte: mein vater rufte gleich drei ärzte auf einmal, ein mit blaulicht blinkender wagen kam mit einem kameramann usw! der horror!!! zum glück hab ich nicht alles mitbekommen. danach musste ich für eine nacht in den spital, wo sie eeg's etc machten (magnetresonanz, physische untersuchungen...). das hiess ja da noch nicht, dass es epilepsie war, also bekam ich auch noch keine medikamente. doch später hatte ich noch drei anfälle, bis ich endlich medikamente bekam. tegretol, 800 mg.
ich kann damit jetzt auch leben wie ein normaler mensch, doch anfangs hatte ich auch starke psychische probleme.
ich darf auch nicht tauchen, keine extremsportarten, kann niemals pilot oder so was ähnliches werden, darf nie bangee-jumping oder so was, kein jahrmarkt,... auch wenn ich länger in die nacht in den ausgang gehe, bekomme ich am nächsten tag petit-mals. so dass ich eigentlich immer um mitternacht ins bett sollte. ist auch scheisse!!!
aber dafür sollst du dich nicht hassen! ich weiss, man fragt sich immer, wieso nur ich. doch das ist halt nun mal schicksal! wir sollten dankbar sein, dass es solche medikamente gibt, denn früher wurden epileptiker als behindert erklärt und an ein bett gefesselt. die bekamen so viele anfälle pro tag, so dass das gehirn das mit der zeit nicht mehr mitmachte und "hopsging".
das wegen den vielen leuten in deiner uni, die tratschen, ist eine schlimme sache. wenn ich dich wäre, würde ich mal einen vortrag über epilepsie machen, was ich auch getan habe (ohne dass die andern wussten, dass ich betroffen bin).
du darfst dich deswegen nicht hassen!!! du kannst nichts dafür, das ist schicksal!!!!
naja, ich hoffe, meine zeilen haben dich etwas getröstet. ich würde mich freuen, mal was von dir zu hören!
liebe grüsse stefanie:
surisodrom@gmx.de
ps: wohne in der schweiz