von andreas(YCH) am 29. Oktober 2001 08:11
Hallo,
ein paar Zeilen zum Schwizgebel:
Daniel Schwitzgebel ist ein schweizer Biologe und Verhaltenskundler und hat sich dabei im Bereich Schäferhunde besonders engagiert. Allzuviele deutschsprachige Werke -außer seinem- über den Einsatz von E-Geräten bei der Hundeausbildung gibt es im übrigen nicht oder sind mir zumindest nicht bekannt.
Meiner Meinung ist das Buch nicht unbedingt ein Muß für Jedermann, allerdings sehr wohl für alle, die mit E-Geräten arbeiten.
Das Buch beschäftigt sich mit einer ganzen Reihe von Themen, von Trainingshilfsmitteln über Lernverhalten, Motivation und Ausbildung der wesentlichen Kommandos. Man muß es meiner Meinung deshalb nicht lesen, weil ein Großteil des Infos in vielen anderen Werken ebenfalls behandelt werden oder im www. verfügbar sind, insbesondere was das Thema Konditionierung betrifft. Da sind die Clickereinführung von Martin Pietralla bei Yorkie, bei www. cklicker.de und Martins Seiten an der Uni Ulm auch sehr umfassend.
Fazit: Das Buch ist ein gutes Buch, aber ob es einem die 69.- DM wert ist, muß sich jeder selbst überlegen. Lediglich für diejenigen, die an Training mit E-Geräten denken, dürfte es unabdingbar sein.
Schwitzgebel sieht den wesetlichen Teil der Hundeausbildung ebenfalls im Bereich der positiven Bekräftigung im Rahmen klassischer und operanter Konditionierung.
Um aber zu dem von Dir behaupteten grundsätzlichen Begrüßung der Verwendung von E-Geräten zu kommen, möchte ich Dir ein paar Passagen zitieren:
"Allerdings beziehen sie sich auf die häufigste, denkbar schlechteste Art, solche Hilfsmittel einzusetzen. Nämlich auf den Einsatz von Strom in hohen, schmerzhaften Intensitäten zur Bestrafung von unerwünschtem Verhalten.Bei der Verwendung als Strafreiz gilt als sicher, dass exzessiv eingesetzter Strom zu den erwähnten negativen Auswirkungen führt."
"Ganz anders sieht das Verhalten bei Anwesenheit eines Artgenossen aus. Ein Elektroschock von identischer Intensität löst unter diesen Bedingungen aggressives Verhalten aus. Die stimulierte Ratte greift das andere Tier unverzüglich an. (hier wurden Versuche bei Ratten gemacht).
Ähnliche Beobachtungen haben schon viele Hundehalter gemacht, die einem landläufigen Rezept folgend, versucht haben, mit Schlägen oder Tritten intensiv raufende Hunde zu trennen. Anstatt den Hund zu hemmen....bewirken die unangenehmen Einwirkungen im Gegenteil eine Steigerung der Aggressivität der beiden Kontrahenten".
"Trotz Unterschieden ist damit zu rechnen, dass Beutefangverhalten durch Strafreize nicht nachhaltig beeinflußt werden kann. Viele Hunde, die mit äußerst schmerzhaften elektrischen Reizen konfrontiert werden, verfolgen nach kurzer Zeit erneut flüchtende Objekte. Andere sind selbst mit hohen Stromintensitäten nicht an der Jagd zu hindern. Ich erinnere mich an einen roten Cockerspaniel, der beim Verfolgen von Autos starke elektrische Stimulationen von 10 Sekunden Dauer hinnahm, ohne auch nur die geringsten Anzeichen von Hemmung zu zeigen."
"....gibt es Aktivitäten der Hunde, deren biologische Funktion für das Überleben des Stammvaters Wolf so bedeutungsvoll war und ist, dass bei deren Ausführung eine gewsse Unempfindlichkeit gegenüber dem gleichzeitigen Auftreten unangenehmer Ereignisse unabdingbar ist. Bei der Jagd, insbesondere auch auf grosse wehrhafte Beutetiere, müssen Wölfe bisweilen Huftritte oder Horn- und Geweihstösse in Kauf nehmen. Würden diese sicher sehr schmerzhaften Erfahrungen dazu führen, dass ein betroffener Wolf nicht mehr jagen würde, wäre die Art Wolf schon längst ausgestorben. Diese relative Schmerzunempfindlichkeit im Zusammenhang mit Jagdverhalten findet sich als Ahnerebe auch in vielen Haushunden wieder"
Viele Grüße,
andreas