Lieber Heiko,
Das, was Du an Maßnahmen für deinen Hund schilderst, sind bewährte, leider von vielen "Hundlern" wenig beachtete Feinheiten im Umgang mit ihrem Hund, um die Rangordnung subtil zu festigen. Wie Daniel bereits betont: all zu oft werden Symptome (ich ergänze: kurzfristig über gewaltbetonte Einwirkungen) behandelt, ohne die Ursachen - ein gestörtes Verhältnis zwischen Mensch und Hund - zu beseitigen. Eine neue Methode oder ein neues Verhaltenssystem ist C.A.R.E. mit Sicherheit nicht. Es handelt sich um neue Begriffe für Altbewährtes, was nichtsdestotrotz leider nur selten umgesetzt wird. U.a. Aldington beschreibt seine "Drei-Wochen-Kur", um aus dem Gleichgewicht geratene Mensch-Hund-Beziehungen wieder "ins Lot zu bringen"; sein Prinzip ist vom gedanklichen Gerüst ähnlich konzipiert.
Die Kurzdarstellung von C.A.R.E., wie sie im Hundeforum (www.hunde.ch) am 10.01.1999 publiziert worden ist, halte ich in dieser Form übrigens für sehr gefährlich: gefährlich deshalb, weil die einzelnen Aussagen (auch Daniel scheint sich dieser Gefahr bewußt gewesen zu sein) einer genauesten Erläuterung bedürfen, um nicht falsch verstanden und falsch umgesetzt zu werden (wie Daniel auch betont). In meinen folgenden Aussagen kann ich daher nur von dem ausgehen, was ich gelesen und wie ich es verstanden habe.
Das sog. "Clearing" (nennen wir es einfach "Klären der Rangordnung"
, über einen längeren Zeitraum und falsch umgesetzt, kann einen weichen Hund demoralisieren, weil ihm jegliche Sicherheiten genommen werden, an denen er sich in seinem Verhalten orientieren kann. Ich kenne es: ein Hund, dem ich zuvor alle Sicherheiten und die Integration in ein (Mensch-Hund-)Rudel verweigert habe, wird mit Sicherheit hinterher um so freudiger alles tun, was ich ihm an Zusammenarbeit mit mir biete, weil er nicht anders kann. Das genetische Erbe eines Hundes "sagt" ihm, dass er alleine nicht überlebensfähig ist, folglich tun Hunde fast alles, um in Gemeinschaft sein zu können. Dieses Phänomen nutzen leider viele Hundesportler, hier kann ich einen Bekannten zitieren: "Ich lasse meinen Hund absichtlich die ganze Woche im Zwinger, was meinst Du, wie d e r samstags läuft auf'm Platz, astrein!" Der Hund läuft tatsächlich a s t r e i n, klar, er hat ja auch sonst nichts. Du hast einen Terrier, gut, der steckt das etwas lockerer weg als ein Collie, ein Belgier oder andere stark auf den Menschen bezogene Rassen. Und gerade die können sehr subtil (submissiv-)dominant sein...
Meine Erfahrung mit Hunden ist: beide Phasen, die Klärung der Rangordnung u n d die Erziehung (ob neu oder vertiefend) lassen sich problemlos parallel durchführen. Problemlos heißt: der H u n d hat damit keine Probleme. Probleme ergeben sich möglicherweise für den Menschen: die Anforderung an den Hundeführer sind nichtsdestotrotz sehr hoch, vielleicht noch höher als bei der zeitlichenTrennung: Konsequenz, Ruhe, Konzentration auf sich selbst und die eigenen Kommunikationsfehler im Umgang mit dem Hund (die letztendlich zu dem Status Quo geführt haben) sind zwingend notwendig. Der Vorteil gegenüber dem beschriebenen C.A.R.E. ist, dass der Hund sich in einem entspannten Feld neu orientieren kann (und er wird es, wenn man ihm neue Verhaltensregeln setzt).
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit deinem "wilden Feger",
viele Grüße
Heike