Hi Ph,
: Wenn ich ein Kind habe das Tennisspielen lernt, und das unbedingt ein Spielzeug möchte und ich zu ihm sage, komm noch ein Schlag und jetzt noch ein ganz fester und wenn Du den nächsten volle pauer bringst, dann bekommst Du das Spielzeug, dann ist das auch Zwang.
Naja, dann ahst Du einen sehr weiten Begriff von Zwang. Ich würde es lernen über positive Motivation nennen (wobei beim Menschen sowas schnell zur Bestechung ausartet, da Menschen ja bekanntlich auch anders als über Konditionierungen, nämlich durch Einsicht lernen können, Hunde ja wohl eher nicht
). Nur aus dem Konflikt mit "Lernen aus Einsicht" kann bei obigem Beispiel ein Problem entstehen. Im übrigen sind Kinder im Leistungssport meiner Erfahrung nach am einfachsten über den Wettbewerbsgedanken (Nicht "Noch eine Runde laufen, dann bekommst Du ein neues PC-Spiel", sondern "Wer von euch kann denn eine Runde unter xy Sek. laufen" - funzt ganz toll) zu motivieren. Aber ich schweife ab. Im übrigen zeigt Dein Beispiel mit dem Kind, daß Du tatsächlich die Hunde in gewissem Sinne "vermenschlichst" - der von Dir beschriebene Effekt kann ich beim Menschen natürlich einstellen - beim Hund jedoch nicht!! Er will sein Beuteobjekt, fertig aus. Überdrüssig wird er dessen nur, wenn ich es zu oft für Dinge einsetze, die er eigentlich grade nicht machen will, z.B. zu oft mit einem Spielzeug versuche, ihn an ein Angstobjekt hinzullocken. Oder wenn er es irgendwann langweilig findet, weil es immer zu haben ist. Das sind aber alles Fehler des HF.
Wenn ich es dagegen gezielt als Belohnung einsetze habe ich noch nie "gedrückte Hunde" im Resultat gesehen - schon mal Hunde, die sich null um ihr spielzeugchwenkendes Herrchen scheren, aber das hat mit mangelnder Bindung zu tun und falschem Aufbau der Übung, siehe oben. Gedrückte Hunde sehe ich dagegen oft am Stachler neben Menschen herschleichen, die sich stolz im Besitz einer SchH3 sonnen und immer betonen, wie toll ihr Hund hier seinen Trieb ausleben darf (ja, und dann braucht man Stacheldraht/TT am Hetzarm, um ihn wieder aus dem Trieb zu kriegen...) - liebe VPGler, wer sich davon nicht angesprochen fühlt, umso besser, der hat offenbar verstanden. Leider sehe ich immer noch genügend Exemplare dieser Art auf Plätzen rumlaufen.
:Hätte man den Zwang anders gemacht, so könnte es sich immer noch über das Spielzeug freuen.
Ja, und außerdem hätte er während des Einsatzes von Zwang ziemliche Schmerzen erleiden müssen, die sich im besten Falle (und der tritt leider selten ein) nachher nicht in gedrücktem und ängstlichen Übungsausführen äußern. Trotzdem hat ein Wirbeltier unnötige Schmerzen erlitten, und da wären wir wieder am Punkt Moral und Ethik (weil der über positive Motivation gearbeitete Hund beim Training keine Schmerzen hatte und nachher ebenfalls freudig mitmacht).
Und genau das sehe ich bei vielen solchen Hunden, sie fallen in ein Loch und können sich fast ein Leben lang nicht mehr erholen.
Komisch, hab ich noch nie gesehen. Beispiele? Im Idealfall ist Ausbildung über positive Motivation ein Spaß für Herr und Hund. Bei Zwang ist es zumindest zeitweise kein Spaß für den Hund (denn daß Schmerzen am Hals fühlen Spaß macht erzählt mir keiner).
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: Zudem schaffst Du ein Platz durch deine Körperhaltung fast nicht ohne Zwang, was wichtig zu beachten wäre bei einem jungen Hund. Der muss zuerst lernen, dass unsere Körperhaltung nicht Zwang bedeutet und wenn er das mit der Übung zusammen lernt, so ist das schlecht verknüpft.
Verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Platz erarbeite ich beim Welpen, indem ich jedes hinlegen seinerseits mit "platz" und Belohnung kommentiere. Funktioniert sehr schnell, da sich ein junger Hund oft hinlegt... außerdem läuft er mit den Großen mit, die sich natürlich alle auf Kommando legen - oft macht Mini einfach gleich mal mit. Zur Körperhaltung: Beim Welpen gehe ich meist mit in die Hocke, bei unsicheren großen Hunden auch. Ins Platz "gezogen" (ohne Körperberührung, also metaphorisch zu verstehen) wird der Hund mit Leckerchen vor der Nase. Manche nehmen dabei den Hintern nicht runter - da kann man dann statt runterdrücken (was tatsächlich Zwang wäre) von außen eingreifen, indem man den Hund unter zum dach aufgestellte Beine ins Platz lockt, aus dem Spiel heraus. Bisher hat es jeder nach spätestens 15 Wiederholungen (und das war Flocke, die einfach ein bißchen dusselig ist) kapiert, ohne daß ich ihn/sie einmal angefaßt oder sonstwie unter Druck gesetzt habe. Futter mögen sie alle immer noch, genauso wie ihren Ball. Im übrigen dürfen die Hunde natürlich auch für sich spielen - aber eben nicht mit DEM Ball. Das ist meiner, und der fliegt nur beim Üben.
Liebe Grüße
josh